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Ein Luxusapartment, ein teures Auto: Banker Harry (Kilian Scott) hat alles - bis seine Firma dicht macht. Jetzt braucht er dringend Geld. Sein Ex-Kollege Vernon (John Bradley) erfindet ein teuflisches Geschäftsmodel. Das Spiel verwandelt Blut in bares Geld. Wetteinsatz ist alles, was man besitzt. Mit einem anonymen Gegenspieler kämpft man einem geheimen Ort bis zum bitteren Ende. Der Gewinner vergräbt die Leiche und bekommt alles. Harry steigt unerwartet zum neuen Shooting Star dieses tödlichen Spiels auf. Doch Neid, Missgunst und die immer stärker werdende Gier nach Geld lässt in einer Spirale der Gewalt aus Freunden Feinde werden. Und nur einer wird es überleben.


Nicht selten kann es vorkommen, das man durch den Titel eines Filmes oder dessen Inhaltsangabe auf eine falsche Fährte gelockt wird. So verhält es sich dann auch beim vorliegenden Regiedebüt von Rachael Moriarty und Peter Murphy, denn auf den ersten Blick geht man wohl zuerst von einem billigen B-Movie aus in dem ordentlich drauf los geprügelt wird. Dabei offenbart sich unter der Schale dieses Filmes eine wirklich gut erzählte Geschichte, in der man sogar Parallelen zu David Fincher's "Fight Club" aus dem Jahr 1999 erkennen kann. Zwar sollte man an dieser Stelle keinesfalls einen direkten Vergleich anstellen, aber diverse Ähnlichkeiten in der Erzählstruktur sind definitiv nicht zu leugnen. In "Fighting Games" dreht sich alles um die fast schon makabere Geschäftsidee des jungen Vernon, durch die man in kurzer Zeit seinen Einsatz verdoppeln kann. Natürlich hat die Sache aber einen Haken, denn um das schnelle Geld zu machen, muss man einen Kontrahenten in die ewigen Jagdgründe schicken. Das Ganze gestaltet sich eher unspektakulär, doch gerade dieser Umstand macht das Gesehene extrem authentisch und glaubwürdig.

Im Mittelpunkt steht dabei der ehemalige Banker Harry, der zunächst überhaupt nicht von Vernon's Idee begeistert ist, aber innerhalb kürzester Zeit zu einer Art Star bei den ominösen "Fighting Games" aufsteigt. Killian Scott weiß in der Hauptrolle sehr zu gefallen, wobei generell sämtliche Protagonisten einen mehr als ordentlichen Job abliefern. Anders als in diversen Hollywood Hochglanz - Produktionen wird man an dieser Stelle nicht mit irgendwelchen Schönlingen konfrontiert, vielmehr handelt es sich um eher unverbrauchte und frische Gesichter, die den authentischen Gesamteindruck des Filmes noch zusätzlich unterstreichen. Darin liegt auch die größte Stärke dieser irischen Produktion, die ganz nebenbei auch noch eine herrlich dreckige Grundstimmung erkennen lässt. Die Kämpfe oder sogenannten "Trades" gestalten sich eher recht unspektakulär, wer an dieser Stelle also satte Action und überzogene Gewaltexzesse erwartet, wird letztendlich wohl eher eine kleine Enttäuschung erleben. Vielmehr beinhaltet "Fighting Games" einen sehenswerten Seitenhieb in die Richtung in die Welt der Hochfinanz und beleuchtet eventuelle Auswirkungen auf Menschen die ihr komplettes Leben umstellen müssen, wenn erst einmal die finanzielle Seifenblase geplatzt ist. Ob man dabei zu den hier dargestellten Mitteln greifen muss um seinen gewohnten Lebensstandard zu sichern ist mehr als fraglich, andererseits ist es ohne Weiteres denkbar, das etliche Menschen die ungewöhnlichsten Wege beschreiten würden, nur um weiter in Glanz und Gloria leben zu können.

Rachael Moriarty und Peter Murphy zeichnen hier also ein Bild das einerseits durchaus denkbar wäre, auf der anderen Seite jedoch dermaßen überspitzt in Szene gesetzt wurde, das die Chose stellenweise äußerst schwarzhumorig daher kommt. Die Erzählung beinhaltet dann auch etliche zynische Momente, jede Menge Sarkasmus und lässt phasenweise auch feinste Ironie erkennen. Und dennoch wirkt das Szenario alles andere als lustig, stattdessen läuft es einem in diversen Szenen viel eher eiskalt den Rücken runter. Das ist in erster Linie der großartigen Performance von Killian Scott zu verdanken, denn der gute Mann geht hier mit einer erschreckenden Eiseskälte an die Sache heran. Seine abgeklärte und fast stoische Herangehensweise an die Abläufe tritt mit jedem weiteren "Trade" immer intensiver in den Vordergrund, was ihm auch jederzeit im Gesicht abzulesen ist. Wenn man es nicht besser wüsste würde man nämlich davon ausgehen das der junge Mann unter Gesichtslähmung leidet, denn wirkliche Emotionen lassen sich in seiner starren Gesichtsmaske nicht erkennen. Vielmehr wirkt der junge Mann wie ein eiskalter Serienkiller, dem das Schicksal seiner Opfer vollkommen egal ist und der wirklich nur an seinen eigenen Vorteil denkt.

Insgesamt gesehen versteht es "Fighting Games" auf jeden Fall positiv zu überraschen, denn anstatt eines aufgrund der Inhaltsangabe vermuteten Klopperfilms präsentiert sich eine gut erzählte Story mit einem gewissen Tiefgang. Besetzt mit gut agierenden Darstellern und ausgestattet mit einer dreckigen Atmosphäre bietet das Werk beste Unterhaltung und regt auch ohne Weiteres ein wenig zum nachdenken an. Rachael Moriarty und Peter Murphy haben sehr gute Arbeit geleistet und einen Debütfilm kreiert, der vor allem durch das Fehlen jeglicher Hochglanzoptik einen äußerst realistischen Gesamteindruck hinterlässt.


Fazit:


"Fighting Games" beinhaltet viel mehr als man aufgrund der Inhaltsangabe vermuten könnte. Etliche Anlehnungen an Fincher's "Fight Club" machen das Ganze noch reizvoller und auch wenn es weitaus unspektakulärer zur Sache geht, entfaltet die Geschichte ein Höchstmaß an Intensität. Von meiner Seite aus gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung, denn diesen sehr guten Beitrag sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.


8/10

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