Review

Wie ein ARD-Krimi gerne wäre...


Warum mir das Fantasy Filmfest erst letztes Jahr so richtig aufgefallen ist, weiß ich gar nicht genau... aber es wurde definitiv Zeit nach 10 Jahren mit dem Lieblingshobby Film, erst recht Horror & Co. Und dann geht man seinen Terminkalender durch, welche Filme man denn überhaupt spontan gucken kann... und es blieb u.a. der Nachmittagstermin an dem Die Behandlung lief. War jetzt der Beschreibung nach kein Muss, aber schlecht las sich das nicht...

Aber das mir dieser kleine, teuflische, belgische Thriller/Krimi so sehr gefallen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Hübsch anzusehen, ein ideale Stimmung, geprägt von Horror, Unsicherheit & Melancholie gleichermaßen, gute Schauspieler, mit Kindesmissbrauch ein heikles Thema - das auf der Grossleinwand zu sehen war schon ein Genuss. Wann bekommt man schon mal einen Thriller auf Fincher-Niveau zu sehen, aus einem unserer Nachbarländer, und das im Kino?

Der Film handelt von einem Polizist, der in einem mysteriösen Fall von Kindesentführung & Missbrauch einer ganzen Familie ermitteln muss. Ein Fall der ihn an seine eigene Vergangenheit erinnert, in der sein Bruder vor seinen Augen entführt und nie wieder gefunden wurde. Und vielleicht vollendet sich ja hier der Kreis... oder es tun sich komplett neue menschliche, nur zu realistische Abgründe auf, rund um Kinderschänder-Ringe & so furchterregende Menschen, dass schnell Mystifizierungen greifen und vom Kinder essenden Troll die Rede ist, der Wände und Bäume hochklettert...

De Behandeling ist vielleicht nicht so brutal und abartig wie die schlimmsten verbotenen Filme ala Serbian Film oder Human Centipede, aber er hinterlässt ähnliche Spuren auf der Seele, eher noch mehr. Er überrascht, unterhält, schockiert und stimmt nachdenklich. Zu realistisch, zu böse, zu grau das gezeigte Weltbild. Aber die Welt ist nunmal leider kein Ponyhof, eher das Gegenteil...

Hier wird zwar auf extreme Gewalt verzichtet, Vieles spielt sich im Kopf ab, aber dies ist bekanntlich ja oft noch eindringlicher und effektiver als Blutfontänen und Gedärme. Hier wird nicht im Schonwaschgang geschleudert und kein Blatt vor den Mund genommen - und das ist gerade bei diesem Thema auch gut so!

Es gibt eine Szene, wo Hauptdarsteller/Kommissar alleine auf seinem Bett sitzt und einen Brief vom möglichen pedophilen Entführer seines Bruders liest und dieser dabei scheinbar direkt hinter ihm auftaucht in Nahaufnahme und den Brief weiter liest... Gänsehaut pur!

Fazit: besser als jeder Tatort, teilweise mit der Niederträchtigkeit in Richtung Finchers "Sieben"... trocken, humorlos, harter Tobak!

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