Review

Nach Killerkrokodilen, 3D-Piranhas und der x-ten Sharkopoden-Variante lauert nun die neueste schwimmende Gefahr: Zombiber! Der Name ist Programm. Wie bei SHARKNADO könnte auch hier der deutsche Zusatztitel „Genug gesagt!“ lauten. Dennoch ein paar Worte zum näheren Verständnis: Ein Fass mit Giftmüll kullert von einem Transporter in den Fluss. Geraume Zeit später: Mary (Rachel Melvin), Jenn (Lexi Atkins) und Zoe (Cortney Palm), drei rattenscharfe Miezen, sagen fürs Wochenende der Großstadt Lebwohl und fahren aufs Land. Ein Trip nur für Mädels soll es werden. Ohne Jungs, Handys und Stress. Jenn, die erst kürzlich ihrem Freund, dem fremdgehenden Dreckschwein, den Laufpass gegeben hat, begrüßt dies am meisten. Doch die Ruhe währt nur kurz. Denn erst stehen die balzwütigen Stecher der Damen vor der Tür. Und dann – dreimal dürft ihr raten: zombifizierte Wasserratten.

Was nach einer Schnapsidee im Stile von SNAKES ON A PLANE, WOLFCOP oder dem eingangs erwähnten Haitornado klingt, ist selbstironischer Tierhorror und gleichzeitig eine Hommage an die guten, alten Creature Features der 80er. Folglich wird hier weitestgehend auf CGI verzichtet und dafür mit Latex herum gemantscht. Die Biber sind nicht so freundlich wie in der Dentagard-Werbung, sondern hässliche, haarige, tollwütige Puppen. Man erkennt auf den ersten Blick, dass es sich um Attrappen handelt. Doch genau dieser Umstand und die Tatsache, dass sich der Streifen selbst nicht sonderlich ernst nimmt, lassen die Mundwinkel nach oben wandern. Sinnlosdialoge wie "Das ist genau das, was die Biber wollen!" und schmutzige Anspielungen auf das weibliche Geschlecht ("Filthy Hairy Beavers!") setzen dem vorherrschenden Funfaktor noch einen drauf.
ZOMBIBER ist FX-lastiger Funsplatter mit blutigen Beinstümpfen, Kastrationen und von angeknabberten Bäumen erschlagenen College-Kids. Die Krönung in Sachen Make-up liefern die menschlichen Biberzombies in der zweiten Filmhälfte, welche von der Idee her extrem an die Hühnermutanten aus Tromas POULTRYGEIST erinnern. Bei aller augenscheinlichen Sinnlosigkeit ist ZOMBIBER eine tiefe Verneigung vor Genreklassikern wie EVIL DEAD, TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder HALLOWEEN, welche allesamt ihre ganz persönliche Anspielung im Film finden. Der Streifen beginnt mit FREITAG DER 13.-typischer Campidylle. Später wird sich in NIGHT OF THE LIVING DEAD-Manier im Haus verschanzt. Hier ein bisschen Nacktbaden, dort ein bisschen vorehelicher Sex. Strunzdoofe, aber hammergeil aufgebrezelte Ischen in Bikini und Hotpants, die sich gegenseitig "Biatch" nennen... Man glaubt von Minute Eins an zu wissen, wie der Streifen tickt. ZOMBIBER schert sich jedoch einen feuchten Otterfurz um die ollen Slasherregeln, so dass selbst die Rollen von Sympathieträgern und Hauptfiguren plötzlich neu überdacht werden müssen.

Regisseur Jordan Rubin hat sich bislang hauptsächlich als Sketchschreiber für CRANK YANKERS hervorgetan. Auch die Darsteller, darunter Cortney Palm (SUSHI GIRL, SILENT NIGHT) und Rachel Melvin (BOO, DAYS OF OUR LIVES), sind, bis auf den auf Nebenrollen spezialisierten Brent Briscoe (MULHOLLAND DRIVE, U-TURN, DER JA-SAGER), relativ unbeschriebene Blätter. Dies gleicht ein mehrköpfiges, erfahrenes Produzenten-Team aus, welches u.a. für Kassenschlager wie HANGOVER, BUTTERFLY EFFECT und WE'RE THE MILLERS verantwortlich ist. Was nach einem Direct-to-DVD-Produkt klingt, schafft es aber voraussichtlich sogar hierzulande in die Kinos, was ausgehungerte Tierhorror-Fans in Verzückung versetzen dürfte. Es geschehen anscheinend noch Zeichen und Wunder.

Fazit:
Biberfieber mit Kultpotenzial – Verleiht der Aufforderung "Shave Your Beaver" einen ganz neuen Sinn!



(Das Review ist auch zu lesen in der Deadline #48)

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