Stuart, ein Filmvorführer der alten Schule, kommt mit der heutigen Zeit nicht mehr so richtig klar, denn der Vorteil digitaler Aufführungen bringt es mit sich, dass er andere Aufgaben in „seinem“ Kino übernehmen muss: Popcorn verkaufen oder – noch schlimmer – zwischen den Stuhlreihen sauber machen. Als er dann auch noch feststellt, dass das Publikum lieber herumknutscht als gebannt auf die Leinwand zu starren, hakt etwas bei Stuart aus und er schmiedet einen perfiden Plan: er lotst ein junges Paar, Ellie und Martin, zu einer einsamen Mitternachtsvorstellung ins Kino und dreht dort mit seiner Videokamera einen ganz eigenen Film – einen Reality-Horrorfilm…
Na, das ist doch mal was ganz anderes, das hatte man nicht erwartet. „Final Cut – Die letzte Vorstellung“ ist anders als der thematisch ähnlich gelagerte „Love to Kill“, der 1982 auch mit einem kultigen Hauptdarsteller (Joe Spinell) aufwartete und im schmuddeligen Morast billigster Exploitation unterging, ein recht gut geschriebener Psychothriller, der seinen einzigen Handlungsort, ein Multiplexkino, für ein recht zünftiges Katz-und-Maus-Spiel bestens ausnutzt und somit tatsächlich (das Cover suggerierte es bereits in Wort und Bild) Bigas Lunas „Im Augenblick der Angst“ recht nahe kommt . Anstatt also hier Robert Englund in einem trashigen DV-Filmchen – ohne eigene Ideen und hinter Papis Anwesen gedreht – zu verheizen, darf der mittlerweile 68jährige Horrorfilm-Recke in einer Rolle brillieren, die der von Robin Williams in „One Hour Photo“ nicht unähnlich ist. Damit bereichert er eine zwar offenkundig „nur“ auf Low-Budget-Niveau angesiedelte, aber überraschend eigenständige und weit teurer aussehende Produktion mit seinem besten Spiel seit seligen Freddy-Krueger-Zeiten. Überhaupt ist die Besetzung Englunds das letzte i-Tüpfelchen in einer von Filmzitaten reichen Inszenierung, die der talentierte, bereits von Steven Spielberg beäugte Brite Phil Hawkins als Kritik am schnelllebigen Digitalzeitalter und an den immer härter werdenden Splatter- und Folterfilmen verstanden wissen will. Anstatt das auch im Film vorkommende Credo „Mein Film, meine Regeln“ wie so manch andere Kollegen zu einem ausufernden Blutbad zu benutzen, um schnell Kasse zu machen, regt er mit dem sorgsam erzählten, höchstens im Finale etwas unlogischen „Final Cut – Die letzte Vorstellung“ das Nachdenken an und unterhält – vielleicht gerade auch wegen seiner Zurückhaltung in punkto Gewalt – trotzdem prächtig. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Finn Jones, Emily Berrington, Malachi Kirby u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin