Nachdem sich Tom und Séverine als Paar getrennt haben, lernt Tom in einer Bar einen unbekannten Mann, später „Amor“ genannt, kennen, der ihm folgendes vorschlägt damit der Verlassene wieder zu seiner Liebe zurückfindet: auf einer ihrer Landfahrten soll Séverine von „Amor“ verfolgt und bedrängt werden, so dass Tom als „Retter in der Situation“ auftauchen kann. Was Tom nicht ahnt, ist, dass „Amor“ ganz eigene Entführungspläne mit der jungen Frau hat, denn er ist Erfüllungsgehilfe eines Porno-Snuff-Rings, der in einer ländlichen Villa sein Domizil hat. Doch Séverine entpuppt sich als nicht so „braves“ Opfer…
Der im Brandenburgische gedrehte „True Love Ways“, quasi eine Arthouse-Kreuzung aus (milden) Torture-Porn-Elementen, klassischen Thriller-Beigaben und einem alptraumhaften Topping à la Polanskis „Ekel“, wird es wahrlich nicht leicht haben, sein Publikum zu finden, denn weitestgehend verweigert sich Mathieu Seiler trotz einer auf den ersten Blick erkenn- und nachvollziehbaren Handlung den üblichen Erzählmustern, schaltet – was Tempo und Schwung angeht – zwei bis drei Gänge runter und ließ so manch überzogenes Acting gewähren, was Erinnerungen an den unfreiwilligen Humor eines schlechten 1960er-Jahre-Krimis weckt. Hinzukommt, dass die Rezeption eines Schwarz-Weiß-Films – ob nun als Hommage an alte Meister gedacht oder nicht (manchmal ruckelt das Bild wie zu Stummfilmzeiten) – gerade heute doch oft auf Widerwillen stößt („The Artist“ sei hier mal als Ausnahme genannt). Schnell dürfte da „True Love Ways“ nur noch den Weg über Spartenkanäle wie ARTE oder „Das kleine Fernsehspiel“ finden. Dabei hätte der Film bzw. seine Story durchaus Aufmerksamkeit verdient. Ausgewiesene Cineasten dürften sich angesichts der von dem Schweizer Seiler inszenierten, nicht immer ganz klar durchkonstruierten aber auffallend dialogarmen Bilderrätsel angespornt fühlen, dieses zu dechiffrieren, doch das Spiel mit minimalistischer, zeitlich nicht verortbarer Ausstattung (alte Autos und Cassettenrecorder neben Handys und Laptop), mit mehr oder weniger versteckten Symbolen oder aber mit der im Horrorfilm fest verankerten Ikonografie der Jagd auf das weibliche Opfer ist nun wirklich nicht jedermanns Sache. Und wenn sich dann noch zum Schluss der Kreis zu einem Schwarz-Weiß-Genreklassiker ganz anderer Couleur schließt, nämlich zu Jörg Buttgereits „Nekromantik“, indem Seiler kurz mal die Splatter- und Ekel-Schiene bedient, ist doch für den einen oder anderen eine Grenze überschritten. Fazit: der als experimentell zu bezeichnende „True Love Ways“ wartet neben einigen wirklich gelungenen Szenen und Einfällen leider auch mit viel Halbgarem auf, so dass das Ganze doch eher als weniger gelungen und zäh empfunden wird. Bildformat: 1,78:1. Mit Anna Hausburg, David C. Bunners, Kai Michael Müller, Michael Greiling u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin