American Heist (Kurz und schmerzlos Teil 22)
Zwei Brüder. Das Verhältnis angespannt. Beide mit krimineller Vergangenheit. Der eine kommt frisch aus dem Knast und besucht den anderen, der sich in der Zwischenzeit mühsam eine ehrliche Existenz aufgebaut hat. Natürlich hat sich der Rückkehrer während seiner Haft allerlei Verpflichtungen für danach eingehandelt. Wie das nur ausgehen wird?
„American Heist" verdient schon jetzt einen Preis für den vorhersehbarsten, redundantesten und überflüssigsten Film des Jahres. Wer nur einen aus der Legion ähnlich gestrickter Crime-"Dramen" gesehen hat, der wird sich in einem 90-minütigen Déja-Vu wieder finden.
Die Figuren sind bis zum Abwinken klischeehaft gezeichnet - hier Frankie (Adrien Brody), der labile Loser vom Dienst, der sein Brüderchen ungewollt in den Sumpf des Verbrechens zurück zieht, dort der in jeder Hinsicht stabilere James (Hayden Christensen), der trotz besseren Wissens dem Bruder in den Abgrund folgt - , die dramatischen Verwicklungen folgen dem sattsam bekannten Baukastenprinzip - einmal auf der Schattenseite der Gesellschaft, immer auf derselben - und bieten auch nicht das kleinste Überraschungsmoment.
Dass ein solches Konstrukt dennoch funktionieren kann, bewies unlängst Ben Affleck mit „The Town". Aber dazu braucht es einen versierten Regisseur mit der Fähigkeit zur atmosphärischen Verdichtung und Darsteller, die ihren Figuren glaubhaft Leben einzuhauchen vermögen. Beides sucht man in „American Heist" vergeblich.
Der armenische Filmemacher Sarik Andreasyan inszeniert in biederer TV-Manier, ohne Gespür bzw. Talent für die Visualisierung der pessimistischen und trostlosen Stimmung. Dabei böte der Handlungsort New Orleans dafür nun wirklich mehr als genug Gelegenheiten und Potential.
Dem Gelingen des Films alles andere als dienlich sind aber auch die Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Oscarpreisträger Adrien Brody bietet peinlichstes Overacting als im Gefängnis gebrochener Gangster-Hänfling und befindet sich im freien Fall in Richtung DTV-Regionen. Seine zappelige Hip-Hop-Attitüde soll wohl die innere Unsicherheit und Tristesse der Figur überspielen, wirkt aber nur unfreiwillig komisch und penetrant aufgesetzt. Von Glaubwürdigkeit nicht der Hauch einer Spur. Als die Maske dann irgendwann fällt, agiert er aber keineswegs überzeugender, sondern ergeht sich ähnlich exaltiert in Weinerlichkeiten. „Ex-Anakin" Hayden Christensen wirkt gegenüber dieser überkandidelten ADHS-Vorstellung fast schon wohltuend realistisch und auch als Figur einigermaßen glaubhaft, obwohl er mal wieder seinen mürrischen Düster-Blick aufsetzt, der wohl gefährlich wirken soll, aber seinen Figuren lediglich die Zuschauersympathie entzieht.
Nachdem man diesem erschreckend wie ermüdend belanglosen Familiendrama eine geschlagene Stunde beiwohnen musste, kommt dann doch noch der im Titel angekündigte Bruch, bei dem allerdings das großspurig beigefügte Adjektiv „American" jeglicher Grundlage entbehrt. Auch hier natürlich business as usual. Verlauf und Ausgang sind so ideenlos wie spannungsarm. Peinlich nur die offenkundigen Anleihen bei Michael Manns „Heat", die aber nur dazu dienen, den frappierenden Qualitätsunterschied zwischen den beiden Filmen (und den beiden Regisseuren) aufzuzeigen.
Fazit:
Völlig belangloser, klischeebeladener und vorhersehbarer Heist-"Thriller", der nur enervierende Ödnis verbreitet. Vollständig zum Ärgernis wird das Ganze dann durch einen exzessiv chargierenden Adrien Brody, der als gebrochener Gangster mit betont extrovertierter Aktionismus-Maskerade nicht eine Sekunde überzeugt.