Ausgelöst vor allem durch Pang Ho-cheung Zuschauer- und Kritikerliebling Vulgaria (2012) wurden ab sofort ähnlich angelegte Komödien über den Umgang der Menschen mehr beruflich als privat mit dem Thema Sex und dessen Sichtweise oft des Neugierigen, Obsessiven und gleichzeitig Banalen geordert und eruiert. Auch hier jeweils wieder den körperlichen Akt und dessen Spielarten auf wie ein Besuch im Zoo, als ein Gang durch die Ausstellungshalle all der Absonderlichkeiten und des weniger erotischen als ach so lustigen reduziert, reicht die Reihe der Werke von dem frühen und noch unabhängigen Due West: Our Sex Journey (2012) über die aktuelleren Hardcore Comedy (2013), die den Ansatz, den Sinn und den Zweck schon im Titel trägt und den eigentlich als Fortsetzungen zu Früheren Proklamierten Naked Ambition 2 und Golden Chickensss. Letzter fungiert als später Nachklapp zu den von Samson Chiu Anfang des Jahrtausends gedrehten Golden Chicken 1 + 2, in denen anhand der Erlebnisse der Prostituierten Kam, gespielt von Sandra Ng, allerdings weniger deren Abenteuer und etwaige Ausschweifungen im horizontalen Gewerbe erzählt, sondern ein Porträt der Veränderung der Zeiten und des Wandels der Stadt Hongkong und ihrer Bewohner gezeichnet wurde. Viel davon übrig ist hier nicht mehr:
Die schpn etwas ältere Mama-san "Boobie" Kam [ Sandra Ng ] ist mit ihren Mädels zwar weiterhin gut im Geschäft, aber dabei wegen der Konkurrenz zur jüngeren La Ma [ Fiona Sit ] auch ständig unter Hektik und Strom und wird bei der Suche nach der eigenen Entspannung ausgerechnet vom vermeintlichen Masseur Shu Fok [ Carl Ng ] beklaut. Etwas designiert und zur Ablenkung und der Neuorientierung von Geschäftsmöglichkeiten reist die fast Fünfzigjährige mitsamt der Angestellten Woo Loo [ Ivana Wong ] nach Japan in den Sexshop von Asshi Konpon [ Edison Chen ] und seinem Starbläser Takuya, der "Blowjob King" [ Wyman Wong ], wo sie auch ihr Gegenüber, den Zuhälter und mit einer Männercombo agierenden Joey Ma, „the Duck King“ [ Alex To ] trifft. In all dem Trubel wird ihr umso das Denken und Vermissen an den im Gefängnis einsitzenden Brother Gordon [ Nick Cheung ], ehemaliger Gangsterkönig vom Viertel Tsim Tung bewusst. Als dessen Entlassungstag bevorsteht, muss sie allerdings feststellen, dass sich zwar der Mann und seine Gewohnheiten nicht, dafür aber die Zeiten verändert haben; eine Erfahrung, die auch Gordons frühere rechte Hand Jackie Boy [ Eason Chan ] zu akzeptieren hat.
Angelegt eher als tatsächlich offensive, sprichwörtlich kein Blatt vor den Mund nehmende und damit auch überhaupt nicht familienfreundliche Variante eines Neujahrsfilmes werden die dort üblichen Stoffe und Rezepte auch hier, nur eben mit dem Siegel des Verruchten und Verrückten gewählt. Wo sonst blitzblanke Sauberkeit und vielleicht das Händchenhalten und späte Küssen am Altar herrscht, winkt hier der schnelle und billige Sex und in der Masse das große Geld. Intimitäten sind hier nicht unter der Decke oder Daheim im Stillen und Dunklen und nach dem Abspann, der Hochzeitsnacht vielleicht getauscht, sondern in das grelle Licht der Scheinwerfer und dort in das Laute und das Grobe und das Aufdringliche gezerrt. Liebe kommt natürlich auch vor, wie als Rechtfertigung aber erst spät und dann auch etwas verlogen nicht in der Umsetzung, aber vom Gefühl, da auch im Konzept. Vorher wird massiert und gegrabscht und geblasen und eigentlich mit Jedem, der etwas Bares im Portemonnaie hat auch entsprechend frei und locker rumgemacht.
Eigentlich bleibt es nur zu hoffen, dass diese Welle an Sexkomödien bald wieder am Abebben, die Eruption dessen vorbei und der Gang in die vermeintlichen Absurditäten und Niederungen am Ende ist. So richtig Freude macht der Umgang der Autoren und Filmemacher damit nämlich nicht, wird gleichzeitig nur etwas mit dem großen Mund gewagt, aber nie wirklich richtig oder nur selten umgesetzt. Gerade hier im Bereich des Ausflugs nach Japan und der dortigen Kuriositäten wie das glory hole und die nachgebauten U-Bahnen, die das 'groping' der 'chikan', das Betatschen und damit als Übergriffe auf wehrlose Frauen zu sehenden Missbrauchshandlungen und Körperverletzungen für den zahlenden Kunden nachstellen, wird parallel mit dem steten Verweis auf diese Bizarrheit in das Aberwitzige und so das Harmlose verdreht. Teilweise sind die Szenen, gerade das Eintreffen der kleinen Mädchengruppe in das Unbekannte auch auf tatsächlich witzige Weise gelöst, wird die Groteskheit aber immer betont und sind auch die humoristischen Versuche dann umso verkrampfter und weniger zündend als mit einem kurzen Besuch abgetan.
Außerdem erscheinen leider die Figuren, oft schillernd ja, auch oft mit Stars in allen möglichen und unmöglichen Personifizierungen besetzt, zumeist leider unsympathisch bis nur rein geldgierig und hektisch und schräg um des Schrägen willen vermehrt; immerhin, und das ist dann wahrhaftig beeindruckend, ist dieser Weg in das Gruselkabinett mit einer ganz erstaunlichen Anzahl von Prominenten in Kleinstrollen, wie Louis Koo, Anthony Wong, Tony Leung Ka-fai, Donnie Yen, Shawn Yu, Eason Chan, William So, Chapman To, Chin Ka-lok, Jim Chim, Alex To, Fiona Sit, Eddie Cheung und Andy Lau gesäumt. Das dann insgeheim auch mal mehr dahinter steckt, wird oft spät und oft zu spät und wie als Entschuldigung für das vorherige Drangsal eingeführt, gerade der Abschluss des zuvor in Episoden gestückelten Filmes, die letzten 40 Minuten als dramatisches und kommentierendes Einzelwerk, versucht diese Schiene des scheidenden Rückblicks und der Sehnsucht auf eine vergangene Welt, die die beiden Vorgänger durchweg in sich hatten. Der Wechsel kommt unverhofft und dennoch wie therapeutisch diskonnektiert, wird Dinosaurier Gordon als veraltetes Relikt, aber auch als Zeitreisender mit einem anderen Blick auf das nachlässige und flache Neumodernde eingeführt und porträtiert, der das Früher zurück will, da Er die heutigen Begebenheiten nicht kennt und nicht einzuschätzen und sicherlich auch nicht zu würdigen weißt . Hier spricht der Film tatsächlich mit den Zuschauern und teilt sich die Meinung auf ehrliche Art und Weise, aber auch das populistische Verständnis der Sonderverwaltungszone hinsichtlich des "Ein Land, zwei Systeme" Prinzips überschneidend mit; wobei interessant zu Sehen gewesen wäre, wie dieser filmische Abschnitt nach den anhaltenden Protesten der sogenannten „Regenschirm-Revolution“ geschrieben worden wäre.