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Ein Startwochenende von 5 Millionen Dollar ist sicherlich der absolute Box-Office-Tiefpunkt in der langen und erfolgreichen Filmkarriere von Arnold Schwarzenegger. Das nicht nur von seiner Seite mit großen Erwartungen verbundene Comeback nach seinem Ausflug in die Politik muss man inzwischen klar unter „gescheitert" verbuchen. David Ayers Action-Thriller „Sabotage" ist da nur der letzte Tropfen, der das übervolle Flop-Fass endgültig zum Überlaufen bringt.

Schon der als krachiger Kick-Start geplante Einstand „The last stand" geriet ordentlich ins Stottern und erfüllte nicht mal annähernd die gesteckten Ziele und kam mit einem extrem schwachen US-Einspiel von gerade mal 12 Millionen Dollar einem Offenbarungseid gleich. Spätestens als die einst von Actionfans sehnlichst herbeigesehnte Kollaboration mit Sylvester Stallone dann endlich Wirklichkeit wurde („Escape Plan") und trotzdem nur etwa das Doppelte einbrachte, war klar, dass das frühere Massenpublikum sich abgewandt hatte und auch der Nostalgie-Effekt in recht überschaubaren Bahnen verlief.

Natürlich mangelt es nicht an möglichen Erklärungen. So wirkt der ehemalige Mister Universum inzwischen stark gealtert und hat einen Großteil seiner physischen Präsenz eingebüßt. Der sogar ein Jahr ältere Stallone wirkt da im direkten Vergleich deutlich fitter und v.a. viriler. Auch fällt es Arnold sichtlich schwer die schwindende Physis mit darstellerischen Qualitäten auszugleichen. Dieses immer schon vorhandene Defizit kommt im Gegenteil nun umso deutlicher zum Vorschein. Schließlich war sicherlich die lange Auszeit durch seine Gouverneurs-Tätigkeit nicht gerade förderlich, zumal sich der ein oder andere private Skandal dazugesellte, was in der amerikanischen Öffentlichkeit nur ganz selten und auch nie vollständig verziehen wird.

Vielleicht ist die Zeit der alten Action-Recken aber auch einfach unwiderruflich vorbei, schließlich haben auch Stallone und sogar der wesentlich breiter aufgestellte und deutlich jüngere Bruce Willis erhebliche Probleme an alte Erfolge anzuknüpfen. Lediglich das von Stallone aus der Taufe gehobene Allstar-Haudrauf-Festival „The Expendables" schert hier aus der Reihe und geht noch dieses Jahr in die dritte Runde. Aber dort tummeln sich auch sämtliche Genre-Größen und B-Helden der letzten 30 Jahre und sorgen so für eine ebenso launige wie singuläre Klassentreffen-Hochstimmung.
Dass das Actionkino heute insgesamt einen schweren Stand hat, macht es für die Comeback-Ambitionen der Altstars nicht gerade einfacher. Selbst der ungekrönte Action-King der Gegenwart Jason Statham spielt sowohl Box office- wie auch Budget-bezogen nur in der B-Liga. Dabei kann der moderne Actionfilm qualitativ durchaus mit den goldenen 80er Jahren mithalten. Das gilt auch für den von der Kritik fast einhellig verrissenen „Sabotage".

Regisseur David Ayer liebt die Schattenwelt von Drogenkartellen, Undercover-Cops und garniert dieses Szenario mit einem wenig zimperlichen Härtegrad und einer ungeschönten Realismus-Optik (u.a „Street Kings", „End of Watch"). Mit gelacktem und familientauglichen Mainstream hat das erfreulich wenig zu tun. Dieser kompromisslosen Linie folgt auch „Sabotage":

Schwarzenegger spielt den Boss einer verdeckt operierenden Einsatzgruppe der DEA. Das Team gleicht dank seiner jahrelangen Untergrund-Operationen sowohl optisch wie auch verbal eher einem wild zusammengewürfelten Haufen aus Drogen-Junkies, Knastbrüdern und Schlägern. Diese Welt aus Tattoos, Alkohol, rüdem Gehabe und derben Sprüchen mag wie ein wandelndes Bad-Guy-Klischee daherkommen, allerdings wäre es geradezu lächerlich abstrus, wenn diese Berufsgruppe nach getaner Arbeit mit der Familie beim Stamm-Italiener einkehren und geschniegelt wie gestriegelt den sonntäglichen Gottesdienst besuchen würde.
Im Einsatz ist dann auch vom lotterhaften Anstrich nicht mehr viel zu spüren, denn da funktioniert der Trupp wie ein gut geöltes Uhrwerk. Effektivität und Präzision lassen auch der schießfreudigsten Drogenbande nicht den Hauch einer Chance. Da ist es nur konsequent, dass bestenfalls eigenes Fehlverhalten Sand ins Getriebe streuen kann, so geschehen bei dem gescheiterten Versuch 10 Millionen Dollar Drogengeld an der DEA vorbei in die eigenen Taschen zu schleusen.
Nicht nur, dass das Geld plötzlich verschwunden ist, auch sehen sich die Cops mit unangenehmen internen Ermittlungen und der damit drohenden Suspendierung konfrontiert. Aber als wäre das noch nicht genug, beginnt unvermittelt die planvolle Dezimierung des Teams im Stile Kartell-motivierter Ritualmorde. Oder ist der Mörder gar ein Insider? Schließlich geht es um die nicht gerade kleine Summer von 10 Millionen ...

Vielfach wurde David Ayer in „Sabotage" ein wüster Genre-Mix vorgeworfen, dabei macht gerade diese krude Buntheit den besondern Reiz des Films aus.  
Beginnend als launiger Action-Kracher für ein der Pubertät deutlich entwachsenes Publikum, schlägt der Film plötzlich die Richtung eines blutigen Serienkiller-Krimis ein, nur um dann am Ende in einem retro-geschwängerten Rache-Reißer zu kulminieren. Das wirkt zugegebenermaßen etwas ruppig und auch nicht immer stimmig, ist aber mit solch selbstbewusstem Schmackes und lustvollem Demontieren aufgebauter Erwartungshaltungen serviert, dass man sich keine Sekunde langweilt. Hätte nicht Autoren-Gurke Skip Woods („Wolverine" und v.a. „Die Hard 5") am Drehbuch mitgepfuscht und mal wieder ein paar unnötige (Un-)Logik-Klöpse fabriziert, wer weiß welche Höhenflüge noch möglich gewesen wären. Aber auch so reicht es locker noch zu überdurchschnittlicher Genre-Kost.

„Sabotage" kann man jedenfalls nicht unterstellen, dass er Arnolds alte Erfolgsmasche einfach uninspiriert kopiert, oder halbgar wieder aufkocht. Schwarzenegger ist hier überraschend weit weg von seinem etablierten Helden-Schema und taucht völlig in die düstere und zwielichtige Welt Ayers ein. Dieser Mut wurde vom Publikum offenbar nicht honoriert, was ihn allerdings nicht schmälern sollte.
Allzu viele Pfeile hat der einstige Actionheld schon altersbedingt natürlich nicht mehr im Köcher, so gesehen ist es umso erfreulicher, wenn sie mit ordentlich Gift bestückt sind wie im Fall von „Sabotage". Die Zeiten von „Terminator", „Predator" oder auch „True Lies" sind definitiv vorbei. „City Hai" und „Running Man" haben aber auch ordentlich Spaß gemacht. Und in dieser Liga kann Arnold anno 2014 durchaus noch mitmischen.

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