Gesehen auf dem „Weekend Of Fear 2023“
„The Profane Exhibit“: Seit Jahren geistert der Titel durch das Internet und diverse Hororcommunitys. Endlich hatte er seine Deutschlandpremiere auf dem „Weekend Of Fear“ und ich war gespannt auf das Werk.
In diesem Episodenfilm vereint man drastische und kontroverse Regisseure, wie Yoshihiro Nishimura, Uwe Boll, Ruggero Deodato (†), Ryan Nicholson (†) oder Marian Dora, um nur einige zu nennen. Es war beim Schauen schon bemerkenswert, dass mittlerweile zwei von ihnen zwischenzeitlich verstorben sind.
Wie bei allen Anthologien gibt es Licht und Schatten.
Hier einige kurze Kommentare zu den Beiträgen:
„Mother May I“ von Anthony DiBlasi
Spielt in einem kirchlichen Mädcheninternat (oder einem Kloster) und baut dort eine eigene innere Welt für diesen Ort auf. Sie besteht aus Belohnungen und Bestrafungen und es gibt auch eine dämonische Erscheinung, aber als es beginnt interessant zu werden, ist das Ganze auch schon vorbei.
„Hell Chef“ von Yoshihiro Nishimura
Ich sags jetzt schon: Mein Highlight des Films. Irrer japanischer Funsplatter. Wenn du denkst, es geht nicht mehr bekloppter, legen sie noch einen drauf. Ich habs sehr gefeiert, konnte im Saal aber auch einige Augen rollen hören.
Es dreht sich um eine junge Frau, die mit einem Mann mitgeht, aber als er übergriffig wird, bekommt sie Hilfe von einer anderen Frau, die sich Hell Chef nennt, und schwupps verarbeiten sie den Herrn zu köstlicher Suppe. Beobachtet wird das Ganze von einem Hausmeister und man bekommt noch etwas Hintergrund zu der jungen Frau. Japanischer Fun-Splatter, der einfach Spaß macht.
„Basement“ von Uwe Boll
Und dann gehts wieder bergab ... in den Keller. Uwe Boll war damals wohl noch in seiner Stoic-Phase, als er sich besonders kontroverser Stoffe annahm, und nimmt sich hier den Fall von Josef Fritzl als Vorbild. Hollywood-B-Movie Legende Clint Howard spielt hier den Familienvater, hält seine Tochter im Keller gefangen, und vergewaltigt sie.
Wie schon „Stoic“ inszeniert Boll alles kalt, distanziert und kommentarlos, nahezu dokumentarisch. Seine Episode ist unangenehm zu schauen, aber auch nicht spannend, geschweige denn unterhaltsam, was sicher von Boll so gewollt war. Sie bleibt aber im Hirn haften.
„Bridge“ von Ruggero Deodato
Ernsthaft? Das war von dem Regisseur, der einst „Cannibal Holocaust“ inszenierte?
Man beobachtet zwei Kinder, Junge und Mädchen, spielend durch die Gegend rennen und dabei auf eine Brücke / Aquädukt gelangend. Dort treffen sie eine Frau, die darüber nachdenkt sich von dem Bauwerk hinab zu stürzen. Als sie die Kinder sieht, scheint sie es sich anders zu überlegen, aber dann schubsen die bösen Bälger sie einfach herunter. Ende. Das Ganze kommt ohne Dialog aus und dauert nur wenige Minuten. Zum Glück, dann es ist stinklangweilig.
„Tophet Quorom“ von Sergio Stivaletti
Bleiben wir in Italien. Sergio Stivaletti huldigt dem Giallo-Altmeister Dario Argento und dreht hier einen stylischen Monsterfilm mit jeder Menge hartem und großartigem Gore, der seines Gleichen sucht.
Es geht um eine okkulte Gesellschaft, die eine Art Werwolf heranzüchten(?). Eine Frau wird, nachdem sie Zwillinge zur Welt gebracht hat, in einem Keller gefangen gehalten. Eins ihrer Neugeborenen wir in Feuer einem Gott geopfert und dann wird ihr Körper für die Verwandlung präpariert: Zähne gezogen, Fingernägel ausgerissen, mit der Bohrmaschine Löcher in die Finger gebohrt und somit künstliche Krallen angebracht. Alles ist äußerst blutig und matschig, die Kamera hält voll drauf und ist schmerzhaft anzuschauen. Am Ende hüpft sie als Monster durch die Gegend, und das wirkt dann schon sehr trashig. Eine Episode zwischen alptraumhafter Inszenierung und Monster-Trash. War okay.
„Goodwife“ von Ryan Nicholson
Ehemann entführt Frauen und foltert und tötet sie.
Ehefrau findet es heraus.
Twist: Sie macht sich nackig und will mitmachen.
Doppeltwist: Ehemann hat keinen Bock drauf und tötet auch sie.
Ende.
Krasse harte Goreszenen in langweiliger schon hundertmal gesehener Story.
„Mors in Tabula“ von Marian Dora
Es wurde dem Publikum schon vorab angekündigt, dass Dora nicht wusste, ob und wie mainstreamig „The Profane Exhibit“ werden würde, und er sich deswegen zurückgehalten hat. Als er den Film sah, und die Beiträge der anderen Regisseure sichtete, die klar härter waren, ärgerte er sich, nicht mehr gezeigt zu haben.
Wir befinden uns in einer ländlichen Gegend in Deutschland, irgendwann während der Nazi-Zeit. Ein Arzt muss an einem kleinen Jungen eine Tracheotomie durchführen, welche explizit und in allen Details gezeigt wird. Im Hintergrund hört man aus dem Radio Reden von Hitler.
Nach der OP findet der Arzt ärztliche Dokumente über den Jungen, die ihn zu dem Schluss kommen lassen, dass sein Leben im Reich nicht mehr erwünscht ist, und gibt ihm dann eine Giftspritze. Das Ganze endet mit einer bitterbösen Pointe.
Besonders die eisigen winterlichen Landschaftsaufnahmen fängt Dora gekonnt ein und schafft damit eine frostige Atmosphäre, die einen schütteln lässt. Nur die Menschen sind kälter. Am Ende bliebt der Zuschauer deprimiert zurück.
Der Schauspieler des Jungen war auf dem WoF zu Gast und erzählte etwas über die Episode. Mittlerweile ist er Anfang 20.
„Sins Of The Father“ von Nacho Vigalondo
Ich hätte lieber die Star Trek Episode mit dem gleichen Titel gesehen, als das, was Nacho Vigalondo hier servierte. Ich hab keine Ahnung, was das sollte.
Ein alter Mann liegt in einem Etagenbett und eine Stimme sagt ihm, er solle auf die obere Etage gehen. Das traut er sich aber nicht. Dann kommt ein Mann herein, der sein Sohn ist, und versucht ihn dazu zu drängen.
Das Ganze wird in einem Studio von Kameras festgehalten und wiederholt sich immer wieder. Bin leider geistig ausgestiegen, und hab keinen Bock auf eine Interpretation.
„Manna“ von Todd Schneider
In einem BDSM Schuppen geleitet eine Dame einen Herren in ein Hinterzimmer. Dort wird er auf einer Matratze fixiert und kurz und knapp von mehreren Frauen geritten.
Dann wird er angekettet und Stück für Stück auseinandergenommen. Zunge, Augen, Gedärme, alles wandert auf den blutigen Boden.
Die Effekte sind beeindruckend und gehen hart an die Grenze des Ekels und Ertragbaren. Optisch ein stilistischer Alptraum. Ich hätte nur gerne eine greifbarere Handlung um das Ganze gehabt.
„Amuse Bouche“ von Jeremy Kasten
Zwischen den Episoden von „The Profane Exhibit“ gibt es kurze Sequenzen, wie ein menschlicher Körper zu Fleisch verarbeitet wird. Sieht krass und eklig aus. Das wars aber.
Uuuuund fertig.
Ob „The Profane Exhibit“ nun sehenswert ist, muss jeder selbst entscheiden. Wenn euch die Sammlung an Regisseuren anspricht, dann lohnt sich sicher ein Blick.
Wenn ihr bei der Liste aber schon mit den Augen rollen müsst, dann lasst es lieber bleiben.
Ich fand ihn in der Summe interessant zu schauen.