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Vor gut 20 Jahren hat die junge Schauspielerin Maria Enders (Juliette Binoche) mit dem Stück „Die Malojaschlange“ erste Bühnenerfolge gefeiert. Gut 20 Jahre später wird ihr vom Regietalent Diesterweg (Lars Eidinger) angeboten im gleichen Stück die Rolle der älteren Hauptdarstellerin zu übernehmen. Maria zieht sich mit ihrer Assistentin Val (Kristen Stewart) zum Proben ins Gebirge…

Die Malojaschlange ist ein atemberaubendes Wetterphänomen bei Sils Maria im Engadin (Schweiz), bei dem, bei einer bestimmten Thermik, eine lange, schlangenartige Wolkenformation durch das Tal bis St. Moritz zieht. Dieses nicht vollständig erforschte und somit leicht mystische Naturschauspiel ist Titel und Kulisse zugleich für ein starkes Drama, das wenig Pathos und dafür umso mehr große Schauspielkunst bietet. Juliette Binoche, die längst Filmgeschichte mitgeschrieben hat (in Philip Kaufmans „Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins 1987, Leos Carax’ „Die Liebenden von Pont-Neuf“ 1991 oder Antony Minghellas’ „Der englische Patient“ 1996), gibt eine geballte Kostprobe ihres großen Könnens als gealterter Star, der sich lange sträubt die Rolle einer älteren Frau zu übernehmen, um von der Jüngeren, die sie einst selbst verkörpert hat, in den Tod getrieben zu werden. Kongenial an ihrer Seite als ihre Assistentin und Vertraute, empathisch, aber mit einem kleinen Funken Genervtheit, ist Kristen Stewart, die schon mit „Willkommen bei den Rileys“ (2010) und „On the Road – Unterwegs“ (2012) bewiesen hat, dass sie viel mehr kann als Vampiren hinterher zu schmachten („Twilight“ 2008-12). Wenn sich die beiden Frauen in eines der höchsten Täler Europas im Kanton Graubünden zurückziehen und Marias Rolle proben, weht ein Hauch Ingmar Bergman durch die Szenerie und offenbart sich die Metaebene des Film, denn das Theaterstück spiegelt die Beziehung der beiden zueinander annähernd perfekt wieder. Inwieweit Madame Binoche sich dabei selbst spielt, wird nur sie wissen.
Olivier Assayas’ Film bietet über 124 min. starke Dialoge und die ein oder andere dramatische Wendung. Zudem wechselt er für einige Momente den Blickwinkel, wenn er eine fast 100 Jahre alte Doku über die Malojaschlange und einen Ausschnitt aus einem fiktiven Superheldenfilm einbaut oder Vals Fahrt über die Serpentinen zum Alptraum wird. (8,5/10)

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