Review

Etwa zwei Monate nach dem Konkurrenzprodukt Out of Inferno erschienenes Katastrophendrama, welches abermals den Beruf des Feuerwehrmannes in seiner Aufopferung für das Leben Anderer in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt, diesmal allerdings nicht das ganz traditionelle Schema der Erinnerung an Klassiker wie The Towering Inferno, sondern eine persönlichere Herangehensweise wählt. Interessanterweise ist der Aufbau, sonst oft die zähe Einführung all der später um ihr Leben im Desaster kämpfenden Personen hier der gelungene, und das spätere Actionszenarium der eher nachteilige Schritt, zumal von der Dramaturgie und der metaphorischen Inszenierung her der folgende Brandherd und seine Gefahren teils wie im Horrorfilm dämonisiert, mit gar kleineren Ausflügen in das Reich des Übernatürlichen oder zumindest Mysteriösen formuliert wird. The epic spectacular...:

Weihnachten 2013. Während Hitzerekorde angesagt sind, bekommt die Lung Kwu Tan Fire Station den Auftrag, zu dem Feuer in einem außerhalb der Stadt gelegenen Weinbaubetrieb zu fahren. Der kurz vor einem Transfer stehende Senior Fire Captain Ho Wing-sam [ Nicholas Tse ] kann mit seinen Mannen Yau Bong-chiu [ Shawn Yue ], Lee Pui-to [ Simon Yam ], Cheung Man-kin [ William Chan ] und Haiyang [ Hu Jun ] zwar die momentane Gefahr bekämpfen. Müssen sie aber auf Anordnung ihres direkten Vorgesetzten Yip Chi-fai [ Andy On ] die auch erkannte Bedrohung einer späteren Entzündung und des Übergreifens auf eine nahegelegene Gasleitung ignorieren. Währenddessen kümmert sich auch Man Wah-piu [ Patrick Tam ], der Manager des Pillar Point Elektrizitätswerkes, nicht um die Warnungen seiner Chefingenieurin Yang Lin [ Michelle Bai ], die eine Überlastung der Leitung vorausbeschwört. Beide Mahnungen erfüllen sich prompt und führen zu einem verheerenden Inferno.

Dabei sind die Figuren in Uniform und Gefahrenabwehr nahezu allesamt von Traumata und Zweifeln umgeben, wird gerade die Vorgeschichte einer fatalen Entscheidung und des Bruches dreier Freunde in einer die Aufmerksamkeit in die richtigen Belange rückenden Art und Weise und dies trotz fehlenden empathischen Bezuges erzählt. Gefüllt mit Veteranen, deren besten Tage längst vorbei sind, die aber zur Legende zählen, mit Neulingen, die gerade am Anfang stehen und noch die Bewährungsprobe brauchen, mit Ausgebrannten, deren Transfer tatsächlich nur der Schritt zur Seite aus der Linie der Verantwortung ist, wird eine Konstellation des Unperfekten angestrebt, aus deren späteren Zusammenhalt erst die wahre Wirkung entsteht.

Wie im Katastrophenfilm symptomatisch stehen die Warnungen und das Nichthören darauf und der verzweifelte Kampf des Einzelnen gegen ein Gesamtwerk aus widrigen Umständen wie Missachtung, Profitgier, aber auch die Kraft der Naturgewalten und ungünstige Zufälle an. Ein Konglomerat aus Vorahnungen und wider besseren Wissens, dass hier teils in die Nähe eines schlechtes Omens und Anwendungsfall eines Weltunterganges (noch mit einen kompletten Stromausfall, Verkehrschaos, Giftgaswolken und einem herannahenden Taifun) in klein gerückt wird. Kurioserweise wird gleich zu Beginn des Filmes ein entsprechendes Teilstück in Form einer scheinbaren Apokalypse, bald als Werbeanreiz für den Beruf des Feuerwehrmannes enthüllter Promotionclip integriert, indem Jackie Chan höchstpersönlich die Metropole vor in die Gebäude einschlagenden Meteoriten im Stil eines Armageddon beschützt; ein recht seltsam scheinendes, wie aus der Art und Form geschlagenes Repertoirestück, das so gar nicht richtig zum restlichen Film gehört, aber einem auch nicht aus dem Kopf geht.

Dergleichen Eindrücke hat vor allem die Handlung vor dem eigentlichen Fiasko gleich mehrerlei zu bieten, schlechte Gefühle schon beim Betreten des abseits gelegenen Grundstückes, dass in zunehmenden Maße isoliert, fern jeder Zivilisation, wie als Hort der Geister wirkt und auch so beschrieben ist. Widriges Terrain inmitten der wilden Natur, heruntergekommen und Alles Andere als vom Fortschritt der Gesellschaft und Technik gesichert, vielmehr überall leckend und tropfend und Funken und Rauch speiend, als ob dort die Chimäre ihr Unwesen treibt und die Hölle kurz vor dem Explodieren ist. Dazu arkane Streitereien der drei ehemaligen Genossen, die längst aneinander fremd, von Paranoia, Hierarchien und eigenen Interessen auseinander gerissen sind, was auch noch zum schlechtesten Zeitpunkt debattiert wird und zusätzlich gerade in der darstellerischen Wiedergabe wie gleichgültig, gemütskrank, trotz vieler Gesten und Mimiken auch introvertiert wirkt.

Phantasmagorien allerorten, Trugbilder, die der sonstigen Erwartung vielleicht mit Absicht, vielleicht auch unfreiwillig und fehlgeleitet widersprechen – zwei der Auoren haben zuvor Rigor Mortis mit durchaus ähnlichen Versatzstücken der Erzeugung von Angst und dem Unbekannten  hantiert, während der Dritte und gleichzeitig Regisseur bisher mit düsteren crime - Allegorien wie The Pye-Dog (2007) und The Moss (2008) in einem Moloch aus schwarzen Märchen noch am Ehesten auffiel – , aber so die spezielle Note über dem Kino des Blockbusters hinaus vergeben. Natürlich wird auch das Spektakel präsentiert, die Detonationen von Ölfeldern und Erdgasleitungen und der innere Zusammenbruch des gesamten Gebäudes in all seinen Einzelheiten und aus- und eindrücklichen Zeitlupen vorgeführt. Pathos, Ethos, Heroismus, auch dies hat seine Bewandtnis, und rückt ebenso wie der dann entnervende Score voll mit choralen und sakralen Wünschelrutenklängen in das dann doch höchstkommerzielle Heldenstück. All die folgende Auferbietung der letzten Kräfte, der Kraxeltouren und der Opfergaben der Beteiligten interessiert im Übrigen eher wenig, so dass eine leichte Betäubtheit trotz dem sichtlichen Aufwand der Produktion und einer angenehm zu registrierenden Zuhilfenahme von geographischen Beschriftungen der einzelnen Räume und Stationen des Brandmolochs leider nicht zu vermeiden ist.

Details
Ähnliche Filme