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Im Untergrund der Stadt Cheesebridge leben kleine Trolle, die sich bei Gefahr in ihre Pappkartons zurückziehen, welche sie wie einen Schildkrötenpanzer permanent mit sich herumtragen. Von den Bewohnern der Stadt werden die als Boxtrolle bezeichneten Lebewesen gefürchtet und bekämpft, weil sie einst angeblich ein Baby entführt und den Vater getötet haben. Die Menschen ahnen nicht, dass der Junge, Eggs genannt, noch unter den Boxtrollen lebt, denen Mord und Entführung zu Unrecht zugeschrieben werden. Als immer mehr Boxtrolle von ihren menschlichen Häschern gefangen genommen werden, startet Eggs mit den verbliebenen Trollen eine Befreiungsaktion und stößt dabei auf ein gewaltiges Komplott gegen die friedfertigen Wesen aus dem Untergrund.

Das Animationsstudio Laika, das auf vergleichsweise exotische Stop-Motion-Filme spezialisiert ist, konnte sich in eben dieser Sparte in den letzten Jahren mit „Coraline“ und „ParaNorman“ einen Namen machen und bringt mit „Die Boxtrolls“ den nunmehr dritten Spielfilm heraus. Dieser kann als weiterer Beweis dafür gewertet werden, dass von der Animationstechnik, welche seit knapp 100 Jahren in der Traumfabrik Verwendung findet, immer noch ein gewisser Reiz ausgeht.

Die Arbeit der Animateure hat sich jedenfalls bezahlt gemacht. Die Kulissen, die an das viktorianische London erinnern und von Hand gefertigt wurden, besitzen einen Detailreichtum und einen visuellen Charme, wie man ihn bei Disney oder Dreamworks selten und selbst bei Hayao Miyazaki nicht immer zu sehen bekommt. Selbiges gilt für die menschlichen Figuren, die, wenngleich es sich letztendlich um Knetfiguren handelt, über eine vielfältige Mimik verfügen. Die Stars des Films sind aber natürlich die Boxtrolle, die trotz ihres nicht allzu niedlichen Äußeren aufgrund ihres friedlichen, manchmal etwas naiven Verhaltens, ihrer scheuen, schüchternen Art sowie ihres freundlichen Verhaltens untereinander sehr sympathisch sind. Wenn sich die Trolle in Gefahrensituationen blitzschnell in ihre Kisten zurückziehen, wenngleich diese überhaupt keinen Schutz bieten und dann vorsichtig prüfen, ob die Luft rein ist, kommt es immer wieder zu wirklich putzigen Momenten, die Jung und Alt erfreuen dürften. Schön ist auch der Titelsong von Monty-Python-Komiker Eric Idle, der eigens für den Film ein wenig abgeändert wurde.

Bei der Story harkt es dagegen etwas. Zwar bemühen sich die Macher, einige Parabeln einzubauen, um den kleineren Zuschauern einige Denkanstöße mit auf den Weg zu geben. Sie konstruieren diese so einfallsreich, dass sie auch dem erwachsenen Zuschauer etwas bieten und vermeiden dabei einen allzu moralisierenden Ton. Es geht um Unterdrückung und Vorurteile gegenüber der wehrlosen Randgruppe, aber auch um Statussymbole und deren Wert. Originell sind dabei besonders die extravaganten weißen Hüte und die exotischen Käsesorten, die im Film als solche herhalten müssen. Stellenweise ist das Ganze aber auch etwas verworren und unfokussiert, als hätten sich die Macher nicht für einen Handlungsfaden entscheiden können. Das führt leider dazu, dass der Film im Mittelteil etwas abbaut und ins Stocken gerät. Darüber trösten ein paar witzigere Momente und die tollen Bilder aber noch hinweg. Einen wirklich faden Beigeschmack hinterlässt dann aber der Showdown, bei dem schließlich viel Action und Bombast eingebaut werden, was aber nicht so recht zum Rest des Films passen will, der sich bis hierher vor allem durch seine sympathische und kreative Machart und nicht durch vordergründige Effekt-Gewitter ausgezeichnet hat. Das im Anschluss daran folgende rührselige Happy End macht es nicht besser. Dafür gelingt immerhin der Abgang, bei dem die Macher sich selbst und die Arbeit, die sie in den Film gesteckt haben, ein wenig auf die Schippe nehmen.

Fazit:
Über weite Strecken ist „Die Boxtrolls“ ein verspielter, sympathischer Animationsfilm, der mit seiner liebevollen, detailreichen Machart fasziniert und unterhält, wenngleich die Geschichte nicht wirklich stringent erzählt und etwas zu verworren ist. Während der überzogene Showdown letztendlich einen faden Beigeschmack hinterlässt, ist der Gesamteindruck doch positiv.

62 %

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