Die Geisterstadt Bad City ist ein Sammelbecken von Losern und im Leben Gestrandeten. Der attraktive Arash scheint eine Ausnahme darzustellen. Als er eines Abends geistesumnebelt umherstreift, erregt er die Aufmerksamkeit einer verhüllten jungen Frau. Einem Vampir, der die Strassen der Stadt von verkommenen Subjekten säubert. Zwischen Arash und der Namenlosen keimt eine Liebe auf. Aber hat diese Liebe eine Chance auf ein Happy End?
Wer künftig nach HOME ALONE googelt, wird nicht nur bei "Kevin allein zuhaus" fündig werden. Der als iranischer Vampirwestern angepriesene Schwarzweißfilm ist, wie man es vielleicht schon erahnt, alles andere als ein klassischer Blutsaugerstreifen. Dracula kommt auf dem Skateboard daher, ist weiblich und trägt einen Tschador (iranischer Ganzkörperumhang). Das Schwarzweiß enthält eine gewisse Jarmusch-Ästhetik. Schon allein wegen der statischen Kamera. Die untypisch ausgelegte Thematik lässt ferner Parallelen zu ONLY LOVERS LEFT ALIVE zu, zumal auch hier Drogen und Musik eine starke Gewichtung finden. Passend dazu geht der Soundtrack gut ins Ohr und paart hypnotisierende Electrobeats mit traditionellen, iranischen Klängen. Hier kommen die Widersprüche zwischen Tradition und Moderne zum Ausdruck. Die iranische Regisseurin Ana Lily Amirpour lässt nicht zufällig sämtliche auftretenden Männlichkeitsbilder überaus degeneriert und hassenswert ausfallen. Ein übergriffiger Drogendealer, der das Wort "Sex" auf dem Hals tätowiert trägt. Arashs heroinsüchtiger Vater, gespielt von Marshall Manesh, dem Taxifahrer aus HOW I MET YOUR MOTHER. Die Rolle der Frau im Iran ist immer noch komplex, sollte jedoch nicht auf Diskriminierung und Verhüllungspflicht reduziert werden. In den letzten Jahren findet in dem vom Islam geprägten Land sehr viel Emanzipation statt. Diesen Umbruch vermittelt A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT sehr eindrucksvoll. Daneben bekommt man ein überaus stimmiges, bildgewandtes Stück Independent-Kino geboten.
Fazit:
Stylischer Vampir-Noir mit emanzipierter Vampirella. Hipsterstreifen - trotzdem sehenswert.
(Review auch zu lesen in der Deadline #50)