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Der Historiker Norman Boyle zieht mit seiner Familie in ein einsames Haus, irgendwo in den Wäldern von Neuengland. Sein kleiner Sohn sieht ein Mädchen das sonst keiner sieht (und das ihn ständig davor warnt in das Haus zu gehen), seine Frau fühlt sich in dem Haus extrem unwohl und neigt zum Nervenzusammenbruch, und nur Boyle selber ist hauptdarstellertypisch ignorant und findet alles ganz toll. Als seine Liesl im Wohnzimmerboden das Grab des Humanfleischexperimentators Dr. Freudstein findet ignoriert er das geflissentlich, und als die Killer-Fledermaus sich in seine Hand verbeißt schaut er konsterniert, denn das alles hindert ihn nicht daran einen auf stur zu machen und, laut Klappentext, „gewisse Forschungen zu führen“. Nun ja, gewissen Bewohnern im Keller gefällt die Anwesenheit gewisser Zweibeiner nur in der Form, dass man mit deren Körpern gewisse tödliche Spiele spielen kann …

Ich bin beileibe kein Horrorfreak, und die Zahl der gesehenen Horrorfilme, die nach sagen wir 1970 entstanden sind, ist bei mir ziemlich überschaubar. Was aber bei den wenigen mir untergekommenen italienischen Produktionen immer wieder auffällt ist das schmuddelige Set-Design. Alles ist verkommen, schmutzig, und irgendwie – unbehaglich. Kein Ort wo man auch nur durchgehen möchte, geschweige denn gleich leben. Oder gar in einen finsteren Keller hinabsteigen …
Diese üble Atmosphäre sorgt dafür, dass ich urplötzlich Lust bekomme auf Erstsichtungen weithin bekannter Klassiker, die ich mir halt immer versagt hatte, weil ich davon ausgegangen bin, dass hier außer Blood and Guts sowieso nichts geboten wird.

Pustekuchen! Zumindest in FRIEDHOFMAUER gibt es nur sehr übersichtlich Gedärme zu sehen, der weitaus größte Teil des Films hat diese spezielle Stimmung, dieses Düstere und Kratzende, was am Komfortnerv zupft und zerrt und dafür sorgt, dass man sich beim Anschauen überhaupt nicht so recht wohlfühlt, und stattdessen lieber auf dem Hintern hin und her rutscht. Das Haus wirkt böse, die Atmosphäre wirkt verdorben, und man freut sich beim Anschauen sehr darüber, in einer urbanen Umgebung in Mitteleuropa zu leben. Über die Musik, die Darsteller und die Unstimmigkeiten der Handlung (oder vielmehr die wenige Handlung innerhalb der gehäuften Unstimmigkeiten) wurde andernorts schon viel geschrieben, ich für meinen Teil hatte meinen Spaß. Mit einer Einschränkung: Die erste Auflage der Laser Paradise-DVD, die halt leider zur Sichtung vorlag, ist von ausgesucht mieser Qualität. Fürs nächste Mal muss also eine bessere Scheibe her, und ich bin sicher dass die Bewertung dann einen kräftigen Sprung nach oben machen wird.

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