kurz angerissen*
Das Studium der Vorbilder erweist sich als derart tiefschürfend, dass Ryan Goslings Regiedebüt im selbst ausgehobenen Loch zu ertrinken droht. Nimmt man Szenenfragmente aus dem fertigen Film, kann man tatsächlich zu der Feststellung gelangen, dass kein Regisseur optisch je näher an David Lynch dran war, nicht einmal Goslings Mentor Nicholas Winding Refn, der natürlich selbst ebenso zu Ehren kommt, zitiert zu werden. Neonfarben und Soundtracks aus längst vergangenen Zeiten setzen brummende, kontrastreiche Signale, die Kombination aus Bild und Ton ist oftmals schier überwältigend. Doch legen sich all diese Stilmittel wie eine bleierne Gussschicht auf eine Story ohne Substanz. Schickt Gosling brennende Fahrräder durchs Bild oder Christina Hendricks unter eine obskure Plastikhaube, versenkt er Straßenlaternen im Fluss oder inszeniert er einen vorgespielten Mord auf der Bühne, so findet er für diese Symbole keinen angemessenen Bedeutungsträger von gleicher Ausdrucksstärke, was den Verdacht von l’art pour l’art aufkommen lässt, denn Hendricks, Ronan, Mendes und De Caestecker kämpfen mühsam gegen die Bildgewalt an, die ihnen vom Regisseur zwischen die Beine geworfen werden.
Lynchs Alptraumwelten waren eben immer Projektionen der komplexen Gefühlswelten seiner Figuren und haben gerade deswegen funktioniert. Das hat Gosling vermutlich nicht vergessen, aber es befindet sich momentan wohl noch außerhalb seines Wirkungsbereiches, diese Faustformel selbst erfolgreich anzuwenden.
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