Franks Bewertung

starstarstarstar / 3

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

01.02.2015
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Review

von Frank Trebbin

Weihnachten 1899. Der junge Arzt Edward Newgate tritt seine Stelle in der in der Einsamkeit der englischen Provinz befindlichen Stonehearst-Anstalt für Geisteskranke an. Er wird empfangen von Anstaltsleiter Dr. Lamb, der sehr zum Erstaunen Newgates die Insassen frei herumlaufen lässt und ihrem Wahnsinn nachgehen lässt. Unter den Patienten befindet sich auch die bildhübsche Eliza, von der Newgate natürlich sofort angetan ist. Doch schon bald findet er heraus, dass Dr. Lamb eigentlich auch ein Irrer ist und der eigentliche Anstaltsleiter und das Personal im Keller eingesperrt wurden. Newgate macht gute Miene zum bösen Spiel, um heimlich an einem Fluchtplan für sich, Eliza und die Eingeschlossenen zu arbeiten. Bei der wahnwitzigen Silvesterparty, die Dr. Lamb abhalten lässt, eskaliert das Ganze, als ein Mord geschieht...

Ausgehend von der Edgar-Allen-Poe-Kurzgeschichte „Das System des Doktor Teer und Professor Feder“ entspinnt Regisseur Brad Anderson, der mit „The Call – Leg nicht auf!“ bewiesen hat, wie ein moderner Psychothriller angepackt werden kann, eine auf den ersten Blick rummelig erscheinende Mischung aus viktorianischem Kostümdrama, „Einer flog über das Kuckucksnest“ und dem morbiden Charme der besten Szenen aus dem Irrenhaus-Subgenre, also von „Don't Look In The Basement“ bis hin zu „Shutter Island“. So pendelt „Stonehearst Asylum“ unaufhörlich zwischen den verschiedensten Zielerwartungen sowie der unter dem Strich doch fraglos vorhandenen Faszination für den Stoff hin und her und lässt das Ganze nicht wie eine belanglose Wiener Melange erscheinen sondern als großes Mysterium, bei dem der Zuschauer lange Zeit nicht ahnt, wohin die Reise gehen mag. Und das dürfte trotz der sorgsamen Sets, trotz der wirklich handverlesenen Crew vor der Kamera und trotz des einen oder anderen Gothic-Horror- bzw. Action-Einsprenklers das größte Manko von „Stonehearst Asylum“ sein: zu viele Zielgruppen werden bemüht, keine dürfte so richtig zufrieden sein (Horrorfilmfans: **, Mainstream-Gucker: ***, Film- und Zitate-Enthusiasten: ****), denn erst mit der spielerisch leichten Schlusspointe enthüllt Brad Anderson dann nämlich das große Geheimnis seines Films: dass „Stonehearst Asylum“ eigentlich am besten in die Kategorie romantischer Thriller passt. Unbedingt sehenswert wegen: Ben Kingsley, Kate Beckinsale, Jim Sturgess, Michael Caine, David Thewlis, Brendan Gleeson u. a.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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