Review
von SilverShamrock
Los Angeles, Hollywood Hills: Am hellichten Tage zerren zwei Männer eine junge Frau in einen Kleintransporter (der titelgebende VAN), um von ihrem Vater 5 Millionen Dollar Lösegeld zu erpressen. Später gesellt sich noch ein weiterer Komplize dazu. In knapp 72 Minuten (ohne Abspann) beschreibt VANish nun die Ereignisse auf dem langen Weg zur Geldübergabe irgendwo in der Wüste am Stadtrand von Los Angeles. Nur so viel sei verraten: Unverhofft kommt oft !
Regisseur Bryan Bockbrader wagt das Experiment, den Film ausschließlich aus dem Inneren des Kleintransporters zu erzählen. Die Figuren verlassen zwar zwischendurch das Fahrzeug, aber die Kamera tut das nie. Dies mag neben dem künstlerischen Anspruch auch dem geringen Budget geschuldet sein (großräumige Außensets sind teuer). Ein Film, der sich selbst derart einschränkt kann nur mit einem gelungenen Drehbuch funktionieren. VANish gelingt dieses Kunststück und weiß flott und ohne Durchhänger von Anfang bis Ende zu unterhalten. Dies liegt vor allem an den gut ausgearbeiteten Figuren und den pointierten Dialogen (bezieht sich auf die Originalfassung !), weswegen sich nach wenigen Minuten Laufzeit auch ein gewisses Maß an "Mitfiebern" einstellt. Trotz der kompromisslosen Härte im Schlussdrittel funktioniert VANish phasenweise auch als schwarze Komödie, deren Witz sich hauptsächlich aus den drolligen Dialogen zwischen den charakterlich völlig unterschiedlichen Entführern ergibt (wie z.B. die Unterhaltung über Smartphones zu Beginn des Films). Die weitestgehend unbekannten Schauspieler machen dabei ihre Sache sehr gut. Bryan Bockbrader hat nicht nur Drehbuch und Regie sicher im Griff, sondern weiß auch in der Hauptrolle des aggressiven Entführers Max zu überzeugen - ein wahres Multitalent also, von dem wir hoffentlich noch einiges erwarten dürfen. Darüber hinaus wird VANish mit gelungenen Kurzauftritten von Tony "Candyman" Todd und Danny "Machete" Trejo veredelt.
Zwar kann man die Glaubwürdigkeit des einen oder anderen Plottwists bemängeln, doch bei dieser Art von Thriller, der seine Zuschauer quasi in Echtzeit bei Laune halten muss, kann man wohlwollend darüber hinwegsehen. Der Mangel an sonstigen Schauwerten wird durch blutige Gewaltausbrüche wett gemacht. Gegen Ende kommen zur Freude aller Gorehounds neben Schusswaffen auch Handkreissäge und Machete zum Einsatz.
Ich kann VANish all denjenigen uneingeschränkt empfehlen, die Spaß an einem ungeschliffenen B-Thriller ohne Megastars und aufwändige "Krawumm"-Action haben.
Fazit: Bitte anschnallen... dieser Van kommt richtig auf Touren !
08/10 Punkte