John Singletons „Boyz N the Hood“ ist nicht nur einer der ersten starken Auftritte von Cuba Gooding Jr., sondern auch ein Klassiker des Ghettofilms.
Hauptfigur ist der kleine Tre Styles, der jedoch ein raues Temperament an den Tag legt und sich häufig in der Schule prügelt. Doch seine geschiedene Mutter hat eine Strafe nach wiederholten Schlägereien: Tre muss zu seinem Vater Furious (Laurence Fishburne) ziehen, der in South Central lebt, einer recht typischen schwarzen Ghettogegend. Doch der Umzug hat seinen Grund: Furious hält trotz der schlechten Situation an seinen Prinzipien fest und lässt sich nicht in krumme Touren verwickeln – und genau in der Hinsicht soll er Tre ein Vorbild sein. Denn das Thema inwiefern sich Boyz im Hood auf illegale Aktivitäten einlassen ist der rote Faden von Singletons Werk.
Einige Jahre später steht der mittlerweile zu einem jungen Mann herangewachsene Tre (Cuba Gooding Jr.) kurz vor dem Schulabschluss. Seine Jugendfreunde, die Nachbarsbrüder Ricky (Morris Chestnut) und Darin 'Doughboy' Baker (Ice Cube), haben sich auch verändert: Ricky hat schon Frau und Kind, während Doughboy immer aggressiver wird, aber kaum über die Zukunft nachdenkt…
Singletons Werk ist ein angenehm ruhiger Ghettofilm, der weitaus weniger auf plakative Gewaltakte und Verbrechensbeschreibungen setzt als z.B. die vergleichbaren Werke der Hughes-Brüder. Stattdessen dreht sich die Geschichte um die schleichende Eskalation von Gewalt und Gegengewalt sowie die Frage, inwieweit Tre sich dort hineinziehen lässt. Furious ist ein besonnener Mann, der im Notfall auch zur Schusswaffe greift, doch Leute wie Doughboy und seine Gang leben Selbstbehauptung durch ständiges Einschüchtern vor. So stellt „Boyz N the Hood“ die Frage, ob Tre sich diesen Einflüssen entziehen kann.
Doch trotz der recht ruhigen Erzählweise bleibt „Boyz N the Hood“ durchweg fesselnd und lässt den Zuschauer los. Auch sämtlichen Aspekten von Tres Werdegang wird genug Aufmerksamkeit geschenkt, von den Anfangserfahrungen im Ghetto bis hin zu dem Zeitpunkt als die Ganggewalt zum ersten Mal drastische Auswirkungen auf sein Leben hat. Dabei verschließt „Boyz N the Hood“ niemals die Augen vor den alltäglichen Problemen in der Gegend, wie viel zu frühe Schwangerschaften, Vernachlässigungen von Kindern wegen Drogenproblemen usw. oder die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten, sondern bildet diese Probleme wenig reißerisch, sondern sehr anschaulich ab.
Da hilft es ungemein, dass Singleton ein Gespür für die richtige Atmosphäre hat: Gemeinschaftliches Trinken unter Freunden, Grillfeste für die Nachbarschaft oder auch spontane Predigten Furious’ auf offener Straße, wie sich die schwarze Gemeinde gegen weiße Unterdrückung wehren solle – all das wirkt lebensecht und authentisch. Im Hintergrund tönt die richtige Hip Hop Musik und auch optisch fängt Singleton die leicht heruntergekommenen Wohngegenden stilecht ein.
Eine kleine Schwäche, welche „Boyz N the Hood“ gegenüber Meisterwerken wie „Blood In Blood Out“ ein wenig unterordnet, ist die Tatsache, dass Singletons Figuren ein klein wenig plastischer sein könnte. Zwar leben Tre, Ricky und Doughboy plausibel verschiedene Möglichkeiten des Ghetto-Daseins vor und ein paar sehr bewegende Szenen (z.B. als jemand aus Tres Freundeskreis von einer Gang getötet wird) kann auch „Boyz N the Hood“ auch präsentieren, doch gelegentlich fehlt einfach noch der letzte Schliff um die Charaktere wirklich absolut lebensnah zu gestalten.
Schuld der Schauspieler ist dies jedoch nicht, denn das Ensemble um einen wirklich gut aufspielenden Cuba Gooding Jr. Ice Cube beweist, dass er der beste Rapper im Schauspielgeschäft ist, und auch Laurence Fishburne ist so überzeugend wie eh und je. Auch über die restlichen, mit Ausnahme von Morris Chestnut und Angela Bassett nicht ganz so bekannten Darsteller kann man jedoch auch nicht motzen.
So bekommt man ein ehrliches, wenig reißerisches und toll gespieltes Ghettodrama, das seine Charaktere teilweise noch besser ausbauen könnten, seinen Klassikerstatus jedoch redlich verdient.