ACHTUNG! SPOILER!
Der in Venezuela, namentlich in Caracas, gedrehte GOLDFACE, IL FANTASTICO SUPERMAN ist eine kindische Mixtur aus diversen Vorbildern: Mexikanische Filme mit maskierten Ringern standen hier ebenso Pate wie Agentenfilme europäischer Prägung und Superhelden-Filme a lá „Batman".
Herausgekommen ist dabei ein müdes Filmchen, in dem sich zahlreiche Statisten und Stuntleute tummeln, die aber nicht mehr als Kanonenfutter sind. Gespickt mit endlos scheinenden Ringkampfeinlagen und nicht enden wollenden Gefechten mit Maschinenpistolen taumelt der Film vor sich hin, hier und da unterbrochen von diversen Faustkämpfen zwischen den Guten und den Bösen. Serviert wird das Alles mit stumpfen, zum Teil unsinnigen, aber durchaus denkwürdigen Dialogen: „Haben Sie schon eine Spur? - Ja, aber leider nicht die Richtige."
Franco Pisano kredenzt dazu einen typischen 70er Jahre Italo-Beat-Soundtrack mit Chor, Hammond-Orgel, hektisch scheppernden Drums und Twäng-Gitarren. Viel musste Pisano allerdings nicht komponieren, denn die Vorspannmusik kommt, mit leichten Variationen, im Verlauf des Films immer wieder zum Einsatz. Zum spektakulären Showdown mit Booten, Hubschraubern und zahllosen um sich ballernden Stuntmännern hat der Komponist dann noch ein weiteres Thema ersonnen, bei dem er sehr großzügig beim klassischen Bond-Sound abgekupfert hat.
Die Ausstattung des Films ist recht gediegen und die Action-Szenen sind ziemlich großspurig aufgezogen, doch gerade hier wird deutlich, dass es sich bei GOLDFACE, IL FANTASTICO SUPERMAN ganz klar um einen low budget Film handelt. So wurde bei einem „spektakulären" Flugzeug-Stunt viel Material aus dem Archiv herangezogen, so dass dem Zuschauer ein und dasselbe Flugzeug in mindestens drei verschiedene Formen präsentiert wird. Gleiches gilt für die Hubschrauberszenen am Ende, für die ebenfalls Filmschnipsel mit sehr unterschiedlichen Hubschraubertypen verwendet wurden.
Der „geheimnisvolle" Oberschurke Cobra, ganz passabel dargestellt von Ugo Pimentel, wird ziemlich früh als der Industrielle Matthews enttarnt und entpuppt sich als eine Art psychopathischer Dr.No, der gern in der 3. Person von sich spricht und einen leichten Hang zum Pathos hat: „Nur einmal in 1000 Jahren gibt es einen Mann wie mich. - Cobra wird die Welt beherrschen und diese Welt wird endlich glücklich sein. - Denn ein Mann wie Cobra wird alle 1000 Jahre nur einmal geboren, nur einmal in 1000 Jahren!"
Robert Anthony [d.i. Espartaco B. Santoni] agiert als Goldface mit einer gewissen tänzerischen Leichtigkeit und bleibt ansonsten eher blass in der Rolle als sein alter Ego Dr. Vilar. Evy Marandi hat einen etwas dubiosen Part als Geliebte von Matthews, die augenscheinlich nicht in dessen wahre Identität als Cobra eingeweiht ist und die sich ziemlich plump an Goldface heranmacht und am Ende auch sein Herz gewinnt. Der farbige Muskelmann Lothar [d.i. Mario Brito „Lotario"] ist als der ständig Erdnüsse futternde und meistens etwas dümmlich grinsende Sidekick von Goldface zu sehen und wirkt zumeist total deplatziert. Weder Micaela Pignatelli in der Rolle der „Pamela Perera", noch Manuel Monroy als „Captain" (US-Fassung) bzw. „Kommissar Claridge" (df) können in ihren Rollen besondere Akzente setzen und bleiben unscheinbar.
Der Vorspann des Films ist in allen verfügbaren Fassungen sehr sparsam ausgefallen, und trotz intensiver Recherche konnten keine weiteren Mitwirkenden ermittelt werden, als die in den Credits aufgeführten Personen. So konnte nicht ermittelt werden, wer die durchaus nicht kleine Rolle der blonden Komplizin von Cobra spielt, die in der deutschen Fassung als „X 2" und in der US-Version als „No.2" betitelt wird. Auch die Darstellerinnen der Freundinnen von „Pamela Perera", namentlich „Elsa" und „Kati" bleiben ungenannt. In einigen Quellen wird behauptet, dass die Schauspielerin Leontine im Film mitwirkt, doch taucht sie weder in den Credits auf, noch ist sie im Film selbst auszumachen.
Im Vorspann wird zudem kein Produzent genannt und als Produktionsgesellschaft nur die „Cineproduzioni Associate". Laut IMDb war auch noch die „Balcázar Producciones Cinematograficas" als PG beteiligt und Jaime Jesus Balcazar wird als weiterer Drehbuchautor genannt. Dies konnte jedoch nicht verifiziert werden. Dafür taucht im Vorspann der deutschen Fassung noch der Name Guido Leoni auf, zuständig für „Dialoge". Leoni, ein routinierter Drehbuchschreiber für zahlreiche Trash-Filme, erscheint aber nicht im Vorspann der US-Fassung und auch nicht in den zu Rate gezogenen Quellen. Möglich, dass Leoni tatsächlich für die deutsche Fassung zuständig war. In der US-Fassung findet sich an dieser Stelle folgender Credit: „English Version: IDS - International Dubbing Studio". Als „Jordan B. Matthews", verantwortlich für den Schnitt des Films, hat Bruno Mattei hier einen seiner frühesten Filmcredits zu verzeichnen.
Die deutsche DVD-Fassung (80:22 Minuten) ist im Vergleich zum Original um etliche Minuten gekürzt, wobei überwiegend unbedeutende Handlungsstränge entfernt wurden (siehe www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=228538)(Stand 08/2018). Allerdings wurde hier mit der Gartenschere gearbeitet. So wurde z.B. die Szene, in der Goldface das Leben von Pamela rettet, kurzerhand auf dem Höhepunkt der Sequenz durch einen harten Schnitt unterbrochen, so dass man als Zuschauer ratlos zurückbleibt, nicht wissend, wie diese Szene denn nun ausgegangen ist und ob Pamela gerettet wurde! Die deutsche Synchronisation des 1969 von „Avis Filmverleih" in die Kinos gebrachten Films ist recht hochwertig und wurde mit professionellen Sprechern realisiert.
Und noch ein paar Worte zu den Darstellern: Hier finden sich nur Namen aus der zweiten Reihe, die auch erprobten Trash-Fans nicht unbedingt geläufig sind. Und doch haben die meisten eine interessante Filmographie vorzuweisen.
So wirkte der in Venezuela geborene ESPARTACO SANTONI (1932 - 1998), (der sich hier „Robert Anthony nennt) laut IMDb zwischen 1960 und 1998 in 21 Filmen mit, darunter Werke wie „Dem Teufel ins Gesicht gespuckt" (1967), „Las Amantes del Diablo" (1971), „Exorcism's Daughter" (1971), Mario Bava's „Der Teuflische" (1973) oder „Violent Blood Bath" (1974). Er betreute auch 15 Filme als Produzent. Angeblich war er acht mal verheiratet und bezeichnete sich selbst als „modernen Casanova".
EVI MARANDI (geb. 1941 in Griechenland), hat laut IMDb zwischen 1959 und 1974 in 32 Filmen mitgewirkt. Mario Bava's „Planet der Vampire" (1965) dürfte das bekannteste Werk in ihrer Filmographie sein. Die Standfotos aus dem Film mit der blonden Marandi in schwarzer Lederkluft haben durchaus ikonographischen Charakter. Dazu kommen (oft kleine) Rollen in Filmen wie „Franz von Assisi" (1961), „Für drei Dollar Blei" (1964), „Die verdammten Pistolen von Dallas" (1964), „Cover Girls - Die ganz teuren Mädchen" (1964), „Luana - der Fluch des weißen Goldes" (1968), „Homo Eroticus" (1971) und in diversen Euro-Spy-Filmen.
ATTILIO SEVERINI (im Vorspann als „Big Matthews" angekündigt), war ein Stuntman und Kleindarsteller, der zwischen 1956 und 1981 in 53 Filmen (IMDb) mitwirkte, oft ohne namentlich genannt zu werden. Er ist zu sehen (wenn man nicht blinzelt) in zahlreichen Sandalen-Filmen, Italo-Western, Agenten- und Actionfilmen wie z.B. „Kopfgeld für Ringo" (1965), „Mister Zehn Prozent" (1968), „Drei tolle Kerle" (1968), „Return of Sabata" (1971), „Fäuste wie Dynamit" (1974), „The Cop in Blue Jeans" (1976) und „Deckname Scorpion" (1978).
MICAELA PIGNATELLI (geb. 1945), kann auf 39 Filme (IMDb) zurückschauen (1965 - 2016), darunter Werke wie „Der Tiger parfümiert sich mit Dynamit" (1965), „Flashman - Der unsichtbare Superman" (1967), „Der Tod trägt schwarzes Leder" (1974), „The Last Jaws - Der weiße Killer" (1981), „The Church" (1989), „Killer Imperium" (1992) und „Il Cartaio" (2004).
HUGO PIMENTEL (1919 - 1984) der in Argentinien geboren wurde, war zwischen 1939 und 1983 in rund 52 Filmen und Fernsehserien zu sehen (IMDb), darunter Werke wie „Pyro...The Thing Without a Face" (1964) oder „Dem Teufel ins Gesicht gespuckt" (1968). Seit Ende der 60er Jahre wirkte er fast ausschließlich in diversen TV-Serien mit.
MANUEL MONROY (geb. 1921) ist mit 41 Credits in der IMDb vertreten. Er drehte u.a. mit Leon Klimovsky „El tren expreso" (1955) und war ebenfalls in „Dem Teufel ins Gesicht gespuckt" (1968) dabei (s.o.). Das Gros seiner Filme ist jedoch außerhalb Spaniens völlig unbekannt.
Und was sagt der Filmdienst?
„Dilettantisch zusammengeschusterter Film [...] spannungslos, mit mühsamer Komik versetzt."
Während er eine Party veranstaltet, werden einige Fabriken des Industriellen David Matthews (Ugo Pimentel) von den Terroristen der Organisation „Die rote Cobra" zerstört. Angeführt wird die Organisation von einem skrupellosen Verbrecher, der sich selbst als „Cobra" bezeichnet. Da sich Anschläge dieser Art häufen, wird das Militär zur Unterstützung der Polizei hinzugezogen. Trotzdem hat Kommissar Claridge (Manuel Monroy) immer noch keine „heiße Spur" der Täter. Als nächstes drohen die Terroristen mit weiteren Anschlägen und erpressen so von Mr. Guinea, dem Geschäftsführer des Konsortiums „Vereinigte Grundstoff Industrien", zwei Millionen Dollar. Dr. Vilar (Robert Anthony), der für das Unternehmen als Wissenschaftler arbeitet, soll das Geld übergeben. Was aber kaum einer weiß: Dr. Vilar führt ein Doppelleben: in der Regel tritt er als harmloser Wissenschaftler in Erscheinung, doch er ist auch der geheimnisvolle, maskierter Ringer Goldface, der nicht nur im Ring gegen böse Gegner antritt, sondern der es auch abseits der Manegen mit Bösewichten aller Art aufnimmt. Unterstützt wird er dabei von seinem farbigen Freund und Trainer Kothar (Lothar). Dr. Vilar übergibt das Geld an „X2", der engsten Vertrauten von Cobra, doch schon kurz darauf knöpft er, in der Gestalt von Goldface, seinen Gegnern den Koffer mit dem Geld wieder ab. Mr. Guinea kommentiert dies mit den Worten: „Goldface! Wirklich ein Übermensch!" Nach diesem misslungenen Coup verfolgen die Terroristen eine neue Strategie. Mit einem Anschlag auf das Leben von Pamela Perera (Micaela Pignatelli), der Tochter eines weiteren Industriellen, wollen sie Angst und Schrecken verbreiten, um so ihre Ziele zu erreichen. Goldface aber kann den Anschlag in letzter Sekunde verhindern und Pamela retten. Cobra ist vom Versagen seiner Leute enttäuscht und tötet eigenhändig die erfolglosen Attentäter. Dabei gibt sich Cobra erstmals zu erkennen: es ist David Matthews, der seine eigene Fabrik zerstörte, um von sich abzulenken und gleichzeitig die Versicherungssumme zu kassieren. Matthews hat letztlich nur ein Ziel: die Weltherrschaft. Inzwischen hat Goldface, der eng mit Captain Claridge zusammenarbeitet, festgestellt, dass Guinea ein Verräter und der Informant von Matthews ist. Goldface stellt ihm eine Falle, und Guinea führt Goldface ungewollt zur Zentrale, von der aus Matthews seine Anschläge plant. Mit einem Flugzeug erkundet Goldface das auf einer Insel gelegene Areal und plant mit Claridge einen Großangriff auf die Organisation. Zur gleichen Zeit wird Pamela von Matthews Leuten entführt und in das Hauptquartier gebracht. Vier Millionen Dollar soll Perera für die Freilassung zahlen, doch statt dessen setzen Goldface und Claridge ihren Plan in die Tat um: „Goldface sät Panik und Tod!" Mit einem Großaufgebot von Polizei und Militär wird die Basis der Terroristen gestürmt. Es kommt zu einem heftigen Feuergefecht mit den Terroristen und im allgemeinen Getümmel gelingt es Matthews zunächst, mit einem Hubschrauber zu entkommen. Die Flucht ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn er wird von Polizeihubschraubern verfolgt und abgeschossen...
Aus der Werbung:
97 Minuten spannende Action ohne Zeit zum Atemholen. Eine schauspielerische Glanzleistung von Robert Anthony als Goldface.
Es herrscht Chaos und nur einer kann Ordnung bringen.
Ein Phantom Rettet die Welt. (Video)