Billy lebt mit ihren beiden Söhnen in der heruntergekommenen Geisterstadt Lost River. Überall verfallen Gebäude und Häuser werden abgerissen, weil die Menschen wegziehen aus Lost River, in ein vielleicht hoffnungsvolleres, besseres Leben...Billy möchte jedoch in ihrem Haus bleiben um ihrer Familie (einer ihrer Söhne ist noch sehr klein) ein Zuhause bieten zu können. Das Problem ist nur, dass Billy die Hypothek, die auf ihrem Haus (und auf ihr) lastet, aufgrund von Arbeitslosigkeit nicht mehr fristgerecht abzahlen kann. Ihr älterer Sohn Bones versucht sie zu unterstützen, indem er durch die Stadt streift und Kupfer aus lehrstehenden Gebäuden sammelt, um es dann an einen Schrotthändler zu verkaufen. Das ist allerdings ein höchst riskantes Unterfangen, denn der brutale Psychopath Bully hat Lost River zu seinem Hoheitsgebiet erklärt und er duldet es nicht, dass sich jemand an "seinen" Schätzen bereichert. Wer es dennoch tut, oder wer ihm sonstwie gegen den Strich geht, muss damit rechnen, grausam bestraft zu werden.
Als Billy mit dem zwielichtigen Bankangestellten Dave ,der gleichzeitig einen Nachtclub im Stile und Geiste eines "Grand Guignol" Theaters betreibt, über ihre finanzielle Situation reden will, macht dieser ihr ein Jobangebot, das Billy helfen könnte sich aus ihrer Notlage zu befreien.
Bones hingegen freundet sich langsam mit der melancholischen Träumerin Rat an, die allein mit ihrer stummen Großmutter ein Haus in der Nachbarschaft bewohnt. Sie erzählt ihm, es läge ein Fluch auf der Stadt. Wird es Bones gelingen "Lost River" von diesem Fluch zu befreien...?
Ryan Gosling hat mit seinem Regiedebut, zu dem er auch das Drehbuch verfasst hat, einen wundervollen, mutigen, höchst atmosphärischen Film auf die Leinwand gebracht. Er hätte locker auch auf Nummer sicher gehen und irgendein 08/15 Hollywood Script runterkurbeln können, irgendeine seichte Komödie oder Romantic Comedy, die keinem wehtut. Aber nein, was macht er, er geht seinen eigenen Weg, verwirklicht seine ganz eigenen Träume und künstlerischen Visionen. Natürlich ist er dabei geprägt von Einflüssen und Vorbildern wie seinem Mentor Nicolas Winding - Refn, mit dem er schon die beiden genialen Streifen "Drive" und "Only God Forgives" geschaffen hat, und das ist auch gut so! Jeder Künstler ist doch durch igendetwas oder irgendjemanden beeinflusst und inspiriert. Im Falle von "Lost River" geht es vor allem über bzw. um die Bildsprache, die Bildästhetik. Gosling hat wunderschöne Bilder eingefangen, in die man sich fallen lassen kann, die einen mitreissen... und berühren. Überhaupt wird die ganze Geschichte viel mehr über die hypnotischen Bilder erzählt, als über Dialog und Sprache. Gosling lässt die Bilder sprechen. Und der Soundtrack und das ganze Sounddesign (der Schreck, den man bekommt, als die im Fluss halbversunkenen Straßenlampen plötzlich angehen) passen perfekt zu den Bildern und unterstützen die Stimmung des Filmes. Man könnte fast sagen, Optik und Akustik verschmelzen geradezu zu einer Einheit. Aber "Lost River" ist kein technischer, kalter Film. Es ist ein Film voller Emotionen. Gosling hat den Film ungeheuer sensibel und virtuos inszeniert und wenn man sich als Zuschauer darauf einlässt, nimmt er (der Regisseur) dich von Anfang an an die Hand und führt dich hinein in die magische Welt von "Lost River".
Ausnahmslos alle Schauspieler sind perfekt gewählt und ihr Spiel ist über jeden Zweifel erhaben. Es war eine kluge Entscheidung von Gosling nicht selbst vor die Kamera zu treten, welche Rolle hätte er auch spielen sollen?
Man kann Mr. Gosling für sein außergewöhnliches Regiedebüt nur gratulieren und hoffen, dass er diesen, seinen Weg unbeirrt von negativer Kritik weiter geht, denn nur so entstehen solche Filmperlen wie eben "Lost River".
10/10