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Jan Guillou ist nicht nur ein Journalist, sondern auch ein erfolgreicher Romanautor und Erfinder des schwedischen Geheimagenten Carl Hamilton. Bis heute besteht die Hamilton-Serie aus zwölf Romanen, die wohl aufwendigste Verfilmung von Guillous Romanen dürfte wohl ausnahmslos "Commander Hamilton" darstellen. Die Story basiert auf den beiden Romanen "Niemandsland" und "Der einzige Sieg". Der niederländische Regisseur Harald Zwart inszenierte jüngst das Remake "Karate Kid".
Carl Hamilton (Peter Stormare) ist nämlich so etwas wie die schwedische Antwort auf James Bond, bloß in einigermaßen realistischer Form. Hamilton ist auch kein Frauenheld, der sich an den exotischsten Teilen dieser Welt aufhält, sondern er lebt mit Freundin Tessie (Lena Olin) in einer Art Herrensitz. Doch nun soll Hamilton zwei gestohlene Nuklearwaffen ausfindig machen, die durch Schweden geschmuggelt wurden. In der Tundra Russland kann er eine der Bomben ausfindig machen, doch Nummer zwei scheint Richtung Lybien unterwegs zu sein. Drahtzieher der ganzen Operation ist der ehemalige CIA-Agent Mike Hawkins (Mark Hamill), doch um ihn aufzuhalten, muss Hamilton nicht nur mit den Russen, sondern auch mit der CIA zusammenarbeiten.

Man fühlt sich zunächst ein wenig überfordert, denn Zwart torpediert uns förmlich mit vielen Charakteren, die man erst nach und nach einordnen kann. Vielleicht würde das auch leichter fallen, wenn man die Hamilton-Reihe kennt, was bei mir nicht der Fall ist. Die Story hat man jedenfalls schnell durchschaut, der Großteil der Drahtzieher steht sofort fest und auch wozu die Bomben gestohlen wurden, kann man sich sofort zusammenreimen. Somit sind Hamiltons Ermittlungen nicht immer hoch interessant und auch an Action mangelt es in der ersten Filmhälfte ganz gravierend. Nebst gibt es noch einen Twist zwischen Hamilton und seinem besten Kumpel und Mitarbeiter Ake (Mats Langbacka), welcher erst gegen Ende geschlichtet wird und auch die Szenen zwischen Hamilton und Freundin Tessie bringen das Geschehen in keinster Weise weiter. Eigentlich ist Tessie nur von Nöten, um die Spannung im Finale zu erhöhen, denn dreimal darf man raten, was mit ihr passiert. Dennoch hält "Commander Hamilton" noch ein paar kleine Wendungen parat, doch das ganz große Plus des Films ist die gewollt trostlose Kulisse. Hamilton bereist während seiner Ermittlungen auch viele Orte, doch meist ist es monoton und eiskalt. Nur in Lybien gegen Ende gibt es freundliche Bilder, Zwart bringt aber besonders die ungemütlichen und eiskalten Landschaften authentisch zur Geltung.

Manchmal ist man fast auch ein wenig geschockt, wie skrupellos hier mit Menschen umgesprungen wird, aber auf beiden Seiten. Was Hamilton und seine Einheit zu Beginn mit den Begleitern der einen Nuklearbombe machen gibt schon zu denken, obwohl es in der deutschen Fassung nur angedeutet wird. Und überhaupt geht es auch in den Actionszenen sehr ruppig zu, die sich komplett in Halbzeit zwei befinden. Hier sticht besonders der schicke Schusswechsel im Treppenhaus hervor, während sonst nur noch das Finale nennenswert ist. Kleinere Scharmützel befinden sich noch dazwischen, bevor es im Showdown nochmal richtig kracht. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass "Commander Hamilton" in einige Sequenzen zu lang geraten ist. Zwart muss hier zwischen zahlreichen Parteien hin- und herzappen, was das Ganze zu sehr in die Länge zieht und kleinere Spannungslöcher mit sich bringt.
Peter Stormare (8MM, Armageddon) war hier noch ein recht unbeschriebenes Blatt, erledigt seinen Job als eiskalter Agent aber wirklich sehr gut. Mark Hamill (Krieg der Sterne, Schlafwandler) ist als Fiesling auch brauchbar, während Lena Olin (Darkness, Romeo is Bleeding) zwar gut aussieht, aber etwas unter ihrem Niveau agiert.

Agententhriller mit passabler Story, aber zu viel Leerlauf, besonders in der ersten Filmhälfte. Nichts zu meckern gibt es an der ungemütlichen Optik, auch die Darsteller machen ihren Job gut, aber "Commander Hamilton" driftet gerne in die Geschwätzigkeit ab. Über die Distanz fehlt das Tempo, nebst Spannung, während die gegebenen Actionszenen sich sehen lassen können und teilweise fast unnötig brutal ausfallen. Zwar wesentlich realistischer und auch dreckiger als James Bond, aber eben in keinster Weise auf dem selben Unterhaltungsniveau.

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