Und wieder einmal wird die Kuh gemolken…21.05.2008
Man möchte den Film mögen, spielen doch so viele gute Schauspieler darin mit. Und so bemüht man sich, und kämpft, und sieht über manches hinweg, findet aber dennoch keinen guten Zugang zum Geschehen. Seltsam teilnahmslos läßt man das Gezeigte über sich ergehen und denkt fortwährend darüber nach, daß man den Film einfach mögen will, aber es geht nicht. Man fühlt sich fast so, als gäbe es da eine wunderschöne Frau, zudem reich, die nichts anderes im Sinn hat als eine Beziehung zum Verfasser der Zeilen, alles könnte glorreich werden, reisen, Autos, Vergnügen, da sollte man doch eigentlich Zuneigung empfinden können, aber es geht einfach nicht. Seltsam kalt läßt einen die Dame, und genau so kalt läßt mich der Film.
Und das liegt sicher nicht an Edward Norton oder an dem Fakt, daß man sich in Amerika einfach keine mühe mehr geben will, etwas Neues auf die Leinwand zu bringen, denn schon vor Jahren durfte man die Verfilmung unter dem Titel Blutmond im Kino sehen. Doch Hannibal Lecter ist einfach ein Zugpferd, was also liegt näher, als die Geschichte einfach noch mal zu verfilmen, und wenn man dazu noch Herrn Ratner als Regisseur ohne Gespür für Spannung hinzuzieht, dann weiß man, es wird einen Blockbuster geben, der aber die Kritiker nicht erfreuen wird. Hannibal Lecter also sitzt im Hochsicherheitstrakt und hat dort nicht viel zu tun, also kann er ruhig Hilfestellung bei einem aktuellen Serienmörderfall anbieten. Familien werden gemeuchelt, und das FBI hat nur wenig Zeit, um den Täter dingfest zu machen. Mit Hilfe von Lecter gelingt dies auch, leider muß der ermittelnde Agent aber mit seiner Gesundheit dafür bezahlen, denn Lecter spielt ein doppeltes Spiel…und wartet nun nur drauf, Besuch von Agentin Starling zu bekommen.
Im Grunde genommen ist der Film nicht nur ein Remake von „Blutmond“, sondern auch eine Kopie von „Schweigen der Lämmer“. Hier wie dort geht es darum, daß das FBI die Hilfe eines wirklich sehr unheimlichen Psychologen benötigt, und ohne Anthony Hopkins hätten beide Filme auch nie das Niveau, welches sie nun mal haben. Aber während Hopkins und Foster beim ersten Fall noch wirklich für Grusel sorgten und neue Dinge wagten, hat man hier immer nur das Gefühl, man sieht den Produzenten beim Geldverdienen zu. Sicher, der Film ist nicht schlecht, auch handwerklich kann man keinem Beteiligten etwas vorwerfen, aber er plätschert dahin, ist irgendwie ein wenig zu lang, hat noch eine kleine Liebesgeschichte mit dabei, die das Ganze nicht weiterbringt, ach, es ist einfach unmöglich, von dem Streifen gefesselt zu sein. Ich mag den Film nicht, in meinen Augen nur guter Durchschnitt – ich kann es leider nicht ändern…6/10.