Giovannis Insel (2014)

Krieg ist kein Kinderspiel

Animefilme mit dem zweiten Weltkrieg als Hintergrund und Kindern als Hauptfiguren werden sich wohl auf ewig mit "Die letzten Glühwürmchen" vergleichen müssen - und selbstverständlich immer den Kürzeren ziehen. "Giovannis Insel" geht es da nicht anders, ist aber dennoch ein großartiger und gefühlvoller Film über Krieg, Liebe, Kinder, Hoffnung, Tod und Träume. Es geht um zwei Kinder auf einer abgelegenen japanischen Insel gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Die rote Armee erreicht das abgelegene Eiland und die zwei Brüder erleben schnell, was es heißt zu hoffen und zu bangen, zu lieben und zu verlieren, zu zittern und zu träumen, zu spielen und erwachsen zu werden, was es für Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Ländern, Menschen und Weltanschauungen gibt.

"GiovannisI Insel" ringt einem mehr als einmal Tränen ab. Manchmal macht er es sich dabei vielleicht etwas zu leicht, wirkt zu ausrechenbar, plakativ und simpel, doch mein Herz hat er trotzdem erreicht und teilweise schmelzen lassen. Er wirkt wie eine Mixtur aus dem oben genannten Ghibli-Meisterwerk und "Doctor Zhivago" - so seltsam es klingen mag. Das Schicksal der zwei Brüder geht einem extrem nah, egal ob es Momente der Freude oder der Trauer sind. Vor allem die gezeichneten Hintergründe sind malerisch und unfassbar schön, zudem überzeugt der Soundtrack mit bekannten Melodien und weichen Harmonien, die unter die Haut und direkt ins Herz gehen. Schwarzweissmalerei oder Klischees werden weitestgehend umgangen und die meiste Zeit wirkt die zugleich epische wie intime Geschichte erschreckend realistisch, greifbar, vorstellbar. Das Grauen des Krieges wirkt durch Kinderaugen noch sinnloser und schmerzender. Das versöhnliche Ende und einige intensive Momente zum Thema Völkerverständigung hallen jedoch genauso nach. Vielleicht sogar mehr. Das ist eine Kunst und tröstet.

Fazit: dieser Anime trägt seine Gefühle und Message auf der Stirn - und das kann man ihm kaum übel nehmen. Vielleicht nicht subtil, aber extrem einnehmend, emotional und hübsch. Der Krieg und seine Nachwehen durch Kinderaugen - viel mitnehmender und feiner hätten das die Ghibli-Jungs auch nicht machen können!