Die Erforschung künstlicher Intelligenz (KI) und ihrer Möglichkeiten ist der Schwerpunkt im Leben des erfolgreichen Wissenschaftlers Dr. Will Caster (Johnny Depp) und seiner Frau Evelyn (Rebecca Hall). Doch während er auf einem Vortrag noch gefeiert wird, verübt eine Gruppe militanter KI-Gegner zeitgleich mehrere Bombenanschläge auf ihm verbundene Forschungslabore, und Caster selbst wird von einem Attentäter niedergeschossen. Dem Tod geweiht, kann er sich noch wenige Wochen seinem letzten Projekt widmen, bei dem er den erforschten Inhalt eines Affengehirns in einen Computer geladen hatte. Als er im engsten Kreis (nur seine Frau und sein bester Freund und Kollege Max Waters, dargestellt von Paul Bettany, sind anwesend) dann stirbt, verfällt Evelyn auf die Idee, den Gehirninhalt des teuren Verblichenen ebenfalls in einen Computer zu laden. Der skeptische Max hilft ihr dabei, doch als sich dann ein künstliches Bewußtsein mit Casters Stimme aus dem Computer meldet und nach mehr Rechenleistung und einem Internetanschluß verlangt, ist nur Evelyn begeistert, Max jedoch will mit dieser Sache nichts mehr zu tun haben und verläßt nach einem Streit das Labor. Von den Terroristen brutal gekidnapt und verhört, teilt er sein Wissen, doch da ist es bereits zu spät: Der KI-Caster hat in kürzester Zeit ein riesiges Areal in einem verschlafenen Nest in der Wüste gekauft, wo innerhalb einiger Monate eine gigantische unterirdische Forschungsstation entsteht. Doch welchen Plan verfolgt das künstliche Bewußtsein Casters?
Eine interessante Ausgangslage präsentiert Regisseur Wally Pfister mit seinem Sci-Fi-Thriller Transcendence - wie wird sich künstliche Intelligenz außerhalb wissenschaftlicher Kontrolle der Menschheit gegenüber verhalten? Leider geht die Beantwortung dieser Frage im Laufe des Films immer weiter unter, denn zum einen verliert sie das Drehbuch vollkommen aus den Augen, zum anderen stolpert der geneigte Zuseher über derart große Logiklöcher, daß er sie selbst schon bald vergessen hat. Indes - die Frage wird am Ende durchaus klar beantwortet, dabei jedoch so beiläufig abgehandelt, daß sie leicht übersehen werden kann.
Zu den Pluspunkten des Films zählt die Darstellung des neu errichteten Rechenzentrums in der Wüste, das oberirdisch von abertausenden Solarpaneelen gespeist wird - die Kosten für Aufbau und Betrieb hatte die Caster-KI mittels erfolgreicher Börsengeschäfte aufgetrieben. Deren ungebremster Weiterentwicklungsdrang gipfelt - neben erfolgreichen Projekten zur Energiegewinnung - eines Tages in der Herstellung sogenannter Nanobots, winziger Mikrozellen, die in der Lage sind, menschliche Verletzungen in Sekundenschnelle zu heilen. Schon bald kommen Gruppen von Blinden und Körperbehinderten in das ansonsten menschenleere, ausschließlich von Computern gesteuerte Rechenzentrum und lassen sich heilen. Was ihnen der nur auf Bildschirmen erscheinende Caster jedoch verschweigt, ist die Tatsache, daß diese Nanobots in den Geheilten verbleiben und diese damit jederzeit durch ihn steuerbar sind...
Zu den Logiklöchern, von denen nur die gröbsten aufgezählt seien, gehört der Umstand, daß eine Gruppe Terroristen (R.I.F.T.) offenbar schalten und walten kann, ohne von den Behörden (hier dem FBI) aufgespürt zu werden. Daß diese dann auch noch über radioaktives Polonium verfügen (das Dr. Caster langsam aber sicher getötet hat) bleibt ebenso erklärungsbedürftig wie der Umstand, daß sie Casters Kollegen Max brutal entführen und ihn lange Zeit unentdeckt in einem Loch gefangenhalten können. Wieso dieser Max später frei herumläuft und am Ende sogar das FBI mit den Terroristen (und Max) zusammenarbeitet, ist mindestens genauso seltsam, wie der Umstand, daß die Bautätigkeit am Rechenzentrum so lange unbemerkt bleibt. Dieses gewaltige Projekt müßte genauso wie eine an der Börse äußerst erfolgreiche Firma irgendjemand aufgefallen sein, aber Fehlanzeige. Als Casters ehemalige Kollegen (Morgan Freeman in einer Nebenrolle, wie so einige andere bekanntere Mitstreiter völlig verschenkt) von den wundersamen Nanobots erfahren, haben sie nur einen Gedanken: "Der baut sich eine Armee" - entschlossen, dies zu verhindern, verbünden sich schließlich alle handelnden Parteien gegen die Caster-KI. Und jetzt kommt der Oberhammer: Als das Rechenzentrum endlich lokalisiert ist, greift die vereinigte Streitmacht entschlossen (...) an: Ein Jeep mit Anhänger zockelt durch die Gegend und ein paar Mörsergranaten fliegen Richtung Solarpaneele... *BOING!*
Transcendence spielt eigentlich in der Gegenwart oder der nahen Zukunft, und da gibt es nur völlig veraltetes WW-II-Equipment, aber keine Flugzeuge, Drohnen oder Raketen? Vollkommen lächerlich...
Ab diesem Zeitpunkt ist es natürlich mit jeglicher Spannung vorbei, doch wer jetzt abschaltet, würde noch versäumen, daß sich die Caster-KI angeblich auf jeden PC der Welt kopiert hat (wieso eigentlich?) und nur durch einen speziellen Virus "getötet" (wie geht das eigentlich?) werden kann. Zur Sicherheit müssen dann aber noch alle PCs der Welt heruntergefahren werden (meinen bitte nicht!), dann gehts der Menschheit wieder besser. Echt jetzt?
Transcendence gerät nach vielversprechendem Beginn immer mehr ins Trudeln und stürzt dann vollkommen ab: Die hier völlig missglückte Symbiose aus ethisch hinterfragenswertem Sci-Fi-Thriller mit Blockbuster-Elementen gerät spätestens mit dem antiquierten Mörser-Einsatz zum Kasperltheater. Zudem bleiben die mit wenig Background eingeführten Filmcharaktäre die ganze Zeit über blass (selbst Johnny Depp mit der meisten Screentime hinterläßt keinen bleibenden Eindruck) und die moralische Dimension mit den diskussionswürdigen Benefits einer KI geht, wie erwähnt, leider sowieso unter. Somit bleiben neben großen Namen und damit verbundenen enttäuschten Erwartungen nur ein paar nette CGI-Tricksereien von dieser filmischen Bruchlandung übrig: 3,45 Punkte.