Nach "Schweigen der Lämmer" und "Hannibal" war es nur eine Frage der Zeit, bis "Roter Drache" ebenfalls mit Anthony Hopkins als Hannibal Lecter verfilmt wird. Dass der Stoff schon einmal auf Zelluloid gebannt wurde, ist sicherlich weitestgehend bekannt, nur fehlte eben in der alten Version die diabolische Darstellung des Kannibalen durch besagten Mr. Hopkins.
Ein skrupelloser Killer hat schon zwei ganze Familien bestialisch umgebracht, und alles deutet darauf hin, daß diese nicht die letzten waren. Da das FBI in der Klemme steckt, wird kurzerhand Will Graham reaktiviert, dessen Talent, sich in die Psyche der jeweiligen Killer zu versetzen über das normale Maß hinausgeht. Er war für die Festnahme von Hannibal Lecter verantwortlich. Genau dieser ist es, der Graham bei seinen Ermittlungen unterstützen soll. Eine Jagd gegen die Zeit beginnt...
Es ist erstaunlich, was für eine Starbesetzung Brett Ratner für "Roter Drache" mobilisieren konnte. Mit Edward Norton, Harvey Keitel, Ralph Fiennes und Anthony Hopkins kann der Film mit der Speerspitze von Hollywoods Star - Riege aufwarten. Nach dem Ansehen weiß man aber auch warum, denn eine Glanztat ist "Roter Drache" wahrlich nicht. So waren die Stars vonnöten, um die Leute ins Kino zu locken und über die langweilige Inszenierung hinwegzutrösten. "Schweigen der Lämmer" war genial, "Hannibal" konnte wenigstens noch mit überragenden Aufnahmen und Ridley Scotts interessantem Stil aufwarten, aber "Roter Drache" hat nichts dergleichen. Zwar ist der Film nicht schlecht, aber völlig uninteressant. Eine Spannungskurve gibt es eigentlich nicht, lediglich das Finale vermag zu fesseln.
Die Schauspieler liefern insgesamt eine gute Performance ab, wobei man sagen muß, daß Edward Norton eigentlich zu jung für die Rolle des Will Graham erscheint. Sehr gut war allerdings die Darstellung des Jack Crawford durch Harvey Keitel, der von Film zu Film besser wird. Auch Ralph Fiennes spielt die "Zahnfee" mit allen Facetten. Man weiß, ähnlich wie im Buch nie, ob man Mitleid mit ihm haben, oder ihn hassen soll.
Anthony Hopkins spielt seine Paraderolle natürlich überzeugend, wenn auch nicht so facettenreich, wie in "Schweigen der Lämmer". Er konzentriert sich mehr auf das Böse - sein, als auf geistreiche Kommentare, was aber nicht weiter störend ins Gewicht fällt.
Leider krankt der Film, wie eingangs erwähnt, an einer absolut austauschbaren, über weite Strecken langweiligen Inszenierung. Brett Ratner, der auch schon "Rush Hour" verbrochen hat, gelingt es zu keiner Zeit, vernünftig Spannung aufzubauen. Handwerklich ist der Film solide gemacht, aber das reicht hier leider nicht. Somit bleibt "Roter Drache" im Mittelmaß hängen. Und mittelmäßige Filme haben den schwersten Stand, da man sich über schlechte wenigstens noch amüsieren kann.
In jedem Fall bei weitem die schlechteste "Hannibal" - Verfilmung. Fans der Vorlage könnten aber trotzdem einen Blick riskieren, da der Film sich sehr eng an das Buch hält.
4/10 Punkte