Review

Er ist ein Zeitreise-Agent und soll Verbrechen verhindern, bevor sie geschehen. Nun muss er zurück in das New York der 1970er Jahre, um die tödlichen Anschläge eines berüchtigten Terroristen zu stoppen, der ihm bereits mehrfach entkommen konnte. Von seiner Mission hängt das Leben von zehntausenden Menschen ab. In New York trifft er auf einen mysteriösen jungen Mann, der ihn auf seiner nächsten Zeitreise begleitet, um eine alte Rechnung zu begleichen. Wer aber den Lauf der Vergangenheit ändert, kann auch sein eigenes Schicksal aus der Bahn werfen...


Die australischen Spierig Brothers zählen nun nicht gerade zu den Regisseuren die einen Film nach dem anderen auf den Markt werfen und so ist vorliegender "Predestination" nach "Undead (2003)" und "Daybreakers (2010)" auch erst das dritte Werk der Brüder. Basierend auf einer Kurzgeschichte des amerikanischen Science-Fiction Schriftstellers Robert A. Henlein widmet sich die Geschichte der Thematik von Zeitreisen, hebt sich aber sehr wohlwollend von anderen Genre-Vertretern ab. Ganz generell offenbaren Filme dieser Art immer ihren ganz besonderen Reiz und stellen aber gleichzeitig auch eine Denksportaufgabe an den Zuschauer dar, der sich in Werken wie beispielsweise "Donnie Darko" oft genug mit Fragen herum schlagen musste, die er sich selbst bis heute nicht gänzlich beantworten konnte. Genau bei diesem Aspekt liegt gleichzeitig auch der angenehme Unterschied, denn wo diverse andere Vertreter viele Dinge immer nur anschneiden und der Interpretation des Betrachters überlassen geht die vorliegende Story einen etwas anderen Weg und versucht dabei, aufkommende Fragen möglichst auch zu beantworten. Das ist bei der Komplexität der Ereignisse gar nicht einmal so leicht, doch die Umsetzung des offensichtlich nicht leicht zu verfilmenden Stoffes ist meiner Meinung nach als absolut gelungen anzusehen.

Dennoch wird "Predestination" die Meinungen sicher in zwei Lager spalten, denn es präsentiert sich keinesfalls ein extrem actionreicher SCI/FI Thriller, den man aufgrund der Inhaltsangabe durchaus erwarten könnte. SpIerig und Spierig haben ihr Hauptaugenmerk aber vielmehr auf eine sehr gute und inhaltsvolle Geschichte gelegt, die in diversen Passagen schon einen regelrechten Hirnverbieger darstellen kann. Das ist jetzt aber absolut positiv gemeint, wird man doch praktisch von Beginn an zum mitdenken angeregt und macht sich die ganze Zeit über seine eigene Gedanken, wie die einzelnen Personen und die Abläufe in Zusammenhang zu bringen sind. Dabei konzentriert sich eigentlich alles auf die beiden Hauptfiguren, die von Ethan Hawke und Sarah Snook nahezu grandios dargestellt werden. Manch einer wird dieser Produktion eventuell den Vorwurf machen, das die eigentliche Thematik erst ziemlich spät ausführlicher beleuchtet wird und der erste Teil des Szenarios praktisch aus einem einzigen Dialog der Haupt-Charaktere besteht, der mit etlichen Rückblenden garniert wurde, um einem den Einstieg in das später Folgende zu erleichtern. Für mich ist insbesondere dieser erste Teil der Erzählung eminent wichtig, bekommt man hier doch das Grundgerüst dafür geliefert, auf dem sich die gesamte Erzählung aufbaut. Ansonsten wären nämlich die später folgenden Wendungen und Verwirrungen kaum zu verstehen und man würde in einem regelrechten Wirrwar versinken.

Ein weiteres Merkmal das "Predestination" von anderen Vertretern abhebt ist der Umstand, das hier auch genügend Freiraum für emotionale Momente gelassen wird, denn streckenweise geht einem das Ganze auch spürbar unter die Haut. Dinge wie Liebe, Trauer und Sühne werden äußerst gut thematisiert und ergeben im Zusammenspiel mit dem eigentlichen Thema eine Mixtur, die man in der vorliegender Form so noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Besonders wichtig ist dabei die glaubwürdige Umsetzung und das unglaublich authentische Schauspiel der beiden Haupt-Protagonisten, die mit ihren gelungenen Performances den insgesamt schon sehr guten Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwerten. Insbesondere die letzten Minuten des Filmes machen einem richtig zu schaffen, denn in dieser letzten Phase wandelt sich die Erzählung fast schon zu einer menschlichen Tragödie und präsentiert dramatische Züge, die den Zuschauer keinesfalls kalt lassen. Weiter kann man leider nicht darauf eingehen, denn ansonsten würde man jedem einen Großteil der Spannung nehmen, da erst wenige Minuten vor dem Ende die ganzen Zusammenhänge endgültig zu erkennen sind. Man kann sich zwar durchaus schon vorher gedanklich auf die richtige spur begeben, doch ehrlich gesagt sind sämtliche Abläufe so wunderbar ineinander verschachtelt, das man sich zu keiner Zeit wirklich sicher sein kann ob man mit den eigenen Vermutungen auch wirklich richtig liegt.

Insgesamt gesehen hat mich diese eher unscheinbare Produktion wirklich nachhaltig beeindruckt, denn die Gebrüder Spierig haben an dieser Stelle wirklich Mut bewiesen und eine schwer zu verfilmende Thematik nahezu brillant in Szene gesetzt. Doch obwohl am Ende das Ganze relativ logisch erscheint, kann man auch in diesem Film einige Fragen aufwerfen, die letztendlich jeder nach seiner eigenen Auslegung beantworten muss. Definitiv wird der Betrachter aber keinesfalls mit einem Kopf voller Fragezeichen zurück gelassen und kann sich im nachhinein darüber freuen, das er gerade einen richtig gelungenen SCI/FI Thriller gesehen hat, der sich auch jederzeit für eine neuerliche Sichtung eignet. Für mich persönlich handelt es sich sogar schon zu diesem frühen Zeitpunkt um eine der positivsten Überraschungen des noch jungen Jahres 2015, die Spannung, eine tolle Geschichte und menschliche Emotionen in eine Thematik einflechtet, die an dieser Stelle absolut grandios eingefangen wurde. Eine dicke Empfehlung kann man also ohne Bedenken aussprechen und jeder der auch Wert auf etwas Anspruch legt kann hier bedenkenlos zugreifen.


Fazit:


Auch wenn es sich hier um keinen Mega-Blockbuster handelt, ist "Predestination" ein absolut herausragender Film, der durch die Art und Weise seiner Erzählung auch durchaus ein Alleinstellungsmerkmal für sich verbuchen kann. Viele mögen das bestimmt anders sehen, doch in meinen Augen hat das Regie-Duo Spierig und Spierig hier seine mit Abstand beste Arbeit abgeliefert und eine Geschichte abgeliefert, die den Betrachter von der ersten bis zur letzten Minute dermaßen fasziniert, das man auch im nachhinein noch lange über sie nachdenkt.


10/10

Details
Ähnliche Filme