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Im Fernsehen läuft gefühlte fünfmal die Woche "Tatort", diverse deutsche Krimiserien gibt es ebenfalls zuhauf, so dass sich natürlich die Frage stellt, ob es noch einen deutschen Gangsterfilm für die große Leinwand benötigt. Autor und Regisseur Nikolai Müllerschön hat zwar seinerzeit mit "Der Rote Baron" ganz passabel vorgelegt, doch das Genre dürfte er mit seinem Streifen wohl kaum revolutionieren.

Nach 16 Jahren Knast ist Harms (Heiner Lauterbach) endlich ein freier Mann und knüpft an alte Verbindungen (Helmut Lohner, Axel Prahl, Martin Brambach) an, während er die Prostituierte Jasmin (Valentina Sauca) kennen lernt. Als ihm der dubiose Dr. Knauer (Friedrich von Thun) einen lukrativen Job, nämlich die maximale Beute von fast 100 Millionen aus der Bundesbank in Aussicht stellt, entschließt er sich mit seinen Jungs zu einem letzten großen Coup...

Der Titelgebende ist ein reines Abziehbild internationaler Genre-Ikonen: Schweigsam, harte Schale mit weichem Kern und immer mit Hut und Kippe im Mundwinkel unterwegs.
Das untermauern bereits die ersten Szenen, als Harms am letzten Tag im Knast einige Insassen verprügelt, da diese wiederum seinem Zellengenossen übel mitspielten.
Die Marschrichtung wäre also eigentlich klar, nur kann sich Müllerschön nie so recht zwischen Milieustudie und Heist-Movie entscheiden.

Zwischen Imbissbude, schmieriger Kneipe und Hotelzimmer werden Vorurteile gegenüber Ausländern geschürt und wieder neutralisiert, dazwischen wird über Vorgänge für Hartz IV geplaudert, viele Randfiguren haben ihre eigenen Probleme, nur die Planung des Überfalls lässt recht lange auf sich warten und wird viel zu oberflächlich angerissen.
Der Coup selbst läuft schließlich einigermaßen temporeich vonstatten, wobei sich leider kaum überraschende Wendungen ergeben und einige Fragen in Sachen Figurenkonstellation unbeantwortet bleiben.

Dank des namhaften Schauspielensembles wird es allerdings nie langweilig, denn Lauterbach verkörpert den Harms mit einer unsäglichen Schnottenbremse sehr nuanciert und mit viel Fingerspitzengefühl, Brambach neigt zwar ein wenig zum Overacting, doch Prahl gibt sich angenehm bodenständig. Von Thum ist wie gewohnt souverän und ein Urgestein wie Helmut Lohner glänzt allein durch seine Präsenz.

Dennoch leidet der Streifen unter einem zu unausgegorenem Drehbuch, welches frische Ideen vermissen lässt, da sogar eine Szene relativ dreist von "Stirb Langsam" abgekupfert ist.
Wenn es zu kurzen Actioneinlagen kommt, fallen diese zwar ruppig und einigermaßen blutig aus, denn mit diversen Kopfschüssen, zertrümmerter Hand und ausgeschlagenen Zähnen geht es für deutsche Verhältnisse fast schon brutal zur Sache.
Unterm Strich jedoch ein nur mäßig spannender Film, den man irgendwann als Fernsehbeitrag mitnehmen kann, - sofern man denn auf fast typisch deutsche Hausmannskost steht.
5,5 von 10

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