kurz angerissen*
Dass sich der deutsche Genrefilm langsam aufrappelt, ist längst keine Ahnung mehr, sondern klar erkennbar. Der Allroundkünstler Achim Bornhak aka Akiz zeigt Gründe dafür auf: Sein Film, der auf nichts anderem als einer Steinskulptur basiert, macht sich auf angenehme Weise an räumlicher Statik erfahrbar. Auch wenn amerikanische Filmkultur immer noch einen großen Einfluss auf deutsche Filme jenseits von Komödien, Heimat- oder Historienfilmen nehmen, erscheint "Der Nachtmahr" angenehm in seine Wahrnehmungswelt vertieft, die er in grellrote oder kaltblaue Räume bannt.
Das hängt gerade mit der Titelfigur zusammen, die handlungsbezogen eine Manifestation des Geistes der Hauptfigur darstellt und damit das implementierte Coming-Of-Age-Drama psychologisch unterfüttert; zugleich zeigt sie im Sinne einer cineastischen Ästhetik aber auch die Wachrufung eines dreidimensionalen Schaukastenobjekts. Die schwerfälligen, künstlichen Bewegungen und die krüppelhafte Statur der Kreatur lassen die Filmrealität degeneriert erscheinen, um einige Nuancen befreit und in anderen verstärkt; als sei alles, was der Film als Medium zeigen kann, ein Zerrspiegel der Wirklichkeit.
Dementsprechend definiert sich "Der Nachtmahr" über grelle Farbgebung, einen lauten Soundtrack (der zum medialen Meta-Spiel mit filmischen Kommunikationsformen führt) und vor allem Lynch'sche Kontinuitätsbrüche, die sich in besonders starker Form in der Wahrnehmung des Wesens für Außenstehende niederschlägt. Akiz spielt hier mit jenen Filmkonventionen, die von vermeintlich Artverwandten geprägt wurden, bei denen sich die Innenwelt der unverstandenen Hauptfigur jedoch auf keiner Ebene der Umwelt öffnet.
Als Berlin-Film besteht "Der Nachtmahr" zwar hartnäckig auf der traditionellen Fortführung einer exklusiven Nische heimischer Filmproduktion und formuliert diese vielleicht etwas zu aggressiv mit vermeintlich tabubrechenden Vollangriffen auf die Perzeption aus (eine Texttafel warnt – wiederum einer Konvention gemäß – vor Nebenwirkungen der audiovisuellen Gestaltung, nur um in einem Folgesatz dazu aufzufordern, die Lautstärke möglichst weit aufzudrehen), stellt aber ansonsten Beeindruckendes auf die Beine mit einer in ihrer Apathie starken Hauptdarstellerin, ihrem klumpigen Begleiter und einem wirklich nur unerheblichen Wermutstropfen namens Ochsenknecht.
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