Review

kurz angerissen*

Narrativer und zugänglicher als Nicolas Winding Refns diesjähriger Model-Horrorfilm "The Neon Demon", bewegt sich der Schauspieler-Alptraum "Starry Eyes" von 2014 auf dem gleichen Terrain und ist im emotionalen Kern, wenn auch nicht in der formellen Umsetzung, vor allem auf einer Linie mit David Lynchs "Mulholland Drive". Denn auch hier steigern sich Ehrgeiz und Willenskraft in Bilder psychosomatischer Transformationen. Das Drehbuch begreift den Traum von Hollywood als eine Art umgekehrtes Kreuz und übersetzt es metaphorisch in die sorgfältig geplante und dann auch entsprechend umgesetzte Metapher der Wiedergeburt. Während sich Alex Essoe als junge Schauspielerin recht überzeugend dem Wahnsinn hingibt und daraufhin einem Monster optisch immer ähnlicher zu werden scheint als ihren glamourösen Idolen aus der Filmgeschichte, decken die Regisseure Kölsch und Widmeyer ihre Arbeit mit zunehmend drastischer werdenden Bildern ein, die zuerst vor düsteren Bildkompositionen, dann rabiaten Splattereffekten und schließlich auch vor übernatürlichen Bildern nicht Halt machen, während das System großer Filmproduktionen mit sektenhaften Zügen und einem klar okkulten Strich hysterisch radikal dämonisiert wird.

An mancher Stelle manövriert sich die Handlung in Sackgassen und Wie-geht's-jetzt-weiter-Momente, allerdings wird stets ein Weg in noch ausweglosere Situationen gefunden. Das Auskotzen von Maden im Zeichen der Selbstreinigung und eine Reinkarnation als haarloses Neutrum mag als zu plakativ empfunden werden können, die hohe Intensität und die vergleichsweise einfache Nachvollziehbarkeit der ursprünglichen Situation der Hauptfigur machen das aber wieder wett und lassen "Starry Eyes" zu einer gelungenen Alternative werden für all jene, denen NWR das Sujet zu verkopft anging.

*weitere Informationen: siehe Profil

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