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Was passiert, wenn an den Schulen Gewalt regiert?

In Amerika ist der Code 187, wenn Polizisten gerufen werden, das von Ihnen benutzte Kürzel für Mord. Trevor Garfield, fantastisch verkörpert durch Samuel Jackson, ist Lehrer an einer Schule in den ärmeren Vierteln von New York. Lehrer mit Leib und Seele, gut ausgebildet, didaktisch und pädagogisch versiert, darüber hinaus noch mit Liebe zu seinem Beruf gesegnet. Leider wird er von einem Schüler, der ihn haßt, niedergestochen und schwer verletzt. 15 Monate später versucht Garfield, in Los Angeles seine Liebe zum Beruf wiederzufinden – doch auch dort wiederholen sich die Ereignisse. Garfield setzt sich zwar drastisch zur Wehr, kann – und will – aber seinem Schicksal nicht entgehen.

Starkes Stück Kino, was uns da vorgesetzt wird. Schon der Text auf dem Filmplakat ist eindeutig: Wenn Schulen zu Kriegsgebieten werden und beide Seiten beginnen, Verluste hinzunehmen, was dann? „187“ beantwortet diese Frage nicht direkt, sondern zeigt schonungslos das Bild der jugendlichen Unterschicht in Amerika. Verlierer sind es, die nichts anderes als ihre Ehre und einen stumpfsinnigen Machismo haben, nicht lesen können, nur rudimentäre Kenntnisse in Grammatik besitzen. Diese Jugend aber soll einmal in die Fußstapfen der Älteren treten, und machen wir uns nichts vor, die Bilder des Films entsprechen, traurig, aber wahr, der Realität.

Aber nicht nur in Amerika. Zwar sind hier Waffenkontrollen am Schultor noch nicht üblich, aber die mangelnde Ausbildung und Einstellung der Schüler ist soweit von der Fiktion nicht mehr weg. Man macht es sich zu leicht, wenn man die Schuld auf die Lehrer schiebt, denn die Gesellschaft ist nicht mehr in der Lage, mit den Jugendlichen umzugehen. Und so kommt es auch hier bei uns vermehrt zu Gewalt an den Schulen, versteckt oder offen, gegenüber Mitschülern oder Lehrern. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Figuren wie Caesar ( Clifton Gonzalez Gonzalez, fantastische Leistung ) oder Benny hier zur Tagesordnung gehören. Aber dann ist das Spiel schon verloren, und man kann nicht behaupten, wir wären nicht gewarnt worden.

Ein letztes Wort gilt dem Soundtrack des Films, der über jeden Zweifel erhaben ist. Massive Attack, diverse Reggaedubs, Prodigy und andere verleihen dem Filmscore einen hypnotischen Flow, zum Glück wurde auf Soul oder Rap verzichtet. Ich denke, „187“ ist hier in Deutschland kaum großartig aufgenommen worden, ein Fehler für diese Perle von Filmkunst. 9/10

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