Fünf Freunde brechen von Madrid aus auf, um die spanische Urlaubsinsel Formentera per Rucksack und Zelt zu bereisen. Nach einer durchzechten Nacht scheint die geheimnisvolle Höhle, die man oberhalb einer Felsenklippe in der Einsamkeit entdeckt, genau richtig zu sein, um für Abwechslung zu sorgen. So erkundet man trotz fehlender Ausrüstung und ohne jegliche Erfahrung die Höhle und verirrt sich natürlich. Kaum Wasser, keine Nahrung. Als Stunden und Tage verrinnen und die Nerven mehr als blank liegen, entscheidet man sich, einen von ihnen zu opfern, damit die anderen – vom Fleisch und Blut gestärkt – weiter nach dem Ausgang suchen können…
Der Vorteil von Found-Footage-Filmen liegt klar auf der Hand: man spart an Technik (Beleuchtung, aufwendige Kamerafahrten etc.), einen Filmkomponisten benötigt man auch nicht und das Skript schreibt ja quasi das Leben. Beste Voraussetzungen also für ein (zumeist junges) Produktionsteam, um mit wenig Geld einen Film zu schaffen, der Kasse machen soll. Unbestrittener Nachteil fast aller Found-Footage-Filme ist allerdings das Bildmaterial selbst – oder glaubt irgendjemand, dass es wirklich Leute gibt, die in den übelsten Situationen immer noch daran denken, ihre Kamera zu halten? So auch hier in dem ansonsten erschreckend klaustrophobischen „Die Höhle“, bei dem spätestens dann, wenn durch engste Höhlenlöcher gekrabbelt wird, die innere Logik dieses hippen Subgenres gänzlich flöten geht. Doch wer sich an dieser Kardinalsfrage nicht stört, der wird – soweit man die fast schon unerträglich öden ersten 20 Minuten überstanden hat, bei denen im zotenhaften „American Pie“-Stil blank gezogen wird und neben reichlich Suff natürlich auch noch Gras konsumiert werden muss – mit einem psychologischen Horrorfilm belohnt, der Elemente aus „Überleben!“ und „Amputiert“ mit der „The Descent“-Atmosphäre verbindet. Dass der von Formentera selbst stammende Regisseur Alfredo Montero mit „Die Höhle“ seiner Heimat ein gruselig-ironisches Denkmal setzen will, merkt man allerdings erst, wenn zum Ende des Films vom Found-Footage- auf den Spielfilm-Modus umgeschaltet wird und man im Anschluss daran das Bonusmaterial der BD sichtet: die kleinen Featurettes, die mittels Interviews von Inselbewohnern die Echtheit der Geschehnisse untermauern sollen, sind auch allesamt gestellt und teilweise besser geschauspielert als der Hauptfilm selbst. Bildformat: 1,78:1. Mit Marta Castellote, Xoel Fernández, Eva Garcia-Vacas, Marcos Ortiz u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin