kurz angerissen*
"Hitman – Jeder stirbt alleine" von 2007 wäre ja nun wirklich eine überwindbare Hürde gewesen. Aber nein, trotz fast zehn Jahren Bedenkzeit hat man nichts aus der Vergangenheit gelernt. "Agent 47" rasselt mit genauso viel Karacho an der Quintessenz der Vorlage vorbei, die Potenzial für einen guten Stealth-Thriller bieten würde – eines Actionfilms von der Stange wegen.
Zwar ist das Regiedebüt des Werbefilmers Aleksander Bach bei weitem nicht so fatal schlecht, wie es von der Presse gemacht wird. Hier nimmt die grundsätzlich nachvollziehbare Entrüstung über den Verrat am Computerspiel Überhand und der pauschale Verriss-Reflex an Spieleverfilmungen grüßt zwischen den Zeilen, denn schlechte Spezialeffekte, oberflächliche Hochglanzoptik und steriles Krawumms sind für viele Rezensenten nach wie vor ein rotes Tuch bei Stoffen, deren ursprüngliche Eigenschaften zweckentfremdet werden.
Dass nicht einmal bei der Hauptfigur die Chance zur Aufbesserung benutzt wurde, ist besonders ärgerlich; weder Timothy Olyphant seinerzeit noch Rupert Friend machen ihre Sache wirklich schlecht, doch mit zielgerichtetem Gang, schwarzem Anzug, roter Krawatte und Glatze (nicht einmal eine solche hat man im neuen Ableger richtig hinbekommen) wirken sie wie kostümiert. Es hätte einfach eines deutlich älteren, erfahreneren Schauspielers gebraucht, um eine solche Rolle glaubwürdig zu verkörpern. Dass dieser Hitman auch noch offen durch die Straßen wütet und stets von (meist schlecht gerenderten) Explosionen verfolgt wird, trägt nicht zum Vertrauen in die Rolle bei.
Schaltet man sämtliche Vorlagenbezüge aus und akzeptiert das voraussichtlich geringe Haltbarkeitsdatum des auf modern getrimmten Stils, bleibt aber immerhin ein fließender, temporeicher Actionthriller übrig, der eine Hälfte lang sogar auf interessante Weise mit der Rollenverteilung der Charaktere spielt und den Hitman als gnadenlosen Düsterling darstellt, der terminator-esk an seinem auserkorenen Opfer klebt, bis er es erledigt hat. Das Bild bestimmen dabei nächtliche Hochglanzfassaden der Drehorte Berlin, Potsdam und Singapur, die in einem Rausch am Auge vorbeiziehen und schnelle Wechsel der Situationen forcieren, garniert mit manch unerwarteter Brutalität, auch wenn gerade gen Ende der ein oder andere Twist zuviel den Rhythmus stört.
Besonders erwähnenswert ist das alles nicht, keine Frage. Doch es hält besser bei Laune als man ob der vernichtenden Presse erwarten würde. Viel schwerwiegender als der eigentliche Unterhaltungswert von "Agent 47" ist die Annahme, dass er alle Fehler der 2007er Variante wiederholt, diese sogar noch toppt und damit den Weg für adäquatere Neuversuche wohl auf lange Zeit versperrt. Ein Narr wäre schließlich, wer dreimal auf dieselben Versprechen hereinfällt...
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