Ich mag die Figur des Captain America nicht- zu patriotisch, zu uninteressante Kräfte, keine besonderen Geschichten, die ich kenne. Trotzdem war der erste Film lange auf Platz 1 meiner MCU-Hitliste, bis Guardians of the Galaxy kam. Dann Thor 2. Und schließlich die eigene Fortsetzung! Winter Soldier ist noch mal eine Nummer besser als der Vorgänger. Die Geschichte spielt vollständig in der Gegenwart und hat massiven Einfluss auf SHIELD und damit auf das ganze MCU (der nächste Film, Avengers 2, dürfte deutliche Nachbeben zeigen). Der Captain muss sich in der Gegenwart zurecht finden, was ihm nicht immer leichtfällt. Für Ablenkung sorgen die Missionen für Nick Fury und SHIELD, die jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen – wie weit kann er Fury und Black Widow trauen? Schließlich eskaliert die Lage als Fury scheinbar (sorry, aber hat das wer für eine Minute geglaubt?) gekillt wird und der Captain auf der Flucht ist.
Der Konflikt besteht aus Caps einfachem moralischen Kompass, der mit der politischen Realität kollidiert – was sich als Falle herausstellt, als klar wird, das HYDRA mehr als nur überlebt hat, so dass es, mal wieder, um die Freiheit der Welt geht. Caps Eindimensionalität wird hier zur Stärke des Films, da er einem moralischen Kompass folgen kann, der sich nicht um Komplexität scheren muss, und andere, komplexere, Charaktere mitzieht. Sein Widerpart ist neben dem politischen System der Winter Soldier, der sich als sein konditionierter Jugendfreund entpuppt und damit ein Anker wird, der ihn allerdings töten möchte.
Die Bedrohung ist riesig, die Action großartig, die Spannung hoch, insgesamt ein wunderbarer Actionthriller, der über die gesamte Laufzeit funktioniert und Riesenspaß macht. Die Effekte sind natürlich tadellos, der Unterhaltungswert ist immens. Mit Falcon wird ein neuer Juniorpartner eingeführt, was ein wenig beliebig wirkt (er trifft ihn zufällig beim Joggen), aber ansonsten passt. Die schauspielerischen Leistungen sind gut, Chris Evans kann nicht viel, braucht er aber auch nicht. Scarlett Johannson darf endlich ein wenig schauspielern und Black Widow ein wenig Charakter verleihen (und dabei verdammt heiß aussehen), Robert Redford gibt als Bösewicht der Stunde eine gute, recht differenzierte Vorstellung. Insgesamt absolute Marveloberklasse, die Thor 2 nach nur einem Tag von Platz 2 verdrängt hat (aber nicht an Guardians vorbei kommt). Wenn die Steigerung weiter geht bin ich auf Age of Ultron heiß wie Frittenfett!
Tatsächlich acht von zehn Vibraniumschilden.