Ein schockierendes Verbrechen stellt Inspektor Cafmeyer und seine Kollegen vor ein Rätsel: Die brutale Entführung einer Familie und der barbarische Tod ihres Sohnes zeigen Verbindungen zu früheren Fällen. Schon bald macht in der Gegend das Wort von einem unheimlichen „Troll“ die Runde, der kleine Kinder töten soll. Die Ermittlungen bringen Cafmeyer – selbst traumatisiert durch ein lange zurückliegendes, persönliches Schicksal – an seine emotionalen Grenzen. Doch der Albtraum hat gerade erst begonnen ...
Es gibt wirklich grausame Verbrechen und eines der Schlimmsten ist sicherlich der sexuelle Missbrauch und die Ermordung von Kindern. Die Inhaltsangabe dieses belgischen Thrillers deutet dann auch durchaus diese Thematik an, zeigt dabei aber keinesfalls das erschreckende Gesamtbild auf, das sich dem Zuschauer erst mit zunehmender Laufzeit zu erkennen gibt. Die Geschichte basiert auf dem Roman "The Treatment" von der britischen Krimi-Autorin Mo Hayder und offenbart dem Zuschauer ein Szenario das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird. Dabei geht von der ersten Minute an eine regelrecht grausame Grundstimmung von den Ereignissen aus und man erliegt durchgehend der unheilvollen Faszination eines Filmes, der einem so richtig unter die Haut fährt. Ganz bestimmt ist es in der Hauptsache die zugrunde liegende Thematik die dem Betrachter dabei am meisten zu schaffen macht, doch Regisseur Hans Herbots ist es auch absolut hervorragend gelungen, seiner Erzählung in allen Belangen ein Höchstmaß an Intensität zu verleihen. Dabei gestaltet sich die Erzählstruktur doch größtenteils eher ruhig und ohne größere Actionanteile, doch gerade durch diesen Umstand kann das Geschehen umso mehr seine ganze Kraft entwickeln. Diese trifft einen mit zunehmender Laufzeit immer wuchtiger wie ein Keulenschlag in die Magengrube, denn auch wenn man hier keinerlei explizite Gewaltdarstellungen zu sehen bekommt, regt "Die Behandlung" doch die eigene Fantasie sehr stark an und führt einen dabei in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele.
Dabei gestaltet sich das Ganze fast schon wie eine morbide Achterbahnfahrt in die kranke Veranlagung eines Serienmörders, dessen Person an dieser Stelle aber viel eher eine untergeordnete Rolle spielt. Im Mittelpunkt steht nämlich ganz eindeutig der ermittelnde Inspektor Cafmeyer, der durch eine traumatische Kindheitserfahrung viel tiefer in die Abläufe involviert wird als ihm selbst lieb sein kann. Als sich dann im Laufe der Zeit auch noch Ähnlichkeiten und Zusammenhänge zu seinem eigenen Verlust auftun ist es endgültig um ihn geschehen und der gute Mann verliert immer mehr die Grenzen seiner Arbeit und den eigenen Emotionen aus den Augen. An dieser Stelle sollte man dann auch einmal die darstellerische Leistung von Hauptdarsteller Geert Van Rampelberg hervorheben, denn seiner grandiosen Performance ist es zu verdanken, das man hier ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit zu sehen bekommt und dadurch auch eine äußerst hohe Identifikation zur Hauptfigur herstellen kann. Dabei kann man sich unheimlich gut vorstellen, welche seelische Qualen und grausame Erinnerungen der Mann während dieses Falles aushalten muss, denn Hans Herbots hat sehr viel Wert darauf gelegt, dem Zuschauer eine Art psychische Verbindungsbrücke zu seiner zentralen Hauptfigur aufzubauen, so das man die schrecklichen Erlebnisse regelrecht mit ihr teilt. So wird die Geschichte dann auch zu einer Art interaktivem Erlebnis und ohne es wirklich zu wollen, wird man als Zuschauer selbst zu einem Teil der Ereignisse, die einen innerlich total aufwühlen und regelrecht fertig machen.
Kein Wunder also, das "Die Behandlung" eine extrem düstere und grausame Atmosphäre ausstrahlt, die sich wie ein bleierner Mantel auf die eigenen Schultern legt und einem phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Man durchlebt während der gut 120 Minuten Laufzeit eine unglaublich facettenreiche Flut von Emotionen, wobei sich Dinge wie Mitleid, Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit und grenzenloser Hass abwechselnd die Klinke in die Hand geben. Auch ohne explizit dargestellte Härten dürfte dieser Film zum Härtesten zählen was in den letzten Jahren das Licht des Filmmarktes erblickt hat und ist dabei auch keinesfalls für Leute geeignet, die mit einem übersensiblen Gemüt ausgestattet sind. Allein schon die Vorstellung der angedeuteten vorliegenden Thematik und die damit verbundenen visuellen Andeutungen reichen vollkommen aus, damit stellenweise richtiggehender Ekel in einem aufkommt und man verspürt auch gleichzeitig eine Menge Respekt gegenüber den Schauspielern, denn um in einem solchen Film authentisch und glaubhaft zu agieren, muss man sich ganz bestimmt extrem intensiv mit einer Thematik beschäftigen, über die man am liebsten gar nicht nachdenken möchte. Wie schon kurz erwähnt tritt dieser Aspekt ganz besonders bei Geert Van Rampelberg zum Vorschein, denn der gute Mann wartet mit einer Mimik und Gestik auf, das man fast schon selbst das innerlich zerrissene Gefühl verspürt, das die von ihm dargestellte Figur durchleben muss.
Aus diesem Grund erscheinen auch die im letzten Drittel der Geschichte manchmal nicht ganz logischen Handlungen des Inspektors durchaus glaubwürdig, denn was ganz augenscheinlich alles andere als professionelle Polizeiarbeit aussieht, ist doch letztendlich ein Zeugnis davon, wie stark die Hauptfigur doch in die Geschehnisse eingebunden ist. In gewissen Situationen kann man dann auch keinen Dienst nach vorschrift verrichten und lässt sich ganz einfach von persönlichen Emotionen leiten, die einen auch in eine gefährliche Lage bringen können. Und so kann man letztendlich festhalten, das Hans Herbots hier alles andere als den normalen Mainstream auf die Beine gestellt hat, sondern vielmehr eine tief berührende und gleichzeitig schockierende Erzählung auf den Betrachter los lässt, an die man sich auch noch im nachhinein erinnern wird. "Die Behandlung" ist also ein äußerst intensives, gleichzeitig aber auch schockierendes und faszinierendes Filmerlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Ein starkes Gemüt und gute Nerven sind allerdings Grundvoraussetzung, da einem das Gesehene ansonsten etliche schlaflose Nächte bereiten kann.
Fazit:
Für mich persönlich zählt dieses Werk zu den mit Abstand besten Produktionen die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, denn die hier gewählte Darstellung einer leider viel zu oft auch in der Realität vorkommenden Thematik trifft einen bis in das tiefste Innere. Der Film hinterlässt dabei einen extrem nachhaltigen Eindruck und hinterlässt etliche Narben beim Betrachter, die erst nach einer geraumen Zeit wieder verblassen.
10/10