Review

"Biss der Schlangenfrau" ist einer von den wenigen Horrorfilmen des Regie - Exzentrikers Ken Russell, der auch hier schwarzen (eben typisch englischen) Humor, eine faszinierende Geschichte und bizarre Alptraumwelten zu einem giftigen Cocktail mixt.

Das neuzeitliche England. In der Provinz Ampton feiert man das alljährliche Fest der Tötung des Ampton - Wurmes. Der Legende nach wurde dieser jahrhundertelang von einer heidnischen Sekte verehrt und ihm unzählige Menschenopfer gebracht. Bis ein Vorfahre Lord James D´ Amptons (Hugh Grant) diesen mit seinem Schwert in einer Höhle entzweite. Dieser hat erst vor kurzem seine Erbschaft angetreten und bewohnt ein luxuriöses Anwesen etwas außerhalb des Dorfes. Ihm zur Seite steht seine Freundin Mary, die mit ihrer Schwester Eve eine kleine Pension betreibt. Diese haben sie von ihren Eltern übernommen, nachdem diese auf mysteriöse Weise in der besagten Höhle verschollen sind. Besuch bekommen die beiden von dem angehenden Archäologen Angus, der sich mit dem alten römischen Reich beschäftigt und in Ampton großes vermutet. Womit er recht hat, denn bei seinen Ausgrabungen findet er einen ziemlich großen Tierschädel, der aber weder zu einem Dinosaurier, noch zu einem sonst bekanntem Tier gehört. Wie es sich herausstellt ist dies ein Schlangenkopf, eher gesagt eines Lindwurmes. Doch mit dessen Entdeckung häufen sich die Ereignisse. Quasi aus dem Winterschlaf erwacht taucht die ebenso bizarre, wie auch attraktive Lady Sylvia Marsh (Amanda Donohoe) auf, die mit der Geschichte weitaus mehr zu tun hat, als man zuerst vermutet...

Nach der literarischen Vorlage vom geistigen Vater von "Dracula" - Bram Storker - drehte Ken Russell diesen vampiristisch angehauchten Gothic-Horror. Russell ließ es sich nicht nehmen die vorhersehbare, aber nicht minder uninteressante Geschichte mit allerlei Würze zu versehen.

Allem voran steht der typisch englische Humor, der wie immer ziemlich schwarzhumorig und....bissig...ist. Dieser zieht sich wie ein schwarzer Faden durch den gesamten Film bis hin zum offenen(?!) Ende und unterstreicht die gelungene Atmosphäre. In vielen Szenen gibt es so z.B. Anspielungen auf die Grundthematik des Filmes: Schlangen. Sei es durch die grünlich schimmernden Scheinwerfer eines Autos, sich bewegende Staubsaugerschläche und und und.

Diese (also die Schlangen) treten dann meist in menschlicher Form auf, denn durch die Vorlage Storkers wird geschickt das Thema Vampir aufgegriffen. So enden alle von Lady Marsh gebissenen - es sei denn das Gift wird vorher ausgesaugt - als "Diener“, ansonsten als Dinner. Dinner des Schlangengottes. Dieser ist ganz passabel gestaltet, kann natürlich einen gewissen Trash-Appeal nicht abstreiten. Dennoch: Effekte und Masken sind im guten Durchschnitt.

Eine handvoll Splatterszenen sind gut über den Film verteilt, mehren sich dann am Ende. Technisch versiert und kurz geschnitten wirken sie nicht billig oder aufdringlich; können den Genrefreund also in der Beziehung befriedigen. Besonders interessant sind aber die "Traumszenen", die Russell in Szene gesetzt hat.

Diese sind in ihrer Wirkung um einiges eindringlicher und verstörender. Zum Teil sehr sehr surreal und wie ein schlechter LSD - Trip wirkend. Zwar nicht so viele und auch nicht in der Intensität wie im "Höllentrip", aber fügen sich perfekt in die Geschichte ein.

Darstellertechnisch kann besonders Amanda Donohoe als Schlangenfrau überzeugen. Wirklich eine atemberaubende Darstellung - sexy, verführerisch, aber gefährlich. So darf diese sich öfters "häuten" und trägt ihren Appeal sehr zur Schau. Kein Wunder das da fast das restliche Ensemble schwach wird - und ihr (auch darstellertechnisch) unterliegt. Vor allem Hugh Grant konnte mich nicht so überzeugen, zu steril sein Agieren. Wesentlich besser Peter Capaldi, der den schottischen Archäologen mimt. In einer überaus witzigen Sequenz darf er den Schlangen den Marsch blasen - eine Szene, in der sich man sich ob des Trashgehaltes das Lachen kaum verkneifen kann. Aber ansonsten sind die Darsteller okay und es gibt nur wenige Momente, wo die Kamera lieber hätte abblenden sollen.

Die Kulissen und Bauten sehen auch gut aus, Nebel wabbert so gut wie keiner, dafür sieht man umso mehr von Südengland. Man könnte Russell als den Warhol des Films nennen, denn auch außerhalb der psychedelischen Traumsequenzen sind die Farbgebungen teilweise sehr bunt.

Fazit: "Biß der Schlangenfrau" ist einer der Filme von Ken Russell, die man neben "Der Höllentrip" und "Gothic" als Freund des etwas anspruchsvolleren Horrors kennen sollte!

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