"Edge Of Tomorrow", lebe, stirb, lebe, stirb, bis in die Ewigkeit, gefangen in einer Zeit des Grauens, einem D-Day der Zukunft, an einem Strand Frankreichs strauchelt sich der ehemalige Major und in Ungnade gefallene Cage von einem Tod zum nächsten, nur um wieder zum gleichen Zeitpunkt aufzuwachen, den selben Strand erneut zu betreten und erneut das Zeitliche zu segnen, ohne Aussicht auf Rettung, denn so oft er es auch versucht, so oft stirbt er und seien es tausend Tode an der Zahl, nimmer endend seine Qual, er findet Hilfe und Gemeinsamkeit, eine Heldin des Krieges trainiert ihn wieder und wieder und der Tag beginnt wieder und wieder, doch schimmert Licht am Horizont, ein Funke Hoffnung und der Kampf geht weiter und tausend Tode sind noch zu sterben.
Gut, war etwas dick aufgetragen, der Film selbst versucht erst gar nicht, sich mit Kleinigkeit wie philosophischen oder poetischen Auswüchsen aufzuhalten und schmeißt Cage (Cruise) - wortwörtlich - gleich zu Beginn in die Schlacht und, "puff", ist er auch schon tot. Als Zuschauer habe ich mich ebenso überrumpelt wie der Protagonist gefühlt, auch wenn mir die Geschichte in ihren Grundzügen schon bekannt war, geschieht alles so dermaßen schnell, dass man sich noch kaum in die Szene, in welcher der Held des Films den ersten seiner unzähliger Tode erleidet, reinversetzen kann. Allerdings sehe ich nicht nur die Erzählgeschwindigkeit als Problem an, sondern dass der Film im Gegensatz zu ähnlich gearteten - also sämtliche Filme, die den zweiten Weltkrieg und die Landung an der Normandie behandeln, allen voran natürlich "Saving Private Ryan" - die notwendige Wucht fehlt, sowohl visuell und akustisch als auch dramaturgisch. Obwohl die Kamera immer dicht an Cruises Fersen hängt stellt sich doch nie das Gefühl ein, dass er an einer Schlacht teilnimmt, die noch größer als der wiederholt zitierte D-Day ausfällt, Explosionen, Sterbende, Raketen und Gewehrfeuer, und trotzdem wirkt es nur wie ein Geplänkel. Unter Umständen liegt das auch am zahmen, fast schon familienfreundlichen Gewaltgrad, doch das Gefühl der Bedrohung blieb außen vor; da auch klar ist, dass die Gefahr im Laufe des Films an Relevanz verliert würde der erste Tod eine besondere Hürde und einen denkwürdigen Moment darstellen, stattdessen fügt er sich in seiner Belanglosigkeit in die unzähligen folgenden ein. Sicher, im Laufe des Films wird durchaus Spannung aufgebaut, doch so wirklich mitfiebern konnte ich nie, irgendwie plätschert die Geschichte vor sich hin, da hilft auch die Romanze zwischen Cage und der "Full Metal Bitch" (Blunt) wenig - auch dieser Part wurde zu wenig herausgearbeitet, wenn sie schon so etwas einbauen, hätte es doch auch gleich etwas emotionaler ausfallen können. Die Effekte gehen in Ordnung, bieten aber ebenso kaum etwas, das man nicht bereits gesehen hat. Das Design an sich erinnert doch stark an japanische Mangas und Anime (inspiriert wurde er von japanischen "All you need is kill", wikipedia lässt grüßen), von den Kampfanzügen bis hin zu dem Schwert Blunts, der Film als Ganzes an eine Mischung aus, nona, "Täglich grüßt das Murmeltier" und "Starship Troopers" (den schwarzen Humor inklusive, wenn auch nicht derart stark ausgeprägt), dazu noch eine zünftige Prise des Videospiels "Crysis" - feindlich gesinnte Außerirdische müssen wohl immer biomechanisch aussehen, ob in "Aliens", "Indepedence Day" oder auch "The darkest hour", man sollte meinen, dass auch die mal den nächsten evolutionären Schritt vollziehen. Liegt wohl auch daran, dass sie wohl recht einfach zu animieren sind und Menschen - allem Anschein nach - wandelnde Tintenfische so sehr verabscheuen wie übergroße Insekten.
Im Großen und Ganzen fand ich den Film beileibe nicht schlecht, aber er fällt für mich in die Kategorie "viel Potenzial, viel verschenkt". Ja, Tom Cruise wirkt sympatisch wie immer, sofern man nicht zu Denjenigen zählt, die nur den herumhüpfenden Clown in ihm sehen (wollen), aber er kann "Edge of Tomorrow" nicht retten, zu flach der Plot, auch wenn der Eine oder Andere meinen mag, dass die Abwesenheit pseudointellektuellen Geschwafels und die Konzentration auf die Action durchaus ihre Berechtigung angesichts des drohenden Untergangs haben mag, aber die Konsequenz, mit der die Tragik der Geschichte umgangen wird, ist beeindruckend, ganz im Gegensatz zum Ende. Die meines Erachtens nach größte Logiklücke stellt sich übrigens bereits nach wenigen Minuten ein, denn wie kommt es, dass im Militärlager niemand den Medienstar erkennt? Und auch das bereits erwähnte Ende gestaltet sich zu einfach und fügt sich somit nahtlos in das restliche Blabla des Films ein. "Edge of Tomorrow" ist kein Totalausfall, aber er zieht verglichen mit Cruise letzten Hit, dem gelungenen "Oblivion", ganz klar den Kürzeren, eher agiert er auf einem Level wie "Elysium".