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„Lizenz erneuert"

Pierce Brosnan noch einmal als Geheimagent mit einer weidlich ausgenutzten Lizenz zum Töten zu erleben, ist zunächst und zuvorderst erst einmal eine Freudenfest für Bondfans. Zwar ist der fünfte und viermalige 007 inzwischen etwas in die Jahre gekommen, aber in Zeiten in denen 60+ Recken wie Sylvester Stallone oder Liam Neeson regelmäßig und recht erfolgreich die Leinwände von bösen Buben säubern, ist der angegraute Superspion goldrichtig.

Und „The November Man" trifft genau den richtigen Ton für den lange Zeit Genre-absenten Brosnan. Seine Figur hat genug Bond - v.a. die lässige Selbstsicherheit mit Hang zur Arroganz - für ein wohliges Déjà-vu-Gefühl, besitzt aber genügend Ecken und Kanten in Form einer desillusionierten Ruppigkeit, um gar nicht erst dem nahe liegenden Gedanken an einen müden Karriereherbst-Nachklapp Futter zu geben.
CIA-Topagent Peter Devereaux erinnert damit mehr äußerlich an den englischen Gentleman-Spion, in seinen Überzeugungen und Vorgehensweisen ist er dagegen eine ganze Spur brutaler, rücksichts- und gewissenloser. Vieles was in den Bondfilmen positiv oder zumindest euphemistisch verhandelt wird (Alkoholismus, brutale Effizienz, Überheblichkeit) bekommt in „November Man" einen deutlich dunkleren Anstrich und macht Devereaux eher zu einem zwielichtigen Helden.

Diese Kaltblütigkeit ist auch nötig, denn der aus dem beschaulichen Ruhestand im schweizerischen Lausanne zurück beorderte Agent, gerät so schnell wie unvermittelt ins tödliches Kreuzfeuer zwischen CIA und die Schergen des aktuell aussichtsreichsten Kandidaten für die kommende russische Präsidentschaft. Der Auftrag eine Undercover-Agentin aus Moskau heraus zu schleusen entpuppt sich dabei als Himmelfahrtskommando, das ihm zudem seinen ehemaligen Zögling und Partner David Mason (Luke Brasey) als Gegenspieler beschert. Dass Devereaux Mason seinerzeit für nicht diensttauglich befunden hatte, macht die Situation nicht leichter.

Diese zentrale politisch-geheimdienstliche Intrige wird etwas umständlich und langatmig erzählt, was insbesondere im Mittelteil zum ein oder anderen Tempoverlust führt. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Original-Handlung des hier verfilmten BIll Granger-Romans ("There are no spies") in den 1980er Jahren spielt, dass die Narration etwas Patina-behaftet wirkt. In den Actionszenen jedenfalls ist der Film jedenfalls erheblich knackiger und zeigt sich auch erfreulich unzimperlich hinsichtlich Anzahl und Inszenierung von Schusswechseln und Faustkämpfen.

Ein kleines Bonmot am Rande ist die zentrale Rolle von Olga Kurylenko, die in Daniel Craigs zweitem 007-Einsatz („Ein Quantum Trost") bereits deutlich zur Aufhübschung des Agenten(alltags) beigetragen hatte. Ihre Rolle als Sozialarbeiterin in Belgrad ist im direkten Vergleich allerdings deutlich weniger glamourös geraten, was dann auch für den Film insgesamt gilt. Ein großes Manko ist das aber letztlich nicht.

Was Altmeister Roger Donaldson (u.a. „No way out", „Thirteen Days", „Der Einsatz") aus etwa einem Zehntel des inzwischen üblichen Bond-Budgets macht, kann sich nämlich durchaus sehen lassen. Vieles funktioniert dank der nach wie vor intakten Leading Man-Qualitäten Brosnans und der ambivalent gezeichneten Titelfigur. Etwas mehr Focus auf Devereaux und ein etwas strafferer Erzählduktus hätten demnach bestimmt nicht geschadet, für Freunde des gepflegten Action-Thrillers bleibt aber auch so noch genug Fleisch auf den Spyribs. Für 007-Jünger, nicht nur, aber v.a. der Brosnan-Ära, dürfte der Genussfaktor noch ein stückweit höher liegen.

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