Noch vor seinem wohl bekanntesten Film „Night of the Demons“ drehte US-Regisseur Kevin Tenney im Jahre 1986 mit „Witchboard – Die Hexenfalle“ sein Regiedebüt, einen Horrorfilm über durch ein Ouija-Brett gerufene Geister, die man nur schwer wieder loswird. Mit Hexen indes hat der Film nichts zu tun, hierbei handelt es sich um einen typischen Fauxpas des deutschen Verleihers.
Linda (Tawny Kitaen, „Bachelor Party“) und Jim (Todd Allen, „Nur 48 Stunden“) geben eine Einweihungsparty, auf der Brandon (Stephen Nichols, „House“) gegen Jim stänkert und Linda schließlich in die Faszination seines Ouija-Bretts einweiht, über das er zusammen mit ihr Kontakt zum mit nur zehn Jahren gestorbenen David aufnimmt. Da sich Jim fortwährend darüber lustig macht, bricht der Kontakt abrupt ab und der kleine David scheint verstimmt. Da auch Brandon und Jim im Streit auseinandergehen, vergisst Brandon sein Brett, dessen sich Linda fortan annimmt und immer wieder den Kontakt zu David sucht und findet, bis sie richtiggehend besessen davon scheint, sich die merkwürdigen Vorfälle, die mit einem scheinbar grundlos geplatzten Reifen während der Party begannen, häufen und immer gefährlicher werden: Bald gibt es in Jims Arbeitskollegen den ersten Toten zu beklagen und es sieht so aus, als galt der „Unfall“ eigentlich Jim...
„Witchboard“ ist weitestgehend vorhersehbare, innovationslose Genreware, die aufgrund ihrer okkult bleibenden Bedrohung leider noch ohne Creature Design auskommen muss und zudem kaum gruselig ist. Schrecken versucht Tenney durch eine Reihe sog. Jump Scares zu erzeugen, die meist jedoch falscher Alarm sind, der i.d.R. ausgelöst wird, wenn sich mal wieder irgendjemand von hinten anschleicht, ohne dabei etwas im Schilde zu führen – kennt man aus x anderen Filmen. Positiv fällt hingegen auf, dass man für seine Protagonisten nicht auf typische Abziehbilder setzte, sondern ihnen tatsächlichen Charakter einhauchte, mit ein wenig Tiefgang versah und das Drehbuch ihnen eine Entwicklung zugestand. Die Dreierkonstellation Linda/Jim/Brandon birgt Konfliktpotential, da Brandon ebenfalls in Linda verliebt ist, gar mit ihr liiert war, bevor sie zu Jim ging. Im Laufe der Handlung entpuppt sich Brandons anfängliche unsympathische, snobistische Arroganz als ernsthafte Sorge um eine geliebte Person, gepaart mit nachvollziehbarer Eifersucht.
Im Kampf gegen das Böse und auch Sorge um Linda beginnen die beiden Männer, die früher einmal befreundet waren, sich wieder einander anzunähern und zusammenzuarbeiten. Leider löst das Drehbuch den unüberwindbar und deshalb für den Zuschauer interessant erscheinenden Konflikt recht plump, wie man es eben in Horrorfilmen, in denen Menschen sterben, gemeinhin tut. Das alles weiß in jedem Falle besser zu gefallen als der anscheinend unvermeidliche Komödienanteil, der hier in Form eines auf freakig getrimmten weiblichen Mediums auftritt und schlimmer nervt als jeder Poltergeist. Wie man eine Rolle subtiler mit Humor ausstattet, beweist Burke Byrnes („Die Prophezeiung“) als ermittelnder und Jim verdächtigenden Lt. Dewhurst, dessen Rolle mich ein wenig an Inspektor Columbo erinnerte.
Das Erzähltempo ist alles andere als hektisch und bietet den Charakteren sowie der recht angenehmen, eher zurückhaltenden 80er-Atmosphäre Raum zur Entfaltung. Ein paar sparsam eingesetzte, blutige Effekte belohnen für die Geduld. Hauptdarsteller Todd Allen ist gewiss kein großer Schauspieler, weiß mit seiner souverän-lässigen, schnoddrigen Art aber zu gefallen ist wird als Sympathieträger schnell akzeptiert. Tawny Kitaen als Linda ist ein rothaariges Luder, Typ „rostiges Dach – feuchter Keller“, der man es abnimmt, dass sich zwei Kerle um sie balgen und die dezent eingestreut auch etwas mehr ihres Körpers zeigen darf. Stephen Nichols hingegen sieht aus wie direkt aus seinen „Dallas“- und „Denver Clan“-Serien entsprungen und gibt damit einen passablen Gegenpart zu Jim ab. Das genretypisch im Tempo anziehende Finale überrascht urplötzlich mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven positiv, mit ganz billiger Bildmontage am Ende aber auch negativ und sorgt für ein so sicherlicht nicht beabsichtigtes Wechselbad der Gefühle. Unterlegt wird das okkulte Treiben von einem belanglosen Standardsoundtrack mit etwas Gedudel und dramatischen Klangkulissen, aber auch einem zeitgenössischen, wirklich netten Heavy-Rock-Soundtrack. Auch in dieser Hinsicht also Licht und Schatten.
Als Fazit bin ich fast geneigt, zu behaupten, die Stärken und Schwächen von „Witchboard“ heben sich gegenseitig auf und ich glaube, das trifft es tatsächlich ganz gut. Ergo glatter Durchschnitt, der dem einen etwas besser, dem anderen etwas schlechter gefallen wird. Genrefreunde mit einer Affinität für 80er-US-Grusel könnten durchaus Gefallen hieran finden, müssen sich aber mit einer überraschungsarmen und zudem nicht sonderlich spannend erzählten, altbekannten Geschichte begnügen.