Review

Rentner vs. Werwölfe

Was passiert, wenn "Bubba Ho-Tep" auf "Dog Soldiers" trifft? So etwas wie "Late Phases" wahrscheinlich - ein kleines, haariges Vollmond-Juwel, dass völlig zu unrecht unter dem Radar blieb! Denn einen besseren Werwolf-Film habe ich in den letzten 5 Jahren nicht gesehen & manchmal kamen sogar wohlige Erinnerungen an John Landis Werwolf-Primus auf - ja, so verdammt gut ist der Kampf eines blinden, alten Kriegsveteran in einer Alters-Siedlung gegen die Werwolfplage. Schon zu "Penumbra", "Here Comes the Devil" & seinem bisher letzten Werk "Scherzo Diabolico", konnte ich ausnahmslos den Daumen hoch geben. Doch "Late Phases" sehe ich als sein bisheriges Opus Magnum. Die ungewöhnliche Werwolf-Story ist retro aber nie aufgesetzt, dramatisch aber nie zu soft, gruselig aber nie komplett ohne Selbstironie bzw. Augenzwinkern auf das Subgenre. 

Über den endgültigen Look der Werwölfe kann man streiten, eine Art haariger, übergroßer Gremlin, doch die Transformationsszene ist der Kracher. Ganz klar gleichzeitig eine Verbeugung & ernsthafter Konkurrent für "American Werwolf in London". Ein größeres Lob kann man den Machern nicht geben. Jedem Horrorfan geht hier das Herz auf & man findet etliche kleine Anspielungen auf Klassiker des Genre. Bogliano ist spätestens jetzt einer der weltweit führenden Horrorhoffnungsträger. Bei Wenigen bin ich momentan gespannter, was als Nächstes kommt. Der Look ist speziell, die Atmosphäre im bedrohten Rentnerpark einzigartig & der Soundtrack ist großartig unter die Haut gehend. Der gesamte Stil den Bogliano in die Nacht legt - pur, unaufgesetzt grindhousig & irgendwie ansprechend retro-rough - hat mich vollends überzeugt. Der Mann weiß was er tut & er macht sein eigenes, unverkennbares Ding. Und individuelle, einzigartige Stimmen sind immer willkommen auf der Weltbühne des Horrors!

Spätestens im Finale bekommen auch die Action- & Gorefans feucht-fröhliche Hände, doch bis dahin ist der Film, abgesehen vom rasanten ersten Werwolf-Angriff, eher eine Charakterstudie. Und wie Nick Damici den coolen aber lebensüberdrüssigen Veteran ohne Sehvermögen spielt, ist glänzend. Er trägt den Film & hält das Interesse mit seiner Bad-Ass-Art dauerhaft hoch. Ein riesiger Spaß ihn bei der Vorbereitung auf den nächsten Vollmond zu sehen. Sowohl Wut, Trauer als auch Fuck-You-Attitüde scheinen durch die blinden Augen & ich habe selten einen Blinden besser & beängstigender verkörpert gesehen. "Don't Breathe" diesen Sommer fällt mir da noch ein. Die gesamte Pensionsclique im Dorf hat was & ist gespickt mit B-Movie-Stars aus vergangen Zeiten, z.B. der lässige Tom Noonen, mit dem unser Protagonist eine glaubhafte Männerfreundschaft aufbaut. 

Fazit: ein kleines Werwolf-Meisterwerk - Bogliano ist ein Name, den jeder Horrorfan im Kopf behalten sollte! 

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