Review

Hinter feindlichen Linien...10.11.2015

Junger britischer Soldat wird 1971 in Belfast in Bürgerkriegsgebiet zurückgelassen und muß seinen Weg zur Kompanie alleine finden. Dabei gerät er versehentlich in ein Komplott von Geheimdienstkern und gerät zwischen alle Fronten.

Die erste Hälfte des Films ist brillant, das kann man ganz einfach festhalten. Während dieser Filmhälfte habe ich mich mehrmals gefragt, warum so ein Film nicht mehr im Kino gezeigt wird. Nach kurzen Eindrücken der Ausbildung folgt sogleich der erste Einsatz in Belfast, einer Stadt, deren Zonen man aus heutiger Sicht kaum mehr nachvollziehen kann. IRA gegen Katholiken gegen wen auch immer...jeder gegen jeden, dazu noch allerhand Intrige, Untergrundkampf, das verwirrt den Zuseher - und auch die Hauptfigur des Films. Großartig ist die Entstehung eines ersten Riots bebildert, da paßt alles zusammen...Musik, Töne, verzerrte Fratzen, Schreie, man ist mittendrin. Und auch die erste Odyssee des Soldaten an der Hand eines Buben bis zu einem vermeintlich freundlichen Pub samt Bier an der Theke ist durchweg spannend, packend gefilmt, in Summe toll.

Doch die zweite Hälfte kann hier gar nicht mithalten. Das Geschehen verlagert sich in einen Wohnkomplex, von der dauerhaften Jagd und Bewegung ist nichts mehr übrig, der Film verliert jeglichen Drive, da er sich in mehreren Unterhandlungen verzettelt. Die Hauptperson rückt aus dem Fokus, nun gibt es Geheimdienstler zu sehen und interne Politik auf beiden Seiten, dazu noch viele kleine Splittergruppen. Das nimmt dem Film die Faszination, denn von der gelungenen Ausgangssituation ist nun nichts mehr zu finden. Es geht halt bißchen treppauf, treppab im Wohngebiet, am Ende dann eine kurze Schießerei samt Nachklapp in der Kaserne und auf dem Heimweg, und das ist sehr schade.

Der Film hätte in meinen Augen das Zeug zu einem echten Knaller gehabt, aber durch die mißlungene zweite Hälfte, in der man ab und an ein Ende herbeiwünscht, reicht es nur zu besserem Mittelmaß. Zu eindimensional die Figuren, es regiert der verkniffene Mundwinkel, aber dennoch: sehr gut eingefangener Lokalkolorit, häßliche Hemden und Frisuren, eine grundlegend spannende Handlung samt Klischeeverzicht sind auf der Habenseite zu vermelden. Aufgrund des ( subjektiven ) Qualitätsabfalls aber leider nur 7/10.

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