So abgedreht, dass es wahr sein muss. The Mule erzählt vom eigentlich grundguten Ray (Angus Sampson, Insidious), der sich überreden lässt, ein Kilo Heroin in seinem Magen von Thailand nach Australien zu schmuggeln. Unglücklicherweise wird er am Flughafen festgenommen. Nun darf ihn die Polizei für sieben Tage in einem Hotelzimmer festhalten - in der Hoffnung, dass sich sein Darm entleert und die Beweisstücke zum Vorschein kommen. Doch Ray hat vor, das Zimmer als freier Mann zu verlassen und kämpft tapfer gegen die Natur an, immer unter der strengen Aufsicht des raubeinigen Polizisten Croft (Hugo Weaving, Herr der Ringe, Matrix). Und auch die Schergen des Unterweltbarons, dem Kopf hinter dem Drogen-Deal, lassen nicht lange auf sich warten …
Immer wieder trifft man in regelmäßigen Abständen auf Filme die sich aus mehreren Genres zusammen setzen und insbesondere durch ihre außergewöhnliche Mixtur nachhaltig im Gedächtnis bleiben. "The Mule" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie, denn besticht die hier erzählte Geschichte einerseits durch ihren rabenschwarzen Humor, so lässt sie doch auch im gleichen Atemzug die Elemente des Thrillers und die eines waschechten Dramas erkennen. Die Gewichtung der einzelnen Zutaten ist relativ gleichmäßig und sorgt so für ein wirklich beachtenswertes Filmerlebnis, das dem Zuschauer knapp 100 Minuten beste Unterhaltung garantiert. Im Mittelpunkt des Ganzen steht der einfältige und gutmütige Ray, der an dieser Stelle von Angus Sampson nahezu perfekt interpretiert wird und innerhalb kürzester Zeit zu einem echten Sympathieträger aufsteigt.
Fast alle anderen für die Story wichtigen Charaktere werden hingegen eher unsympathisch gezeichnet, wobei insbesondere die ermittelnden Polizisten durch ihre Methoden nicht unbedingt hoch in der Gunst des Betrachters angesiedelt sind. Nun bezieht der Film seinen eigentlichen Reiz fast ausschließlich aus der Frage, ob die Hauptfigur es schafft, mehrere Tage den Gang auf die Toilette zu vermeiden und dieser Aspekt sorgt dann auch für so manche Momente voller skurriler Situationskomik, wobei "The Mule" jedoch zu keiner Zeit mit brachialem Fäkal Humor oder albernem Slapstick aufwartet. Trotz des trockenem schwarzen Humors entfaltet sich ein relativ ernst zu nehmendes Szenario, das streckenweise sogar mit diversen heftigen Momenten daher kommt, in denen einem überhaupt nicht zum lachen zumute ist. Vielmehr steigt in etlichen Passagen so etwas wie Mitleid für den guten Ray auf, der sich immer öfter den manchmal willkürlichen Handlungen der Polizei erwehren muss die nicht gerade zimperlich mit seiner Person umgeht.
Die außergewöhnliche Mixtur die diesem Werk zu Grunde liegt verleiht dem Szenario einen ganz besonderen Reiz, zudem geht in Ray eine erstaunliche Wandlung vor, die aus einem gutmütigen Einfaltspinsel einen cleveren Pfiffikus macht. Mit zunehmender Laufzeit erkennt der gute Mann nämlich die Zeichen der Zeit und heckt einen relativ raffinierten Plan aus, um das von allen begehrte Heroin vor der Polizei in Sicherheit zu bringen. Das Regie-Duo Tony Mahony und Angus Sampson behandelt neben der eigentlichen Thematik des Drogenschmuggels auch die dazu gehörigen Seiten der Gier, Korruption und Brutalität, so das es für eine Geschichte mit so viel schwarzem Humor auch zu diversen harten Augenblicken kommt. Diese nicht unbedingt alltägliche Kombination macht diesen Film in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem, denn irgendwie läuft "The Mule" ganz und gar nicht nach dem ansonsten üblichen Schema ab. Die ganze Chose präsentiert sich nämlich phasenweise mit erstaunlich viel Tiefgang, überzeugt durch sehr viel Erzählfluss und ist zudem auch noch durch die Bank mit erstklassig aufspielenden Akteuren besetzt.
Letztendlich mag das eventuell nicht jeder so sehen, doch ehrlich gesagt zeigt sich in vorliegendem Fall einmal mehr, das es zumeist die eher unscheinbaren Filme sind, die im Endeffekt den nachhaltigsten Eindruck im Gedächtnis hinterlassen. Diese australische Produktion kann man jedenfalls als einen echten Geheimtipp ansehen, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Bissiger Wortwitz, skurrile Situationskomik, großartige Schauspieler und jede Menge Sarkasmus dürfte genügend Gründe darstellen, um "The Mule" zumindest einmal anzuschauen, wobei es bei etlichen Leuten ganz sicher nicht bei einer einmaligen Sichtung bleiben dürfte.
Fazit:
Außergewöhnliche Genre Kombinationen sind immer besonders reizvoll und hinterlassen zumeist auch einen bleibenden Eindruck. Im Prinzip und je nach persönlichem Geschmack müsste das auch hier der Fall sein, denn neben äußerst witzigen Szenen bekommt man auch noch eine ganze Menge mehr geboten. mich persönlich hat der Film jedenfalls total überzeugt, so das ich an dieser Stelle definitiv eine dicke Empfehlung aussprechen kann.
8/10