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Godzilla ... eine Ikone des Kinos erhält ein Reboot, vorbei die Zeiten, in denen ein Darsteller schwitzend die Last eines Kostüms tragen, dafür die Behäbigkeit des riesigen Monsters aber immerhin nicht nur vortäuschen musste. Vorbei und und fast vergessen sei auch Roland Emmerichs Versuch, der alten Riesenechse neues Leben einzuflößen, nur um sie es wenige Stunden später gleich wieder aushauchen und damit den einzigen Sympathieträger des Films wieder sterben zu lassen, von Jean Reno mal abgesehen, der Mann hat es einfach drauf, aber gegen ein haushohes Ungetüm kann auch eine coole Socke wie er nur den Kürzeren ziehen. Nun also nimmt sich jemand des Stoffes an, der zuvor bereits den Geheimtipp "Monsters" erschuf, und das fast allein. Und ja, über weite Teile "fühlt" sich auch "Godzilla" an wie sein indirekter, irgendwie Verwandter. Auch bei dem Film, dessen Plakat er ziert und dem er seinen Namen leiht, taucht er eher selten auf und lässt die Menschlein Menschlein sein, er kümmert sich auch nicht weiter um ihre Kriegsmaschinerie und würde wohl darüber lachen, wenn er denn lachen könnte. Aber er hat ein anderes Ziel, als Alpha Predator einer längst vergangenen Zeit ist er auf der Jagd nach würdigen Gegnern, die ihn wild befeuernden Kriegsschiffe, Zerstörer, Panzer und, besonders putzig, Marines mit ihren Sturmgewehren sind unter seiner Würde und werden mit stoischer Gelassenheit ignoriert, und so wird er durch die Paarungsrufe einer ebenso alten, irgendwie parasitären Kreatur angelockt und die Zerstörung nimmt ihren Lauf.

Und der Preis für die besten Nebenrolle für den Film "Godzilla" geht an - ba-tusch - the master of desaster, dem größten evil knievel und badass himself, Godzilla. Dass er, in alter "Monsters"-Manier erst gegen Ende so richtig viel Screentime bekommt, finde ich gar nicht so übel. Dass die beiden M.U.T.O.s (amerikanisches Militär und ihre Abkürzungen ...) allerdings mehr Sendezeit bekommen, hat mich dann doch irritiert, zeigten die Trailer doch ein gelinde gesagt anderes Bild, und ich fühlte mich während des Films dezent an andere Trailer-Lügen wie "The book of Eli" und "Matrix" erinnert. Aber gut: als fleißiger Kinogeher und Kritiken-Leser wurde ich etwas vorgewarnt und wenn Godzilla kommt, dann kommt er. Aber so richtig. Was mich daher also weit mehr gestört hat, war die Inszenierung und die Szenen, in denen Godzilla nicht zu sehen war, denn die waren so ziemlich 08/15. Die Geschichte der menschlichen Darsteller, die eigentlich als Punkt zur Identifikation und emotionalen Bindung dienen sollte, wird nur allzu oft schnulzig und klischeehaft. Selbst ein Ken Watanabe hat üblicherweise erheblich mehr zu bieten, als in diesem Film, sein Gesichtsausdruck erinnert mich an eine Mischung aus "unter Drogeneinfluss" und "fassungslos", was sehr schade ist, denn er hat wesentlich mehr drauf und das auch schon oft gezeigt. Die Ankündigung Bryan Cranstons im Trailer ist ein blanker Hohn, ja, der Mann wird wegen "Breaking Bad" zu Recht gefeiert, punkto Screen Time agiert er im Film irgendwo zwischen C-Nebendarsteller und Statist, kaum mehr als ein Mittel zum Zweck und hilfreich bei der Vermarktung, Cranston-Fans seien an dieser Stelle mal vorgewarnt. Und sein Sohn, der aus Kick-Ass bekannte Taylor-Johnson, überzeugt mit Muskelkraft und der Fähigkeit, immer dort zu sein, wo die Monster auftauchen, fast könnte man glauben, die Mutos suchen nicht radioaktive Strahlung, sondern ihn - aber bitte, es wirkt doch recht unglaubwürdig, wenn ein einzelner Mensch immer genau dort ist, wo eines der Riesenbiester auftaucht. Überhaupt vergingen kaum zehn Minuten, ohne dass ich mir einreden musste, dass die Logiklücken nicht so schlimm wären, aber die Häufigkeit nahm fast schon groteske Züge an, dass Godzilla und Konsorten die Grenze des physikalisch möglichen sprengen, schien dabei noch irgendwie glaubwürdig. 

Aber wie schon gesagt, in solchen Filmen geht es nicht um die Menschen, sondern um die Spitze der Nahrungskette, was aber auch nicht ganz zutrifft - keine der beiden Gattungen ist an einem Menschenauflauf interessiert, wenn jemand stirbt, dann steht er ihnen einfach nur im Weg. Wenn ich den Film also mit "Pacific Rim" vergleiche, so kann der letztjährige Film mit einer interessanteren Geschichte aufwarten - aber in "Godzilla" wirken die Monster tatsächlich riesig, das gelingt dem Film recht gut, was aber wohl auch der anderen Perspektive - nämlich von unten -  geschuldet ist. Punkto Effekte würde ich "Pacific Rim" wieder etwas vorne sehen, allerdings hat auch "Godzilla" einige sehr schöne und imposante Szenen zu bieten, die Szene des Trailers, in der die Fallschirmeinheit auf die Stadt zustürzt wird auch im Film von der gleichen, irgendwie unheimlichen Musik begleitet und das hat doch etwas sehr Episches an sich. Und noch etwas haben die beiden Filme gemeinsam: die Helden packen die besten Waffen erst aus, wenn sie müssen. Den Vergleich gewinnt aber "Pacific Rim" weil er einfach das stimmigere Gesamtpaket bietet. 

"Godzilla" taugt durchaus, für einen - inoffiziell bereits herumgeisternden - zweiten Teil kann man dem King of Monsters durchaus wenig Zeit in seinem eigenen Film zugestehen, aber dann sollte das Drumherum besser passen. 

6,5 gerundet auf 7 Punkte.

P.S.: Nebenbei bemerkt scheint der Regisseur ein Fan von "Jurassic Park" zu sein, der Flug des Helikopters über der Insel zur Ausgrabungsstätte und später, als beim Auftauchen der Monster jemand erst ein beschlagenes Fenster mit der Hand reinigen muss, um etwas zu sehen ... fast 1:1, aber irgendwie auch witzig anzusehen.

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