Spätestens seit Peter Jacksons Genre-Klassikern „Bad Taste“ (1987) und „Braindead“ (1992) wissen wir, dass wir aus Neuseeland nicht nur monumentale Landschaftsaufnahmen im Stile der Herr der Ringe-Trilogie erwarten können, sondern auch schwarzhumorige Horror-Komödien, die das Zeug zum absoluten Kultstatus haben. Mit „What we do in the shadows“ liefern die beiden neuseeländischen Comedians Taika Waititi und Jemaine Clement einen neuerlichen Beweis dafür ab.
Deacon (Jonathan Brugh), Vladislav (Jemaine Clement) und Viago (Taika Waititi) leben gemeinsam in einer Wohngemeinschaft in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. An und für sich nichts ungewöhnliches, wären sie allesamt nicht Vampire, die mit den Tücken des Alltags und des WG-Lebens zu kämpfen haben. Ein Kamera-Team begleitet die ungewöhnliche Wohngemeinschaft, um eine Dokumentation über deren WG-Leben zu drehen. Der vierte im Bunde, der mit 8000 Jahren älteste und daher schon leicht senile Petyr (Ben Fransham), der bevorzugt in einem Sarg im Keller „abgestellt“ wird, „sorgt“ unerwartet für „Nachwuchs“ in der Wohngemeinschaft: den Hipster Nick (Cori Gonzalez-Macuer). Dieser macht umgehend seinen besten Freund Stu (Stuart Rutherford), einen „Sterblichen“, mit seinen neuen WG-Genossen bekannt und der lässt es sich nicht nehmen, die neuen „Freunde“ mit den Neuerungen der Technik wie Handys, youtube, google und co. vertraut zu machen….
Im Stile eine Mockumentary kommt „5 Zimmer Küche Sarg“ daher, im ersten Moment fühlt man sich an den artverwandten „Vampire – Verstecken war gestern!“ (2009) des belgischen Filmemachers Vincent Lannoo erinnert. Mit dem großen Unterschied, dass Waititi und Clement das gelungen ist, was Lannoo verwehrt blieb: einen rundum unterhaltsamen, erfrischenden Beitrag zum Genre des Vampir-Films beizusteuern. Das liegt vor allen Dingen an der merklichen Liebe der beiden zum Genre und dem damit verbundenen starken Hintergrundwissen, was die Gesetze – auch die Klischees – des Vampir-Films angeht. Sämtlichen Figuren merkt man vom ersten Anblick an die filmhistorischen Vorbilder über „Nosferatu“ bis hin zu „Twilight“ an, fehlende Spiegelbilder, die unersättliche Gier nach Jungfrauen, die Rivalität zu Werwölfen und vieles, vieles mehr werden thematisiert und augenzwinkernd auf die Schippe genommen. Analog dazu werden alltägliche Probleme einer Wohngemeinschaft thematisiert, wie die leidige Diskussion über den Abwasch oder sonstige WG-Pflichten. Ja, auch Vampire sind nur Menschen, mag man da sagen und genau diese Vermenschlichung und Annäherung der Welten der Untoten und der Sterblichen macht einen Großteil des Charmes von „5 Zimmer Küche Sarg“ aus.
Dass bei der beachtlichen Gag-Dichte, die dem Publikum nur selten die Chance zum Luftholen gibt, nur selten Holzhammer-Humor auftaucht, macht „What we do in the shadows“ noch sympathischer als er ohnehin ist. Auch in den (wenigen) ruhigen Augenblicken ringen die Filmemacher dem aufmerksamen Publikum das ein oder andere Lächeln ab, beispielsweise wenn die Protagonisten ganz im Stile der wohl bekanntesten Mockumentary-Franchise „The Office“ (bzw. „Stromberg“) nach ganz offensichtlich peinlichen, ungewollten Aussagen peinlich-berührt schweigend in die Kamera blicken.
Zwar kann man „What we do in the shadows“ attestieren, dass das Drehbuch nicht über genügend Tiefe verfügt und die Entwicklung an manchen Punkten doch etwas vorhersehbar ist, doch die wunderbar agierenden Darsteller, die enorme Gag-Dichte und die Liebe zum Detail machen dieses Manko wieder wett.
Genre-Freunde kommen an diesem Highlight des Kino-Jahres 2014 sicherlich nicht vorbei und auch alle, die Komödien mit schrägen Charakteren und Gag-Feuerwerke mögen, sollten sich diese Komödie nicht entgehen lassen. Bereits jetzt dürfte feststehen: „5 Zimmer Küche Sarg“ ist einer der lustigsten Filme des Jahres!