Review

Zweifellos gehört „The Silencers“ neben Prachtstücken wie „Rage“ oder „Steel Frontier“ zu den Vorzeigeexemplaren des ehemaligen Independent-Studios P.M. Entertainment.
Die Mitte der Neunziger grassierende Mysterywelle rief auch Richard Pepin und Joseph Merhi auf den Plan rund um die elementaren Bestandteile ihrer Produktionen außerirdische Motive mit einzubinden, um auf dem Videomarkt eine weitere Zielgruppe anzusprechen und sich dem aktuellen Trend anzuschließen. Der artverwandte „Dark Breed“ geht übrigens auch in diese Richtung und steht „The Silencers“ in Sachen Action und Unterhaltungswert kaum nach.

Jack Scalia, der meiner Meinung nach seine beste Zeit bei P.M. Entertainment hatte, war mit „T-Force“, „Dark Breed“ und natürlich „The Silencers“ gleich in drei richtigen Krachern zu sehen, die er selbst mitproduzierte. Hier muss er sich mit einer Horde schwarzäugiger Aliens herumschlagen, die eine Invasion vorbereiten und die Menschheit versklaven wollen.

Das klingt natürlich von vorn bis hinten nach einem ideenlosen B-Plagiat und in der Tat hat der Film das Genre garantiert auch nicht miterfunden. Ganz im Gegenteil, das Autorentrio klaut sich seine Plotmotive nach Gutdünken aus allseits beliebten Klischees zusammen und verwurstet sie zu einem actionreichen Stoff, der ganz auf Unterhaltung gepolt keine Ansprüche stellt. So verwundert es auch kaum, dass eingangs erst einmal eine Kuh via UFO von einer Farm entführt wird und seltsame Männer in schwarzen Mänteln und Hüten der Bäuerin einbläuen, dass sie über den Vorfall, der den Tod ihres Mannes nach sich zieht, nichts zu verlautbaren hat.

Danach bewegt sich „The Silencers“ aber schnell auf dem gewohnten Terrain einer typischen P.M. Entertainment – Produktion mit dem Unterschied, dass die Gegner dieses Mal eben Aliens vom Planeten Orion sind, die Böses im Schilde führen.
Jack Scalias Filmego Rafferty bekommt von alledem zunächst nichts mit, muss als Bodyguard eines Senators während eines Kirchenbesuchs aber schnell den Verlust seiner gesamten Secret Service – Truppe hinnehmen, als ein paar übel gelaunte Außerirdische das Gebäude erstürmen und Rafferty mitsamt seinem Schutzbefohlenen zur Flucht nach draußen bis in die U-Bahn zwingen, wo den hochrangigen Politiker dann doch noch ein tödliches Schicksal ereilt. Wenig später wird der Ex-Soldat aber schon von General Greenboro (Clarence Williams III) rekrutiert, der ihm eine Fracht anvertraut, die sich als ein außerirdischer Kämpfer für das Gute entpuppt. Comdor (Dennis Christopher), so sein Name, will den Menschen zu Hilfe eilen...
Der um Verbindungen bemühten Geschichte merkt man dabei schon früh ihre hoffnungslos fadenscheinige Struktur an, was dem Filmvergnügen aber keinen Abbruch tut. Der sehr banale Umgang mit der Hauptfigur entspricht nämlich eigentlich dem traditionellen Bild eines typischen B-Movie-Helden mit privaten Problemen und allem drum und dran.

Die genreübliche Zutat hinterlistiger Aliens, die mit der futuristischen Technik locken, aber Schreckliches im Sinn führen, sorgt schnell für ein Dauerfeuerwerk an dem sich Fans des Studios kaum satt sehen können, denn die vielen Actionszenen sind noch auf einem relativ hohen Niveau angesiedelt und geizen nicht mit pyrotechnischem Budenzauber.
Von Beginn an legt der „The Silencers“ auch ein recht hohes Tempo vor und unterbricht nur, um den Plot mit bekannten Ideen (u.a. Austausch der Schlüsselfiguren durch Klone) zu füttern. Angefangen bei blutigen Shootouts gibt es bis hin zu etlichen spektakulären Explosionen unzählige Schauwerte zu bestaunen. Als einsamer Höhepunkt weist sich die Verfolgungsjagd auf dem Freeway aus, von dem sich auch heute noch viele Actionfilme eine dicke Scheibe abschneiden können. Ich möchte sogar glatt behaupten, dass es Besseres bei P.M. nie zu sehen gab. Ein Militärkonvoi wird dabei von Aliens angegriffen, die per Helikopter oder Autos angerast kommen. Die Folgen sind wieder einmal durch die Luft segelnde, sich überschlagende Fahrzeuge in absolut sehenswerten Stunteinlagen, viel Pyrotechnik, halsbrecherische Manöver en masse, eine ziemlich kniffelige Kletterszene auf dem Cryogen-Transporter bei der sich Jack Scalia scheinbar nicht doubeln ließ und over the top als Zuckerguss eine unrealistische Flugeinlage zum Schluss. Diese Verfolgungsjagd dauert gleich mehrer Minuten an, sieht in einigen Szenen auch recht kompliziert aus und geizt wahrlich nicht mit völlig übertriebenen Unfällen.

Auch wird bei den vielen Shootouts davor und danach gern viel und unablässig Interieur zerbröselt. Anfangs in der U-Bahn werden gleich ganze Sitzbänke aus den Verankerungen gerissen, während Scalia sich mit dem Alien minutenlang durch die Waggons prügelt und der Entgleisung zum Schluss sieht man ihren Modellursprung auch nicht unbedingt auf den ersten Blick an.

Die Liebe zum Detail und das Bemühen trotz eines lediglich moderaten Budgets die Alien-Schose nicht zu einer Lachnummer verkommen zu lassen, spürt man derweil insbesondere an dem doch recht liebevoll gestalteten Portal, dessen begrenzte Tricktechnik der Zuschauer besonders an der Öffnung zur anderen Dimension ansieht, bei dem man sich trotz allem aber offensichtlich recht viel Mühe gab es einigermaßen plausibel mit Phantasie zu realisieren.

Der Actionanteil gerät wirklich sehr hoch und wenn auch Comdor, der sich nach seiner Ankunft in dem Fabrikkomplex erst mit Artgenossen kloppt und schießt, zusammen mit Rafferty ein Duo bildet, bringt Richard Pepin zusätzlich ein wenig Humor unter. Die beiden bekabbeln sich nämlich mitunter und der außerirdische Kämpfer erweist sich als äußerst höflicher Zeitgenosse, der mit Umweltverschmutzung und den Kriegsspielen der Jugend gar nichts anfangen kann, dafür aber ein echter Pflanzenfetischist zu sein scheint. Dass er sich in der Öffentlichkeit zunächst etwas befremdlich verhält (u.a. verschenkt er Geld an Passanten und Obdachlose), gehört als Gagquelle natürlich obligatorisch dazu.

Der Subplot rund um die neugierigen Journalisten, die sich mit UFOs und Sichtungen Außerirdischer beschäftigen, bremsen derweil das unkomplizierte Geschehen wenigstens nicht allzu sehr aus, auch wenn sie den Ablauf ein wenig stören und eigentlich weggelassen werden könnten. Wenigstens supporten sie zum Finale ganz ordentlich und gleichen das ungünstige Kräfteverhältnis ein wenig aus, indem sie den beiden tapferen Recken zur Seite stehen. Viel Sinn ergeben diese Schreibtischkrieger, die später von irgendwoher ein stattliches Waffenarsenal zaubern, bis zum Ende allerdings wirklich nicht.

„The Silencers“ hebt sich insofern von den vielen leider nur mittelprächtigen Filmen des Studios ab, dass nicht nur vereinzelte Actionszenen den Fan bei Laune halten bevor wieder in den meist weniger überzeugenden Plot zurückgeschaltet wird, sondern mit Jack Scalia und Dennis Christopher auch zwei probate Schauspieler viel Screentime genießen, die ihr Fach beherrschen und deswegen auch ein wenig Humor mit einbringen können, der dem Geschehen gut tut.

Wer für die Produktionen von P.M. Entertainment also eine Vorliebe besitzt, der kommt an „The Silencers“ kaum vorbei, auch wenn die etwas einfallslose Story um eine Invasion feindlicher Aliens eigentlich gar keine Innovationen besitzt. Diese Ansprüche stellt aber auch niemand.
Dafür gibt es Action in rauen Mengen, der man auch ansieht, dass das Studio Mitte der Neunziger auf seinem Höhepunkt angekommen war, wo Qualität und Quantität sich längst nicht mehr widersprachen und sogar solide Darstellerleistungen die geradlinigen Abläufe der Filme noch etwas aufwerteten.


Fazit:
„The Silencers“ gehört zu den Prunkstücken der Ära P.M. Entertainments, die sich noch nicht mit Budgetbeschränktheiten herumschlagen mussten. Der Alien-Plot bewegt sich natürlich in typischen B-Movie-Niederungen, aber die vielen Shootouts, der ausführliche Einsatz von Pyrotechnik und natürliche die unverwechselbaren Autoverfolgungsjagden drücken den Film den einzigartigen Qualitätsstempel eines Pepin/Merhi – Films auf. Der später einsetzende Humor und die ordentlichen Sets werten das Szenario weiter auf. Mögen diese Zeiten nie in Vergessenheit geraten und irgendwann einmal wiederkehren.

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