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Mr. Mechaniker

"Stereo" erzählt von einem Mann, dessen Sünden und Vergangenheit ihn brutal einholen. Erik, ein freundlich erscheinender Mechaniker, der es sich mit seiner Freundin und ihrer Tochter auf dem Land im sicheren Mittelstand gemütlich gemacht hat, wird von einem mysteriösen Mann namens Henry bedrängt und muss schnell feststellen, dass er sich nicht so einfach abschütteln lassen wird und man seine Schatten aus vergangenen Tagen nicht verdrängen sollte... Natürlich erinnert das Szenario schnell an Geschichten wie "Mr. Robot" oder "Fight Club", audiovisuell werden auch Erinnerungen an manch ein (Früh-)Werk von Nicolas Winding Refn wach. Doch "Stereo" wirkt nie wie ein plumper deutscher Versuch, solche Meilensteine in das deutsche Vorabendprogramm zu hieven. Das wäre auch zu peinlich. Viel mehr macht der knochentrockene und unheimlich unterhaltsame Thriller mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu (starkes Duo!) oft genug sein eigenes Ding und liess sich nur inspirieren. Clever!

Herausgekommen ist ein Vorbild an Kurzweiligkeit und Finten, Ecken und Kanten, Blei und Öl, Kurven und Toten, dass einem schwindelig werden kann. Vor allem das Duo Infernale aus Vogel und Bleibtreu, die sich kongenial ergänzen, kann über extrem schnell verflogene 90 Minuten bei der Stange halten. Besonders Bleibtreu geht in seiner teuflischen Rolle gehörig einer ab und er spielt wie aufgedreht, geradezu euphorisch. Muss man sehen! Ohnehin einer der stärksten deutschen Schauspieler der letzten 20 Jahre. Lässiger Typ! Mit einem basslastigen Killersoundtrack, Bösewichte, die diese bezeichnung auch wirklich verdient haben und eine Menge Style, feuert sich der Hardcore-Krimi Richtung eines Finales, das die Hölle höchstpersönlich unter Köln zu entdecken scheint. Ganz frisch und neu ist anders, aber seiner deutschen Konkurrenz zeigt das freche Ding völlig abgestumpft und unkitschig den Fickfinger. Und schämt sich kein bisschen dafür. Richtig so!

Fazit: "Stereo" ist adrenalingeladenes, cooles und hartes Genrekino aus deutschen Landen, wie man es gerne viel öfter sehen würde. Gnadenlos, unmittelbar und eiskalt. Kein Refn, kein Fincher und kein Meisterwerk - aber viel näher dran, als man je erwarten würde!

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