Eine, wenn auch unter ihren Möglichkeiten bleibende, für den Genrefan ganz interessanten Beitrag zur zu oft gescholtenen Kampfsportsparte stellt „Only the Strong“ dar. Regisseur und Autor Sheldon Lettich („Double Impact”, „The Order”), den Eingeweihten durch Zusammenarbeiten mit Jean-Claude Van Damme („Cyborg“, „Wake of Death“) und Dolph Lundgren („Silent Trigger“, „The Defender“) bekannt, drehte hier nach seiner eigenen Idee einen Film um die brasilianische Kampfkunst Capoeira, die unter anderem ja auch Wesley Snipes („Passenger 57“, „Blade“) beherrscht, und fand mit Mark Dacascos („Drive“, „Brotherhood of the Wolf“) in einer seiner ersten Rolle auch einen talentierten Martial-Arts-Künstler, der sich hier solide aus der Affäre zieht.
Das im übrigen erste Projekt des Produzentenduos und Brüdergespanns Samuel und Victor Hadida (u.a. auch „Crying Freeman“ und „Resident Evil“) dreht sich zwar und um diesen eigenen Mix aus Tanz und Kampftechnik, klammert sich jedoch an einen reichlich inspirationslosen Plot, der vorhersehbarer kaum sein könnte.
Louis Stevens (Dacascos, in der späteren Lehrer-Rolle etwas befremdlich), der als Vorzeige-Green-Beret in Südamerika an einem Antidrogenfeldzug teilnahm und dort von Einheimischen in der Kunst des Capoeira unterrichtet wurde, kehrt nach Ausscheiden aus dem aktiven Dienst in seine Heimatstadt zurück, um an seiner ehemaligen Schule, der Lincoln High, nach dem Rechten zu schauen und möglicherweise einen Arbeitsplatz abzugreifen. Sein ehemaliger Lehrer Kerrigan (Geoffrey Lewis, „Double Impact“, „Joshua Tree“), der den damaligen Problemschüler die rechte Richtung wies, kapituliert inzwischen längst vor den desinteressierten, kriminellen und gewaltbereiten Schülern. Als Stevens jedoch kurzerhand einen Gangleader auf dem Schulhof ausknockt und die Schüler begeistert, beschließt man mit den Top 10 des Bodensatzes ein Capoeira-Projekt zu starten. Trotz Widerstands seitens des Lehrerkollegiums, denn die sind wenig überzeugt, dass man damit den „hyperaktiven Hormonhaushalt“ (O-Ton) der Jungen kontrollieren kann.
„Only the Strong“ ist ganz furchtbar naiv und steht in der Tradition solcher Filme wie “The Principal”, also das ein Lehrer Schüler von der Straße holen kann, die längst aufgegeben worden sind. Lettich stellt das hier so dar, als müsste man nur ein bisschen Capoeira trainieren und schon wird alles gut. Nun ja...
Enttäuschend hierbei, dass die Philosophie, die, da bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher, hinter dem Sport steckt, nicht mal angerissen wird und sich lediglich auf ein paar rhythmische Übungen konzentriert wird. Darauf läuft dann auch ein Großteil des Films hinaus: Sich wohl fühlender, sozialer Abschaum findet, obwohl anfangs natürlich unwillig, bei Capoeira zu Ausgeglichenheit und baut seine Aggressionen ab. Der Film ist zwar schon nicht sonderlich lang, dennoch hätte man sich etwas kürzer fassen können.
Weitaus interessanter gestaltet sich da Stevens Konflikt mit der kriminellen Viertelgröße Silverio (Paco Christian Prieto), der ihn beim ersten Zusammentreffen auch erst mal aufmischt, damit Stevens lernt, wer hier der Chef ist und später dann auch die Schule in Brand steckt, damit dem Ex-Soldaten ein persönliches Motiv in die Handkante gedrückt wird.
Die Fights, die sich dann leider erst zum Schluss, als Louis suspendiert die Initiative ergreift, häufen, sind, wie von Lettich nicht anders gewohnt gut inszeniert, ohne im Vergleich zur Konkurrenz großartig zu glänzen.
Fazit:
Von der eigentlich schon obligatorischen, hier dankbar an der kurzen Leine gehaltenen Love-Story, bis hin zu den üblichen Schul- und Schülerklischees beinhaltet „Only the Strong“ nur die üblichen massentauglichen Motive und überzeugt deswegen eher mit seiner exotischen Kampfsportart, von der es dann erwartend viel zu sehen gibt. Lettichs Regie ist, wie zu der Zeit nicht anders gewohnt, souverän, sein Drehbuch weniger. Da Mark Dacascos nun mal ein begnadeter Fighter ist, die Kulissen soweit stimmig gewählt worden sind und die Action zum Schluss hin zunimmt, reicht es für den Durchschnitt.