Wenn man zuviel will...14.05.2015
Anwältin kämpft im Freispruch für eine Mordverdächtige, um das Sorgerecht für ihre Tochter, gegen den Alkohol und gegen das schlechte Drehbuch.
Der Film dauert mit Abspann gerade mal 87 Minuten, und wenn man diese knappe Zeitspanne sieht, dann verwundert es schon, daß soviele Storybausteine hier verwurstet werden. Nun, es liegen Regie, Produktion und Drehbuch in der Hand einer einzigen Person, und daher hat diese wohl gewisse Ambitionen gehabt, als sie sich ans Werk machte. Doch das tut dem Film gar nicht gut, da er sich immer wieder selbst ausbremst, nichts wirklich in der Tiefe erzählt, sich verzettelt und mit allerhand fadenscheinigen Zufällen Zusammenhänge entstehen läßt. Viel zu viel wird hier einfach vorausgesetzt, kaum etwas hinterfragt, und selbst der zentrale Kriminalfall weist zahlreiche Ungereimtheiten auf.
Guckt man den Trailer, dann glaubt man, es handele sich um einen typischen Gerichtsthriller. Doch dem ist nicht so. Allein der Kampf ums Sorgerecht für die Tochter hätte ein eigenständiges Drama sein können, hier beschränkt man sich auf ein traurig blickendes Kind und ein paar dumme Dialogzeilen. Warum die Anwältin, ganz ordentlich von Frau Beckinsale verkörpert, ein Alkoholproblem haben muß, ist genauso egal wie der sie betreuende, alt gewordene Nick Nolte. Und auch der Mordfall als zentraler Baustein des Films ist nicht einfach so geklärt, sondern braucht einen zweiten Aufguß, dessen juristische Hintergründe sehr zweifelhaft sind. Ach, und dann muß auch noch ein Richter mittun, der gerne gewisse Gefälligkeiten erweisen haben möchte...ach, wenn es noch nicht reicht: auch die Arbeitgeber der Anwältin bekommen ihr Fett weg.
Kurzum, der Film ist in Summe nicht schlecht, doch man merkt, daß hier nichts zu Ende erzählt wird oder durchdacht wirkt...viel Personal sagt Sätzchen auf und wird dann wieder aus dem Film genommen, verschwendet eben...so wie des Zusehers kostbare Lebenszeit. Dafür Anklage: Zeitdiebstahl und 4/10