Man muss schon einige Seiten im Filmkalender zurückblättern, um auf einen Werwolffilm mit weitgehend handgemachten Effekten und brauchbaren Figurenzeichnungen zu stoßen.
Der spanische Regisseur Adrián García Bogliano kombiniert Drama und Horror in einer zwar nicht durchweg unterhaltsamen Mischung, doch die Produktion mit sichtlich wenig Budget verbreitet einen angenehm altmodischen Charme.
Der blinde und verbitterte Vietnam-Veteran Ambrose (Nick Damici) zieht in die Seniorenwohnanlage Crescent Bay und wird bereits während der ersten Nacht Zeuge eines tödlichen Überfalls auf seine Nachbarin, bei der auch sein Blindenhund getötet wird.
Der clevere Rentner wittert hinter dem Angriff keinen Hund, sondern einen Werwolf, - so verbleibt knapp ein Monat, um sich auf die Rückkehr der Bestie vorzubereiten...
Der Geruchssinn spielt beim Werwolf als auch bei der Hauptfigur eine wesentliche Rolle, wobei die Prämisse eines blinden Helden durchaus sympathisch daherkommt. Zumal der grimmige, oft kaltschnäuzigeAmbrose zuweilen Sarkasmus einfließen lässt, in einigen Gesprächen mit dem ortsansässigen Priester allerdings auch ehrliche Worte über das Altern und den finalen Sinn des Lebens findet: Die Wohnanlage ist eine Art Abstellgleis, ein Warten auf den Tod, ob mit oder ohne Intervention einer blutrünstigen Bestie.
Nach einer Attacke relativ zu Beginn des Treibens geht es leider über einen größeren Zeitraum ohne Werwolf zu. Ambrose Vorbereitungen nehmen etwas zuviel Zeit in Anspruch und auch das Mitraten um die Identität der Bestie lässt nicht viele Möglichkeiten zu, da der Kreis der potentiellen Verwandlungstäter doch relativ überschaubar ist.
Temporeich geht es demgegenüber im letzten Drittel zu, als die Vollmondnacht naht und es einige handgemachte Effekte zu bestaunen gibt. Zwar ist die Gestaltung der Kreatur ein wenig oberflächlich ausgefallen, doch demgegenüber vermag eine ausgiebig in Szene gesetzte Verwandlungsszene vollends zu überzeugen. Ein paar halbwegs wuchtige Gewalteinlagen sind ebenfalls auszumachen und auch der Ausgang des Treibens stimmt versöhnlich.
Angenehm old school kommt der Streifen daher, welcher in Ansätzen an Kings "Werwolf von Tarker Mills" erinnert. Er bietet solide Figurenzeichnungen und keine austauschbaren Abziehbilder, wartet mit durchweg überzeugenden Darstellerleistungen auf und punktet mit solidem Handwerk einschließlich relativ markanter musikalischer Untermalung.
Wahrscheinlich eher ein Film fürs reifere Publikum, welches seinerzeit mit Werken wie "American Werwolf" aufgewachsen ist.
Knapp
7 von 10