Review
von Leimbacher-Mario
Weiße Würmer & arglistige Auteure
Ken Russell ist als angesehener, radikaler Filmauteur bekannt und fast gefürchtet. „The Lair of the White Worm“ ist sein Ausflug in etwas campigere B-Movie-Regionen - jedoch ohne ihm wichtige Themen (etwa rebellische Religionskritik) und seinen gewohnten Stil vollkommen über Bord zu schmeißen. Dennoch hat er bei dieser augenzwinkernden Schlangenfolklore gefühlt eine Menge lockeren Fun und improvisiert auch mal. Und das überträgt sich die meiste Zeit hervorragend auf den Zuschauer. In der seltsamen Fantasykreuzung aus Horror und Komödie dreht sich alles um einen alten Mythos und Ausgrabungen, die den Schädel des Stadtmaskottchens zu Tage fördern - und das ist nicht weniger als ein riesiger, weißer, sagenumwobener Schlangenwurm. Und der hat noch heute eine attraktive Hybridfrau bzw. Femme Giftale als kleinen Kult um sich gescharrt...
„The Lair of the White Worm“ erinnert mich vom Gefühl her, der Balance aus Horror und Humor, manchmal ein wenig an den amerikanischen Werwolf in London - und das kommt einer Adelung sehr nahe. Dabei will ich ihn als Gesamtpaket nicht direkt in die höchste Liga packen, doch fasziniert und bissig unterhalten hat mich diese Grube voller Schlangenmenschen schon. Selbst wenn er mit dem Bram Stoker-Buch nicht mehr viel gemein hat. Hugh Grant beweist einmal mehr und schon in jungen Jahren Augenzwinkern und Charme. Vor Schlangen, egal welcher Größe und Kreuzung und Farbe, hatte ich schon immer Schiss. Die Glaubenskritik konnte sich Russell auch hier nicht sparen und die Traum-/Wahnsequenzen sind schlicht crazy, einzigartig, kongenial. Außerdem pirscht immer eine gewisse sexuelle (Fetisch?!-)Energie mit, ähnlich oder sogar noch drastischer wie bei Vampiren, was sich zu meiner leichten Schlangenphobie natürlich seltsam ergänzt bzw. abstösst. Amüsant. Rasant. Zum Teil auch brisant. Amanda Donohoe ist anbetungswürdig. Tippi toppi!
Fazit: Ken Russell goes Camp! Und die Kunst vergisst er dabei dennoch nicht... Für ihn eine Fingerübung - für alle anderen (bis auf die Stock-im-Arsch'igsten Kritiker) ein großer Spaß!