Review

Lovecraft soll's sein, aber darüber können Fulci-Kenner nur vor Heiterkeit johlen. Denn unser heimeliges Haus an der Friedhofsmauer hat mit Lovecraft nur soviel gemein, daß es in den Neu-England-Staaten angesiedelt ist.
Ansonsten herrscht geistige Windstille wie gehabt.

Fulci hat ja immer bewiesen, daß ihm ausdrucksstarke Bilder mehr liegen, als das Erzählen einer schlüssigen Geschichte. Ist eine Meinung. Genausogut könnte ich jetzt behaupten, er war ein hastiger Schundfilmer, der etwas mehr Talent als Jess Franco besaß. Hier jedenfalls feiert die Nichtigkeit wieder Triumphe. Eine Geschichte ist kaum vorhanden und wenn, dann nicht einmal in Ansätzen entwickelt. Stattdessen fröhliche Schlachterei, aber nicht halb so gut und umfänglich wie ihr Ruf.

Dabei häckseln wir uns zu Beginn gleich durch ein junges Pärchen, dessen Herkunft irgendwie mal nicht erklärt wird. Dafür gibt's das lange Messer durch den Hinterkopf rein, durch den Mund wieder raus. Was will man mehr? Vielleicht eine ordentliche Story?
Auftritt Familie Boyle. Vati, Mutti, Sohnemann. Sofort präsentiert Fulci seine beste Idee, die geisterhafte Warnung an den Junge mittels eines Fotos. Leider ohne Folgen für den Film. Stattdessen reist die Familie ab nach Boston und quartiert sich im Hause eines gemeuchelten Kollegen vaterseits ein, obwohl das alles nicht ganz so geheuer ist. Wer jetzt geschickt nachdenkt, weiß, aus welchen Streifen Fulci hier gebastelt hat: Amityville und Shining. Da hätten wir also das Geisterhaus, wo's im Keller ganz fürchterlich jammert und poltert, worüber sich aber nur selten einer aufregt. Und Sohnemann, eine Hackfresse der besonderen Art, bollert die Autos wie weilend Dannyboy im Overlook durch den Flur und freundet sich auch gleich mit einem geisterhaften Mädchen an, dessen Herkunft uns vorenthalten bleibt.

Von da an passieren nur noch unerklärbare Dinge, hauptsächlich ozeandampfergroße Logiklöcher, wie das ungeklärte Auftauchen eines Kindermädchen, die zwar dauernd geheimnisvoll dämlich (oder umgekehrt) dargestellt wird, aber sonst keine Funktion hat. Nachdem Daddy von einer extrem ausgehungerten Fledermaus beinahe komplett ausgelutscht wurde, will man zwar den Wohnort wechseln, doch da die Maklerin beim Antrittsbesuch Bekanntschaft mit einer Stricknadel macht und deshalb unabkömmlich ist, wird über Umzugspläne kein Wort mehr verloren. Sohnemann sülzt ständig von seiner Geisterfreundin und Daddy geht auf sinistren Wegen dem toten Kollegen nach. Obwohl er während des Films nichts findet, was ihm Aufschluß über die Vorgänge im Haus geben könnte und er eine mysteriöse Kassette mit Aufzeichnung idiotischerweise verbrennt (!!!), weiß er kurz vor Schluß aus dem Nichts die Erklärung für das matschige Dings im Keller. Und wenn mir dann noch jemand erklären kann, wieso ständig irgendwelche Leute in den Keller laufen, obwohl doch schnell bekannt sein dürfte, daß dessen Tür offenbar ein Eigenleben führt und sich nur zur Opferzufuhr öffnet.

Alles weitere zu unserem lieben Dr.Freudstein, der da im Keller des Hauses nach frischen Zellkulturen im Leichenformat schmachtet, ist nur aus der gängigen Literatur zu erfahren, denn im Film bleibt das vollkommen unerwähnt. Wie das Prinzip der Lebensverlängerung per Abgenibbelter funktioniert, können wir Onkel Fulci leider nicht mehr fragen, war wohl auch wichtiger, die Materialbeschaffung zu zeigen. (Der Weg ist das Ziel!)
Funktioniert wohl aber nicht gut, denn Freudstein sieht aus wie aufgekocht und abgehangen und Würmer zieht er auch schon.
Reicht auf jeden Fall noch bis zur Familienauslöschung und einem Schlußentschwinden von Little Bobby mit Mrs.Freudstein samt Tochter. Wohin weiß keiner. Wieso, erst recht nicht. Als Entschädigung gibt's einen sinnfreien Schlußsatz, der nun zu gar nichts im Film passen will. Zuschauerintellektbeleidigung? Aber hallo!

Da kann noch so schön gekreischt werden, schauspielerisch kann hier nichts geboten werden, dafür ist das Buch einfach zu dämlich. Statt Inhalt gibt's zwischendurch ordentlich Hackepeter, der jedoch nicht so legendenhaft hart ist, wie "Das Haus..." immer verkauft wird. Gibt Intensiveres. Für Gore-Freaks durchaus aber delektabel. Nett allerdings, den kleinen Bob am Ende durch die Leichenkammer zu schicken und da siehts immerhin aus wie bei Leatherface in der Speisekammer. Vorher haut ihm Daddy beinahe das Küchenbeil durch die Fontanelle. Wer Kinder haßt, wird solche Szenen lieben.

Also alles bei Alten bei Lucio, der in einigen Sequenzen durchaus Sinn für Atmospähre hat und eine unheimliche Grundstimmung zu produzieren weiß. Fragt sich nur, wozu er imstande gewesen wäre, wenn ihm mal jemand eine Art Drehbuch geschrieben hätte. Ach, und wenn mir noch jemand ausrichten könnte, wo der Friedhof geblieben ist, der im Titel erwähnt wird? Ein Grab (noch dazu ein falsches) ist ja da, aber von einer Mauer ist weit und breit nichts zu sehen...

Viel Gejaule, wenig Erhellendes in dieser superhirnlosen Metzelei. Für Kinder trotzdem ungeeignet. Für meinen Geschmack auch. 3/10.

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